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© Tamara Schipchinskaya / unsplash.com

17.05.2021 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Franziska Decker

(K)eine betende Eintagsfliege

Wer nicht gleich die Flügel streckt, kann was begreifen.

„Ich bete für dich!“ Dieses Versprechen von anderen hat mich schon oft ermutigt. Auch habe ich anderen versprochen und tue es immer wieder mal, für sie und ihre Situation zu beten. Vielleicht für eine Arbeitsstelle, eine anstehende Klausur, ein schwieriges Gespräch u.v.m.

Gebets-Sprint

Bei vielen Anliegen kann ich mein Versprechen leicht einlösen. Ich bete einige Male und damit ist das Anliegen „abgebetet“. Ich danke Gott noch für ein positives Ergebnis, einen guten Verlauf oder eine neue Perspektive, sofern ich es von der anderen Person mitbekomme.

„Langstrecken-Beter“

Herausfordernd wird es in Situationen, die sich nicht von heute auf morgen spürbar oder sichtbar zum Positiven verändern. Nicht einmal nach Monaten oder Jahren. Wenn es um schwerwiegende Probleme geht, die nicht mit wenigen Gebeten „erledigt“ sind.  

Ich höre davon, etwas berührt mich tief und ich nehme mir innerlich fest vor, für eine Person oder eine Situation zu beten. Gleichzeitig merke ich immer wieder zu meinem eigenen Erschrecken, wie schnell ich manchmal schon nach wenigen Tagen mit dem Beten wieder nachlasse. Ähnlich wie im Sport, brauche ich offensichtlich Ausdauer. Und die stellt sich nicht von selbst ein.

Einen langen Atem haben

Denn egal ob Radfahren, Schwimmen, Walken – wer seine körperliche Fitness steigern will, betreibt Ausdauersport. Regelmäßiges, langsam gesteigertes Training lässt den Organismus widerstandsfähiger gegen Ermüdung werden. Erhöht man die Belastung, kann der Körper sich schneller regenerieren als ein nicht trainierter Organismus.

Ausdauer ist ein biblisches Thema. Paulus ermutigt die Gemeinde in Rom, beispielsweise im Gebet beharrlich zu sein (Römer 12,12). Also sich durch nichts vom Beten abbringen zu lassen, sondern dranzubleiben.

Für mich ist das eine große Herausforderung, der ich mich immer wieder bewusst stellen will. Den Anstoß für meine Entscheidung bekam ich vor vielen Jahren, als jemand in meinem unmittelbaren Umfeld schwer erkrankte. Gemeinsam mit anderen habe ich über viele Wochen und Monate für diese Person gebetet. Dabei haben wir von wundersamen positiven Veränderungen über Stillstand bis hin zu schweren Rückschlägen alles erlebt. Bis heute.

Wenn die Puste ausgehen will

Die Anliegen, die mich berühren, sind seitdem nicht weniger geworden. Im Gegenteil. Bete ich dafür, erlebe ich mich phasenweise auf einer geistlichen und emotionalen Achterbahnfahrt: Wenn Gott nicht so eingreift, wie die Betroffenen oder ich selbst mir das wünsche. Wenn ich das Handeln Gottes in meinem eigenen Leben oder im Leben anderer nicht verstehe.

Mein Vertrauen am seidenen Faden

Der Gebetsfaden wird dünner. Resignation, Zweifel, Misstrauen, Enttäuschung und Wut Gott gegenüber können schwer wiegen. Was offensichtlich aber nicht reißt, ist von Gottes Seite der Beziehungsfaden.

Diese Erfahrung hilft mir, mein Herz samt allen Gefühlen vor Jesus auszuschütten. Also auch die, die „man“ als Christ gar nicht haben „darf“. Jesus hält sie aus, hält mich aus. Brutto! Ich muss nicht mehr auf Distanz gehen, sondern kann den Gebetsfaden, und sei er meinerseits auch noch so dünn, aufrechterhalten oder Gott gegenüber immer wieder neu aufnehmen.

Göttliche Sauerstoffzufuhr

Ausdauer im Gebet lohnt sich, denn sie kräftigt meinen „geistlichen Organismus.“ Verzerrte Bilder, die ich von Gott habe, können sich entzerren. Ich kann einen anderen Umgang mit Spannungen im Glauben lernen, die sich mit meinem begrenzten Denken nicht endgültig auflösen lassen: Dass Gott sich einerseits um mich persönlich kümmert und ich, Franziska, ihm wichtig bin. Dass er andererseits aber einen Plan mit dieser Welt hat, der sich erfüllen muss und von dem ich (nur) ein Teil bin.

Ausdauer im Gebet lohnt sich, denn sie kräftigt meinen „geistlichen Organismus.“
Franziska Decker

Dass Gott alle Macht hat, in eine Situation einzugreifen und sie zum Positiven zu verändern, es aber nicht immer tut. Dass er immer ansprechbar für mich ist, aber nicht verfügbar für mich u.v.m. Diese veränderte Sicht kann mich stärken, schwierige Situationen zu durchleben, ohne innerlich daran mürbe zu werden.

Gemeinsam statt einsam

Vielleicht erinnert Gott Sie beim Lesen an eine Person, für die Sie beten wollten. Vielleicht haben Sie mit dem Beten nachgelassen, weil die Veränderung auf sich warten ließ. Vielleicht, weil die Person Ihnen einfach wieder aus dem Kopf gekommen ist. Das passiert im Trubel des Alltages. Wodurch auch immer Ihnen die Puste ausgegangen ist - ich mache Ihnen Mut, den (Gebets-) Faden für diesen Menschen wieder aufzunehmen. Jetzt!

Paulus ermutigt die Christen in Rom weiter: „Nehmt euch der Nöte der Heiligen an.“ (Römer 12,13)

Menschen dienen einander, wenn sie füreinander beten! Nicht als Eintagsfliegen-Beter, die nach maximal vier Tagen die Flügel schon wieder strecken. Sondern mit Ausdauer, wenn die Situation es erfordert!
 

 Franziska Decker

Franziska Decker

  |  Coach Evangelisation & Follow-Up

Sie begleitet Kursteilnehmer/-innen und ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen in den ERF Workshops und koordiniert das Online-Kursangebot.

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Kommentare (1)

Helga N. /

Danke für die Ermutigung, am Gebet dran zu bleiben. Manchmal bete ich statt für einen konkreten Wunsch (Heilung oder Lösung eines Problems) für Gottes Segen, Frieden und Nähe. ER kennt die Lösung.

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