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© SCM Hänssler

05.12.2021 / Buchauszug / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Oskar König

Verstand bitte draußen lassen?

Über die Weihnachtsgeschichte nach Lukas. Ein Auszug aus der Adventskalenderbox „24 x Weihnachten neu erleben“.

 

»Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde« (Lukas 2,1). So beginnt die bekannteste biblische Weihnachtsgeschichte. Das klingt ein bisschen wie „Es war einmal vor langer Zeit…“.

Doch Lukas, der die Geschichte aufgeschrieben hatte, war Arzt. Kein Märchenerzähler, sondern ein gebildeter Mann mit scharfem Verstand.
 

Aber ja, die Weihnachtsgeschichte ist voller Situationen, die den Verstand von Menschen überstiegen hat:

Maria sollte plötzlich ein Kind bekommen, ohne dass sie zuvor mit einem Mann das Bett geteilt hatte.

Josefs Verlobte war schwanger, und er wusste nicht warum, bis ein Engel ihm die ganze Situation erklärte.

Und auch die Hirten wurden von einer übernatürlichen Engelerscheinung überrascht.
 

Lukas berichtet von vielen Wundern, aber ein Schild mit der Aufschrift »Verstand draußen lassen« gibt es bei Gott nicht. Der berühmte Physiker Albert Einstein brachte das sehr treffend auf den Punkt:

»Jedem tiefen Naturforscher muss eine Art religiösen Gefühls naheliegen, weil er sich nicht vorstellen mag, dass die ungemein feinen Zusammenhänge, die er erschaut, von ihm zum ersten Mal gedacht werden.« »Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft.«
 

Tatsächlich besteht erst für den, der fragt und forscht, die Möglichkeit, so tief zu verstehen, wie vielfältig und großartig Gottes Wesen ist. Und das wiederum funktioniert nur mit voll eingeschaltetem Denkvermögen.

Glaube wird in der Bibel folgendermaßen beschrieben: »Was ist nun also der Glaube? Er ist das Vertrauen darauf, dass das, was wir hoffen, sich erfüllen wird, und die Überzeugung, dass das, was man nicht sieht, existiert« (Hebräer 11,1).

Glaube kann nicht ausschließlich logisch hergeleitet oder bewiesen werden. Deshalb sind Fragen und auch Zweifel berechtigt.
 

Jesus begegnete einmal einem Mann, dessen Sohn stumm war. Der verzweifelte Vater sagte zu Jesus: »Hab Erbarmen mit uns und hilf uns. Tu etwas, wenn du kannst«, worauf Jesus entgegnete: »Was soll das heißen, ›Wenn ich kann‹? (…) Alles ist möglich für den, der glaubt!«. Und weißt du, was die Reaktion des Vaters war? Es heißt, er schrie: »Ich glaube; hilf meinem Unglauben!« (vgl. Markus 9,14-29).

Jesus müssen wir nichts vorspielen, auch keinen überzeugten, starken Glauben. Stattdessen liebt er Ehrlichkeit, auch wenn wir ihn aufrichtig bitten, unserem Unglauben und Zweifeln, unseren ausweglosen Fragen und unserer Ratlosigkeit zu helfen.
 

Deshalb: Nimm nichts ungefiltert als gegeben an, sondern fühle dich frei zu prüfen und zu hinterfragen. Der Glaube ist eine Erfahrungssache. Also lasse dich darauf ein – mache deine eigene Erfahrung!

An welchem Punkt im Glauben hast du das Gefühl, dass dein Verstand herausgefordert wird? Wenn du möchtest, sprich das gleiche Gebet wie der verzweifelte Vater: »Ich glaube; hilf meinem Unglauben!«
 

Wir danken SCM Hänssler für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung des Buchauszugs.
 

Zum ERF Plus Adventskalender zur Initiative 24 x Weihnachten neu erleben:

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