Navigation überspringen
© Mayank Baranwal / Unsplash.com

08.05.2023 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Wie man sich effizient vorstellt

Wie würdest du dich einem anderen Menschen vorstellen?

Wie würdest du dich einem anderen Menschen vorstellen?

In vielen Kulturen gibt es dafür festgelegte Rituale. So gehört es bei manchen dazu, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sippe zu nennen oder den Herkunftsort. Andere legen Wert darauf, bei der Vorstellung den Beruf zu nennen. Oft ist es jedenfalls so, dass zum bloßen Namen noch eine Zusatzinformation gegeben wird.

Auch in unserem Kulturraum tun wir das oft. Je nach Zusammenhang stelle ich mich zum Beispiel so vor:
„Ich bin Katrin Faludi und komme aus Deutschland.“
„Ich bin Katrin Faludi und arbeite bei ERF – Der Sinnsender.“
„Ich bin Katrin Faludi und schreibe keine rosa Bücher!“

Der letzte Satz stammt aus meinem Autorenprofil auf Instagram. Dieses habe ich angelegt, um neue Leserinnen und Leser für meine Bücher zu gewinnen. Anfangs stagnierten die Follower-Zahlen und ich fragte mich, warum. Dann stieß ich auf den Rat, dass ich mir mehr Gedanken darüber machen sollte, wie ich mich auf dieser Plattform vorstelle.

Was haben die Menschen davon, wenn sie sich meine Inhalte ansehen? Welchen „Mehrwert“ bekommen sie von mir? Das gab mir zu denken. Was habe ich anderen denn überhaupt zu bieten?

Gott nutzt Social Media-Strategien!

Eine Überlegung, die sich auch kein Geringerer als Gott gemacht hat. Allerdings nicht für sein Instagram-Profil (das ist auf „privat“ gestellt). Gott wollte einen Hirten namens Mose damit beauftragen, sein ausgewähltes Volk aus der Gefangenschaft in Ägypten zu befreien. Nur kannte Mose diesen Gott bis dahin nicht. Wie also sollte Gott ihn dazu bewegen, zu tun, was er von ihm wollte? Mit der richtigen Art von Vorstellung!

Dass sich Gott für seinen ersten Auftritt gegenüber Mose als brennender Busch verkleidete, war das, was man in der Sprache der sozialen Medien heute einen „Hook“ nennen würde. Ein Hook ist ein digitaler Angelhaken. Mittels eines interessanten Köders beißen die User zu und man hat sie am Haken.

Ein brennender, sprechender Busch – das ist schon ein ziemlich genialer Hook. Mose hat jedenfalls voll angebissen!

Katrin Faludi, Redakteurin ERF Jess

 

Als nächstes folgt ein sogenannter „Call to Action“ – also eine Handlungsanweisung. Gott sagt zu Mose: „Zieh deine Sandalen aus, denn du stehst auf heiligem Boden!“ (2. Mose 3,5). Zugegeben, auf Instagram klingt ein Call to Action eher wie „Folge mir, wenn du dieses oder jenes wissen willst!“ In der Hinsicht war Jesus auf jeden Fall ein Trendsetter.

Mose entscheidet, dem Call to Action zu folgen, zieht seine Sandalen aus und lässt sich auf ein Gespräch mit dem Gott in dem brennenden Busch ein. Dieser glänzt daraufhin mit seinem Expertenwissen:

„Ich habe gesehen, wie mein Volk in Ägypten unterdrückt wird. Und ich habe ihr Schreien gehört. Ich weiß, wie sehr es leidet. Ich bin gekommen, um sie aus der Gewalt der Ägypter zu führen in ein schönes, weites Land.“ (2. Mose 3,7-8)

Gott überzeugt Mose damit, dass er auf seiner Seite ist. Um die beginnende Bindung zu stärken, fügt Gott einen weiteren Call to Action hinzu: „Nun geh, denn ich sende dich zum Pharao. Du sollst mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führen.“ (2. Mose 3,10)

Was hab ich davon, dir zu folgen?

Mose hat noch ein paar Einwände. Zwar hat er nun mit eigenen Augen gesehen, dass dieser Gott ungewöhnliche Formen annehmen kann. Aber das reicht in seinen Augen noch nicht ganz, um den Israeliten klarzumachen, mit wem sie es da zu tun haben. Wenigstens einen Namen muss er ihnen doch nennen können, falls sie danach fragen! Als er Gott fragt, wie er eigentlich heißt, erhält er eine rätselhafte Antwort:

„Ich bin, der ich immer bin. Sag ihnen einfach: ‚Ich bin‘ hat mich zu euch gesandt.“ (2. Mose 3,14)

Abgesehen davon, dass das ein ungewöhnlicher Name ist – eines scheint klar durch: Gott hat sich darüber Gedanken gemacht, welchen Mehrwert seine Vorstellung bietet. Denn das Verb, mit dem Gott sich benennt, kann sich in der damaligen Sprache über mehrere Zeitebenen erstrecken. Er ist nicht nur, er war auch und wird sein. Damit signalisiert er Mose: „Ich bin und werde für euch da sein“.

Und genau da erkennt Mose den „Mehrwert“! Dieser Gott ist schon für seine Vorfahren Abraham & Co. da gewesen. Er erweist sich in der Gegenwart als handelnd (sprechender Busch!) und er eröffnet Mose eine Zukunftsperspektive: „Ich werde euch auf dem Weg aus der Gefangenschaft begleiten und euch einen neuen Lebensraum schaffen.“

Das riecht stark nach Schutz und Zuverlässigkeit! Genau die Dinge, die sich die Israeliten schon so lange wünschen. Das überzeugt Mose.

Gottes Strategie ist voll aufgegangen! Deshalb wendet er sie auch bei späteren Vorstellungen gerne wieder an. Er fordert die Menschen nicht nur auf, ihm zu folgen. Er zeigt ihnen darüber hinaus, welchen Mehrwert es für sie hat, wenn sie das tun. Jesus veredelt die Kunst mit Worten wie „Wer mir nachfolgt, braucht nicht im Dunkeln umherzuirren, denn er wird das Licht haben, das zum Leben führt.“ (Johannes 8,12)

Ich fasse zusammen: Es braucht einen Hook (Aufmerksamkeit erzeugen), einen Call to Action (folge mir nach) und einen Mehrwert (Leben, am besten ewiges).

Und jetzt bist du dran: Wo hat Gott diese Strategie in deinem Leben angewandt? Und wie kannst du sie am besten klauen?

 

 Katrin Faludi

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

Katrin Faludi hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert. Hauptberuflich arbeitet sie seit vielen Jahren als Radioredakteurin, nebenberuflich ist sie Buchautorin. Zu ihren Themen gehören Lebenshilfe und seelische Gesundheit, denen sie mit einer Prise Humor sehr gerne die Schwere nimmt. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und mag alles, was mit Sprache(n) zu tun hat.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren