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02.01.2012 / Andacht zur Jahreslosung / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Hao Hebbinghaus

Wahre Machtverhältnisse

Wie kann Gott in den Schwachen mächtig sein? Der Prediger von Buchenwald, Paul Schneider, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür.

Die Nazi-Aufseher im KZ Buchenwald hatten ihm größte Schmerzen zugefügt. Trotzdem zog sich der evangelische Pfarrer Paul Schneider am Ostersonntag 1939 an den Gitterstäben seiner Zelle hoch und rief den Mithäftlingendraußen auf dem Appellplatz zu: „Hier wird gefoltert und gemordet. So spricht der Herr: ,Ich bin die Auferstehung und das Leben!‘“ Weiter kam er nicht. Massive Stockschläge brachten ihn zum Schweigen.

Auf der einen Seite ein geschlagener und geschundener Pfarrer, wehrlos den Nazischergen ausgeliefert, auf der anderen Seite die über Leichen gehenden Nazis. Wo die Macht lag, ist überdeutlich.

Die Jahreslosung für 2012 lautet: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Korinther 12, 9) Sie zeigt die andere Seite und die wahren Machtverhältnisse. Plötzlich wird der Geschlagene und vom Tod gezeichnete KZ-Häftling Träger der Kraft Gottes - während die braunen Uniformträger wie Kinder erscheinen, die meinen, sie wären die Herren der Welt. Dabei hatten sie vielleicht nicht mal im Kinderzimmer das Sagen.

Lernen zu überwinden
Gott macht nicht immer gleich Licht, wenn wir vom Dunkel der Welt umgeben sind und andere das Sagen über uns haben, so dass wir uns fürchten müssen. Wirklichen Trost finden wir aber nicht nur, wenn die Not sich wendet. Sondern wenn der Helfer nahe ist. Wirkliche Hilfe finden wir nicht nur, wenn sich die Situation verändert, sondern wenn die Vertrautheit mit dem Helfer wächst. Darin liegt die Überwindung der Angst. Vertrauen in Gott ist somit keine eigene Kraftleistung gegen die Angst, sondern ein Vertrautwerden mit dem Helfer.

Hiob wollte Klarheit über sein Schicksal. Aber Gott machte ihm nicht Licht, sondern schenkte ihm seine Gegenwart. Paulus wollte die Abwendung seiner Not, aber Jesus schenkte ihm seine ganze Nähe in der Not. Die Reihe der scheinbar Schwachen, die in der Stärke Gottes lebten, reicht durch die Jahrhunderte bis in unseren Alltag.

Paul Schneider schrieb in seinem letzten Brief an seine Frau kurz vor seinem Tod: „Es darf ja nicht schwerer kommen, als wir tragen können, diese Zusage haben wir. Möchten wir nur auch lernen und reifen an dem, was uns aufgegeben wird, und überwinden.“ Das heißt nichts anderes als: "Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig."



Paul Schneider in der deutschen Wikipedia

Mehr vom Autor: http://lebensmut.wordpress.com/

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Kommentare (4)

Antje /

Die Andacht hat mich sehr berührt.
Sie ist das Beste was ich bisher über die Jahreslosung gehört habe.
Habe das Buch über das Leben von Paul Schneider gelesen. Es ist sehr beeindruckend.

Janine M.-S. /

sehr schöner Artikel! Leider geht bei der Jahreslosung der ebenso wichtige 1. Teil von Vers 9 vergessen: "Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner GNADE genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen möchtig"....
Es ist also Gkande...

Claudia /

Schöner und erbauender Artikel mit guten Gedanken, leider etwas kurz gehalten. Hätte in dem Artikel gerne mehr über Pfarrer Paul Schneider gelesen. Trotzdem: Danke!

martin m. /

macht weiter so!!!!

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