Angesichts von terroristischen Anschlägen und einer zunehmenden Entzweiung unserer Gesellschaft brauchen wir die Friedensgebete, die die Menschen in der DDR praktiziert haben, nicht nur in der nostalgischen Rückschau, sondern ganz dringend für die Gestaltung einer friedlichen Zukunft, meint Andreas Odrich in seinem Kommentar.
Dankbar schauen viele Menschen zurück auf 30 Jahre friedliche Revolution. Sie hat gezeigt, dass Freiheit und Frieden möglich sind. Der Ruf „Keine Gewalt“ wurde damals zum Markenzeichen. Genauso wie die Friedensgebete, die die Menschen in den Kirchen sprachen, bevor sie zu den Montagsdemonstrationen auf die Straßen zogen, wie die 70.000 in Leipzig am 9. Oktober 1989, als sie weltweit sichtbar der friedlichen Revolution Stimme und Gesicht gaben.
Entsetzen alleine reicht nicht
Der 9. Oktober 2019, 30 Jahre später lehrt, dass wir die Friedensgebete dringend wieder brauchen. Da ist das Entsetzen über den mutmaßlich rechtsextremistischen Terroranschlag auf die Synagoge in Halle, der zwar im Kern missglückte, aber dennoch durch Mord zwei Menschen das Leben kostete. Da ist aber auch der mysteriöse, mutmaßlich mit Absicht herbeigeführte Auffahrunfall mit einem LKW in Limburg, den ebenfalls Menschen mit dem Leben hätten bezahlen können.
Zum Handeln verpflichtet
Beide Ereignisse zeigen, bei aller Unterschiedlichkeit der mutmaßlichen Motivlage, dass wir uns des Friedens und der Unversehrtheit nie ganz sicher sein können. Immer wieder wird es Menschen geben, die den Tod anderer in Kauf nehmen, sei es als Kollateralschaden, oder in voller bestialischer Absicht. Das war schon immer so. Aber dies ist kein Grund zu resignieren. Mehr noch: wir sind zum Handeln verpflichtet, weil wir mit jedem Tun oder Nicht-Tun das gesellschaftliche Klima beeinflussen und den Boden bereiten für Hass und Gewalt.
Jede Stimme zählt
Wenn niemand widerspricht, wenn der Holocaust relativiert wird, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn der Boden bereitet wird für rechtsextremistische Taten. Wenn wir uns täglich mit Filmen und Videospielen überhäufen, in denen ein „einsamer Wolf“ als Verfechter seiner angeblich „gerechten Sache“ „endlich aufräumt“ und alles niedermäht, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn extremistische Gewalttäter nach diesem Rollenbild greifen, um sich auf Kosten anderer in die Öffentlichkeit zu rücken - so wie im März der Attentäter von Christchurch, so wie jetzt der Attentäter von Halle und so wie die zahlreichen IS-Kämpfer, die die elektronischen Medien für die Verbreitung der Bilder ihrer grausamen Hinrichtungen nutzten.
Als Christen vor der jüdischen Gemeinde verneigen
Als Christen haben wir heute uns vor den Angehörigen der Opfer von Halle zu verneigen und vor der jüdischen Gemeinde in ganz Deutschland. Dass so ein Verbrechen weit 70 Jahre nach dem Holocaust wahrscheinlicher denn je geworden ist, muss uns entsetzen.
Hasstäter mit Missachtung strafen
Widersprechen wir jedem zynischen Kommentar. Strafen wir die Täter, die sich im Netz darstellen, mit Missachtung. Widersprechen wir jedem Hasskommentar und jeder Hassparole, in der Mittagspause und in den Sozialen Netzwerken.
Selbst vorleben, was wir von anderen fordern
- Leben wir selbst vor (und da schließe ich mich als Autor dieser Zeilen ein), dass wir Menschen nicht in Schubladen stecken und sie über einen Kamm scheren.
- Sagen wir mutig unsere kontroverse Meinung aber in Würde und im Respekt vor dem anders denkenden.
- Nehmen wir Stellung gegen jedwede Form von Terror und Gewalt.
- Beten wir für den Frieden, wie die Menschen in der DDR damals vor 30 Jahren in der DDR.
Denn eines steht fest: Wir brauchen den Frieden Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Unzulänglichkeit, in diesen Zeiten mehr denn je.
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Sei es wegen den gar so vielen kriegerischen Konflikten, sei es wegen Werteverfall in unserer Gesellschaft. Und auch bei den vielen Versäumnissen bzgl. Umweltschutz oder Klimaproblemen: Demütigung … mehrund Gebet, Fürbitte u n d Dank und Anbetung, d a s schulden wir unserem allmächtigen HERRN und Schöpfer. Außer den gläubigen Königen und Propheten im AT denke ich auch an Daniel als Vorbild.
Man sollte nicht nur aktiv werden, wenn der Holocaust relativiert wird, sondern auch dann, wenn er bejubelt wird. So wie es mitten in Deutschland bei Aufmärschen von Palästinenser-Gruppen im Verbund mit Antifa der Fall ist.