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© Staatskanzlei Sachsen-Anhalt | StagiaireMGIMO, via Wikimedia Commons CC BY-SA 4.0 | Ferran Cornellà, via Wikimedia Commons via Wikimedia Commons

21.04.2017 / Kommentar / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Oliver Jeske

Steht eine neue Reformation bevor?

Oliver Jeske bewertet eine Podiumsdiskussion mit Rainer Haseloff, Christian Wulff, Peter Altmaier und Friedrich Schorlemmer.

 

Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, Kanzleramtschef Peter Altmaier und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer diskutierten am 19. April in Wittenberg über die Frage „Stehen wir erneut vor einer Reformation?“ Eingeladen dazu hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff , einer der wahrscheinlich kundigsten prominenten Katholiken, was das Reformationsgeschehen angeht. Als Landesvater von Sachsen-Anhalt hat Haseloff ein feines Gespür für die Tatsache: Demokratie in den sogenannten neuen Bundesländern – und nicht nur dort – will immer wieder neu begründet sein. Und dazu gehört auch das Erbe Martin Luthers mit seiner Definition der Freiheit eines Christenmenschen. Denn sie schließt die Verpflichtung gegenüber Gott und der Gemeinschaft ein.

Prominent besetztes Podium

Werbewirksam ist Haseloff mit dem Thema „Stehen wir erneut vor einer Reformation?“ über das Ziel hinausgeschossen. Denn natürlich kann niemand sagen, was in ein paar Jahren oder Jahrzehnten an geistigen und geistlichen Umwälzungen vor uns steht. Aber Haseloff hat ein Podium zusammengestellt mit zwei gestandenen Katholiken, Christian Wulff und Peter Altmaier, die ihre Verbundenheit mit Martin Luther und seiner Lehre zum Ausdruck gebracht haben. Wulff betonte die einende Kraft der reformatorischen Erkenntnis, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes sei. Diese Sicht sei wichtig in einer Zeit, in der die Gesellschaft auseinanderzudriften drohe. Altmaier wiederum betonte, welche gesellschaftsprägende Kraft ein Glaubender entwickeln könne, der sich wie Luther mit Gott im Reinen weiß.

Auf der anderen Seite stand Pfarrer Friedrich Schorlemmer, ein Mann, der sich unbestreitbare Verdienste als DDR-Bürgerrechtler erworben hat, gleichzeitig aber Luther als „sturen Bock“ und „biblischen Fundamentalisten“ abkanzelte. Statt des Kleinen Katechismus sollten Konfirmanden heute lieber die UN-Menschenrechtscharta auswendig lernen, so Schorlemmer. Das war für einen substanziellen Beitrag zum Thema zu wenig.

Die Revolution zur Freiheit in der DDR war eine zweite Revolution 

So blieb ungenannt, welche Zuversicht Christen in der DDR aus ihrem Glauben schöpften in der Zeit vor dem Mauerfall. Und welche Kraft Gebete und Kerzen entfalteten.

Es gab – so könnte man sagen – bereits eine zweite Reformation in Deutschland: Die von Christen mitgetragene Revolution hin zur Freiheit im Ostteil der heutigen Republik. Schade, dass dieser Aspekt in der Diskussion in Wittenberg unterging. Die Kraft der Reformation ist uns heute näher, als es der Blick 500 Jahre zurück erscheinen lässt.

Diese Perspektive hätte Reiner Haseloffs Aufruf zur Diskussion verdient gehabt.

 Oliver Jeske

Oliver Jeske

  |  Redakteur

Sprachlich Hannoveraner, seit einem Vierteljahrhundert in Berlin zu Hause, liebt er Jesus, Tanzen mit seiner Frau, Nordsee-Spaziergänge mit seinen Söhnen und leckeren Fisch. Von Gott ist er fasziniert, weil der ihn immer wieder überrascht und im wahrsten Sinne des Wortes beGEISTert.

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