Pedro kam zu unserer wöchentlichen Bibel- und Gebetsstunde und erzählte uns von seinem Freund: “Manuel ist aktiver Christ in meiner Heimat, in Brasilien. Er setzt sich schon jahrelang für die Gemeinde ein, übernimmt Verantwortung, kümmert sich um die Kinderarbeit, predigt, besucht Kranke. Jetzt hat er seine Arbeit als Ingenieur verloren. Und weiß nicht, wie er seine fünfköpfige Familie durchbringen soll, weil die Arbeitslosigkeit in seiner Heimatstadt sehr hoch ist.”
Ich kann mich noch gut an unsere Reaktion erinnern: “Das tut uns leid für Manuel – wir wollen für ihn beten!” Petro hingegen reagierte daraufhin ganz anders, als wir ahnten. Etwas ungehalten sagte er: “Beten – das könnt ihr sein lassen!” Und meinte dann: “Helfen, das wäre jetzt angebracht.”
Mehr als "nur" beten
Zuerst waren wir ziemlich geschockt von seiner Antwort. Hallo! Wir sind Christen! Wir beten immer, wenn es jemanden nicht gut geht oder wir von Problemen hören. Wieso sollte das nicht auch jetzt für diesen arbeitslosen Brasilianer gelten? Das haben wir doch immer so gehandhabt! Sollen wir also davon ausgehen, dass Gott unsere Gebete nicht erhört?
Aber nachdem wir ein wenig diskutiert und nachgedacht hatten, begriffen wir. Es muss manchmal mehr geben als “nur” das Beten für Andere. Manchmal ist konkrete Hilfe angesagt. Daher handhabten wir es so: Jeder, dem Manuel auf dem Herzen lag, konnte einen freiwilligen Beitrag als Soforthilfe spenden. Außerdem wollten wir ihn so lange monatlich unterstützen, bis er wieder Arbeit gefunden hätte.
Hand aufs Herz
Es funktionierte. Das notwendige Geld kam zusammen, Pedro überwies es an seinen Freund. Und Manuel und seine ganze Familie waren Gott sehr dankbar, dass dieser die Herzen von Menschen in einem fernen Land angerührt hatte. Nicht nur zu beten, sondern auch tatkräftige Hilfe zu leisten.
Diese Geschichte ist einige Jahre her. Manchmal denke ich, dass wir diese Lektion immer wieder neu lernen müssen. Wenn uns die Not eines Mitmenschen ins Herz trifft, sagen wir schnell: “Wir beten für dich!” Und meinen es sogar ehrlich. Aber – Hand aufs Herz – wie oft treten wir wirklich vor Gott für unseren Freund ein, der seine Arbeit verloren hat? Der krank geworden ist? Der nicht mehr so kann wie früher? Vielleicht am Anfang noch täglich. Dann tritt seine Not wieder in den Hintergrund, verdrängt von aktuellen Anliegen. Und irgendwann sind diese Anliegen gar nicht mehr auf unserer Liste.
Gleich beten und gleich handeln
Beten (=Worte) ist oft einfacher als Handeln (=Taten). Dabei würde sich der Betroffene vielleicht viel mehr freuen, wenn wir ihm Zeit schenken. Ihn besuchen. Zuhören. Oder ihn immer mal wieder anrufen, damit er merkt, dass wir wirkliches Interesse an ihm und seiner Situation haben.
Wenn schon Beten, dann nicht als Versprechen, sondern als aktives Tun. Zum Beispiel könnte man sagen: “Ich weiß, dass du Gott alles zutraust, auch dass er deine Not wenden kann. Ich will für dich bei Gott einstehen. Gemeinsam mit dir. Jetzt.” Und dann kann ich, können Sie mit dem Anderen sofort und gleich beten.
Dieses Gebet ist keine billige Vertröstung mehr. Der Andere merkt gleich, dass es nicht bei gutgemeinten Versprechungen bleibt. Sofortiges und aufrichtiges Gebet kommt als Trost an. Und natürlich noch besser: Gleich Beten und gleich handeln. Das tut dem Herzen und der Seele wohl.
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Ihr Kommentar
Kommentare (11)
Um Gebete zu erhören benötigt Gott uns Menschen. Er braucht Menschen, die er schicken kann, wo immer auch Not sein mag. Gott erwählt uns und gibt uns den Auftrag, sich um diesen oder jenen Menschen … mehrzu kümmern. Wenn wir bereit sind, als Gottes Bodenpersonal mit ihm zu arbeiten, dann werden viele Gebetserhörungen sein. Was nützt ein Gebet: " Gott bitte schicke mit einen Menschen, der mir hilft" und es ist keiner da, den Gott schicken kann?
Genau so ist es, beten schützt vor selbst aktiv werden nicht !
Danke !
Heißt doch schon lange so: "Ora ET labora" ...
:-)
Du kannst nicht mehr tun als beten bevor Du gebetet hast, aber du kannst mehr tun als beten nachdem Du gebetet hast.
:-))
Kompliment. Der Artiekl sollte zu Verhaltensänderungen bei den meisten Christen (inklusive mir) führen.
Danke.
Danke für den Beitrag.
Gebet ist eine mächtige Waffe von jedem Jünger Jesu.
Nach Gebet müssen Handlungen folgen.
Seid gesegnet in Jesu Namen.
Danke für den Beitrag, interessanter Gedanke, der die Sache auf den Punkt trifft.
Ich halte es noch immer mit der alten Benediktiner-Regel: Ora et labora.
Genau !! Das sehe ich auch so !!
Vor eineigen Tagen als ich uebr die Geschichte von Kazarus nachachte, kam mir auch die Idee, dass das was eben durch Jesus geschah einfach war, dass Lazarus begriffen … mehrhat, rumliegen macht keinen Sinn mehr und von daher konnte er aufstehen und sich "wurde geheilt". Wie ? weiss ich nicht. Vielleicht steht das ja auch gar nicht in der Bibel ??????
ein toller beitrag! trifft mitten ins herz. auch die praktischen erkenntnisse sind so treffend: am anfang noch häufig beten, doch irgendwann verschwimmt die sache im hintergrund, weil täglich was … mehrneues dazu kommt. und den sofortigen gebetsratschlag empfinde ich für mich als guten impuls. danke andreas.
Hallo Andreas, vielen Dank für diesen Beitrag! Der Glaube ohne Werke ist tot, heißt es in der Bibel. Beten kostet nichts, aber finanzielle Unterstützung bedarf eines persönlichen Opfers. Ich finde es … mehrwunderbar, daß Ihr dem christlichen Bruder aus Brasilien tatkräftig unter die Arme gegriffen habt! Daß Gott weiß, was wir brauchen und uns dies auch geben wird, ist Sein Versprechen an uns. Aber oft sind wir selbst aufgefordert, mit Seiner Hilfe dieses Versprechen einzulösen. Dazu hat Er uns in diese Welt gesandt.
Als ich den Titel las, kam mir allerdings noch etwas anderes in den Sinn. Wenn man (z.B. bei Krankheit) für jemanden beten will, stößt man auch zuweilen auf fast aggressive Ablehnung, nach dem Motto: das nutzt sowieso nichts. Also laß mich in Ruhe damit! Traurig, wie wenig viele Menschen Gott zutrauen und es eher ablehnen, Ihn um etwas zu bitten...meist, weil einmal eins ihrer Gebete unerhört geblieben ist. Wieviele stumme Gebete in ihrem Leben erhört worden sind, sehen sie dann nicht mehr. Traurig finde ich das...
Liebe Grüße Angela