
10.01.2011 / Interview mit Michael Jahnke / Lesezeit: ~ 5 min
Autor/-in: Michael LangDer rote Faden durch die Bibel
Die Bibel ist über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren entstanden. Ein neuer Bibelleseplan soll helfen, den roten Faden in ihr zu finden.
Guter Start, Mittendrin, Lichtstrahlen, ökumenische Tageslesung und so weiter: Die Liste von Bibelleseplänen in Deutschland ließe sich noch weiter führen. Warum sollte also jemand auf die Idee kommen, noch einen weiteren Leseplan auf den Markt zu bringen? Michael Jahnke, Mitarbeiter beim Bibellesebund, erklärt, was das Besondere am neuen Bibelleseplan E 100 des Bibellesebundes ist.
ERF Online: Herr Jahnke, mit dem Projekt E 100 kommt ein weiterer Bibelleseplan auf den Markt. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Michael Jahnke: Wir sind durch unseren Kollegen Whitney Kuniholm aus den USA auf diese Idee gestoßen und waren sofort davon überzeugt. Die Entstehungsgeschichte ist sehr ungewöhnlich. Mit der Perspektive, dass seine Kinder irgendwann bei ihm ausziehen, überlegte er: "Welche biblischen Geschichten, sollen meine Kinder eigentlich kennengelernt haben, bevor sie ausziehen?"
Eines Nachts schrieb er eine Liste mit den wichtigsten Geschichten aus der Bibel. Er nahm sich vor, seinen Kindern, diese Geschichten nahe zu bringen. Irgendwann erkundigten sich Freunde, Bekannte und Menschen aus der Gemeinde nach dieser Liste. Daraus entstand eine Eigendynamik und später eben auch dieser Bibelleseplan.
ERF Online: Mit E 100 laden Sie den Leser auf eine "Entdeckungsreise durch die Bibel" ein. Was genau kann der Leser entdecken?
Michael Jahnke: E 100 ist eine Art Basisausstattung des Bibelwissens und der Geschichten, die man aus der Bibel mitkriegen kann. Der Leser bekommt mit diesen 100 Bibeltexten einen guten Überblick über die gesamte Heilsgeschichte in der Bibel. Er eignet sich deshalb für alle, die erstmalig oder ganz neu die Bibelgeschichten im Zusammenhang „entdecken“ wollen. Die zentralen Aussagen in der Geschichte Gottes mit dem Menschen stehen dabei im Vordergrund.
ERF Online: Kann ein routinierter Bibelleser auch noch etwas Neues entdecken oder handelt es sich hierbei um eine Hilfe für Einsteiger?
Michael Jahnke: Sowohl als auch, denn E 100 ist in der Zusammenstellung ungewöhnlich. Für den Einsteiger ist der große Überblick von Vorteil, denn man liest die wichtigsten Texte in einer logischen Reihenfolge. Der routinierte Bibelleser kann einen neuen Zugang zur Bibel bekommen. Wir im Bibellesebund bieten viele Lesehilfen, die über vier oder acht Jahre gehen, E 100 ist ein Plan, der sich dem Leseverhalten des Lesers anpasst.
ERF Online: Wie unterscheidet sich E 100 von bisherigen Leseplänen?
Michael Jahnke: Er vermittelt in Kürze einen Gesamtüberblick über den wesentlichen Inhalt der Bibel und das mit nur 100 Texten. Die meisten Bibellesepläne arbeiten sich in kurzen einzelnen Schritten durch kurze Ausschnitte von Bibeltexten. E 100 bietet auch längere Textetappen. Man liest nicht nur zwei oder drei Verse, sondern zum Teil mehrere Kapitel oder ganze Bücher. Das Buch Jona wird zum Beispiel komplett gelesen.
ERF Online: E 100 umfasst die "entscheidenden einhundert Bibeltexte". Fällt so eine Auswahl nicht sehr subjektiv aus?
Michael Jahnke: Ja klar. Jeder Bibelleseplan erhebt den Anspruch, eine repräsentative Auswahl zu treffen oder anderen Kriterien besonders gut zu entsprechen. Daran kommt man nicht vorbei, wenn man eine Auswahl trifft. Hier lag im Fokus, die Bibeltexte herauszusuchen, die man eben als Basisausstattung zum Verständnis von Gottes Plan für den Menschen benötigt und das ohne Ausnahme. Es kommen nicht nur die leicht verträglichen Texte vor, auch das Jüngste Gericht und unangenehme Prophetentexte, die nicht nur die schönen Seiten von Gottes Plan zeigen, finden ihren Platz. Whitney Kuniholm hatte im Blick, seinen Kindern mit biblischen Inhalten zu begegnen. Selbstverständlich wird der eine diesen Text vermissen, der andere jenen. Aber so ist es eben bei einer Auswahl.
ERF Online: Im Gegensatz zu anderen Bibelleseplänen erstrecken sich die Bibeltexte von E 100 zum Teil über mehrere Kapitel. Ist das nicht ein Hindernis für all die Menschen, die eine tägliche Bibellese bevorzugen?
Michael Jahnke: Für diejenigen ist diese Bibellese auch nicht geeignet. Es ist eben keine Tageslese wie so viele, sondern eine Kontingent-Bibellese. Man räumt sich also selbst in entsprechend zumutbaren Abständen die nötige Zeit ein. Wir haben den Versuch gewagt, an Menschen heranzukommen, die mit einer geregelten Tagesbibellese nicht gut zurechtkommen. Wer täglich liest, braucht eine gewisse Konsequenz. Lässt man einige Tage aus, sollte man die Lese nachholen, um das Kalendarium einzuhalten. Bei E 100 entscheide ich selbst, wann ich lese. Da kann ich auch mal eine Woche Pause machen, um dann ohne Druck weiterzulesen.
Das macht es auch für mich so attraktiv, weil ich kein Tages-Bibelleser bin. So brauche ich kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mal nicht hinterherkomme. Ich räume mir bewusst Zeit ein, um Bibel zu lesen und Gott darin zu begegnen und tue das, wenn es für mich möglich ist.
ERF Online: Sie sehen E 100 nicht nur als Bibelleseplan für Christen, sondern auch als Möglichkeit, jedem Interessierten einen Einblick in die Bibel zu gewähren. Stößt dieses Angebot auf Neugier?
Michael Jahnke: Wir wissen wenig über das Leseverhalten von Menschen, die sonst wenig mit Kirche und biblischen Inhalten zu tun haben. Wir denken aber, dass es hier einen sehr einfachen Zugang ermöglicht, mit E 100 einen ersten Überblick zu gewinnen. Wir haben aber kein besonderes religionsdidaktisches Konzept entworfen. Wir denken, dass die Geschichten für sich sprechen. Unsere Mitarbeiter haben E 100 in ihrer Nachbarschaft verteilt und stoßen zumindest auf Interesse, mal zu entdecken, was in der Bibel eigentlich steht. Menschen im christlichen Abendland, wissen oft wenig von dem, was unsere christliche Kultur ausmacht. Doch bei manchen Menschen wächst das Interesse, sich über die Bibel zu informieren. Ich denke, dass E 100 auch dafür gut geeignet ist.
ERF Online: E 100 ist relativ neu. Gibt es bereits erste Rückmeldungen?
Michael Jahnke: Sehr wohl. Wir sind momentan mit der Publikation beschäftigt und haben dafür zum Beispiel in der neuen Zeitschrift "Faszination Bibel" eine Anzeige geschaltet und ein Probeheft eingeklebt gehabt. Darauf bekommen wir eine Menge Rückmeldungen. Außerdem gehen gingen im Weihnachtsgeschäft viele Bestellungen für das zusätzliche Begleitbuch mit Impulsen zu den Bibelstellen ein. Inzwischen erhalten wir Rückmeldungen von Einzelpersonen, aber auch von Gemeinden, die das Andachtsbuch zu E 100 als ein gutes Instrument für Haus- und Bibelkreisarbeit empfinden. Viele Gemeinden fordern aber auch einfach die Lesekarten in rauen Mengen an.
ERF Online: Wird das Projekt E 100 in Zukunft noch weiter ausgebaut?
Michael Jahnke: Auf jeden Fall wird es E 100 auch für Kinder geben, das wird im Frühjahr 2011 herauskommen. Derzeit gibt es auch die Überlegung, die wichtigsten 100 Texte über Jesus zu machen. So könnte man sich neben der Heilsgeschichte Gottes auch mit der Person Jesus auseinanderzusetzen. Jetzt warten wir aber zuerst ab, wie E 100 am Markt wahrgenommen wird. Wir werden es lange in unserem Programm haben, weil es eine schöne Variante zu unseren bisherigen Tagesbibellesen ist.
ERF Online: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Jahnke.
Wenn Sie den Roten Faden in der Bibel für sich neu entdecken wollen, schauen Sie beim ERF-Shio vorbei.
Hier finden Sie:
- eine kostenlose Lesekarte
- ein Heft mit Anregungen zum Gruppengespräch
- ein Buch mit Impulsen für jeden Bibeltext
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Ich bin begeistert und möchte es in der Gemeindearbeit einsetzen. DANKE!