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© Patrick Schneider / unsplash.com

30.01.2012 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Kim Rosta

Die Gleichnisse Jesu verstehen

Jesus lehrt oft durch Gleichnisse - doch wie lege ich sie richtig aus? Der Autor J. Dwight Pentecost macht es in seinem Buch vor. Eine Rezension.

Ihr Bild ging um die Welt: Das kleine vietnamische Mädchen, Kim Phuc, rennt schreiend die Nationalstraße 1 entlang. Nackt, weinend und von einer Napalmbombe verletzt. Kein Zeitungsbericht, keine Statistik über die Millionen Todesopfer könnte die Grausamkeit des Vietnamkrieges so eindrücklich vermitteln wie dieses schlichte Foto. Es sind Bilder, nicht Fakten, die sich in das menschliche Gedächtnis tief einprägen.

Zurzeit Jesu gab es noch keine Fotos. Dennoch nutzt Jesus in seiner Verkündigung diese Stärke von Bildern. Er erzählt Gleichnisse. Durch Geschichten aus dem Alltag, Vergleiche oder Metaphern vermittelt er komplexe, unbekannte Botschaften bildlich, einfach und eindrücklich.

Die Gleichnisse Jesu verstehen – nur wie?

Der ehemalige Autor und Professor für biblische Exegese, J. Dwight Pentecost (1915 – 2014), untersucht in seinem Buch „Die Gleichnisse Jesu verstehen“ über 40 dieser Gleichnisse. Bevor er sie auslegt, erklärt er dem Leser in der Einführung seine Grundlagen und Vorgehensweisen. Zum einen macht er deutlich, was ein Gleichnis ist und wie es sich von anderen Stilmitteln abgrenzt. Zum anderen zeigt er auf, wie Jesus diese bildlichen Darstellungen verwendete. Zudem sensibilisiert er seine Leser dafür, dass in der Einfachheit der Gleichnisse auch eine Gefahr liegt: Nämlich darin, sie zu überinterpretieren oder in bestehende Wahrheiten zu zwängen. Aus diesem Grund hält es Pentecost für wichtig, sich an vier Grundsätze zu halten.

Einer davon ist beispielsweise, dass ein Gleichnis immer in seinem Kontext betrachtet werden muss. Damit meint der Autor: Ein Gleichnis hängt nie zusammenhangslos in der Luft. Jedes Mal, wenn Jesus zum Beispiel eine Alltagsbegebenheit zur Veranschaulichung erzählt, bezieht er sich auf eine Frage oder ein Problem, das seine Zuhörer beschäftigt oder das Jesus bei ihnen erkannte. Passt meine Auslegung nicht zu diesem Problem, ist entweder meine Auslegung fehlerhaft oder ich habe den Kontext nicht richtig verstanden.

Jedes Mal, wenn Jesus zum Beispiel eine Alltagsbegebenheit zur Veranschaulichung erzählt, bezieht er sich auf eine Frage oder ein Problem, das seine Zuhörer beschäftigt.

Ein Beispiel: In Lukas 15,1-32 erzählt Jesus drei Geschichten. Sie handeln immer von etwas, das verloren geht und mit Freude wiedergefunden wird: der Sohn, der Groschen, das Schaf. Jesus war mit der falschen Vorstellung der Pharisäer von der Liebe Gottes konfrontiert. Für sie war es unvorstellbar, dass Gott einen Sünder und einen Gerechten gleichermaßen liebt. Die Frage, auf die Jesus mit den Gleichnissen antwortet, ist daher: Welche Haltung hat Gott gegenüber Sündern? Der Fokus der Auslegung muss deshalb, so Pentecost, auf dem Vater, dem Hirten bzw. der Frau und deren Freude über das Wiedergefundene liegen. Wer sich in der Auslegung auf den neidischen Sohn fokussiert, geht demnach an der Hauptaussage Jesu vorbei. Zudem macht Pentecost deutlich: Die Gleichnisse beziehen sich alle auf das gleiche Problem. Sie gehören untrennbar zusammen. Wer die drei Erzählungen unterschiedlich auslegt, ist auf dem Holzweg.

Ein Gleichnis – eine Hauptaussage

Den Großteil seines Buches widmet Pentecost dann der Auslegung der einzelnen Gleichnisse. Er schildert jeweils den Kontext, in dem Jesus das Gleichnis erzählt, gibt Hintergrundinformationen, zeigt das Problem auf und erklärt, welche Lösung das Gleichnis bietet. Pentecost beschränkt sich also pro Gleichnis auf jeweils eine Hauptaussage. Im letzten Kapitel des Buches legt er das Augenmerk auf den Begriff „Reich der Himmel“. Er zeigt auf, was der Leser mithilfe der Himmelreich-Gleichnisse über dieses Reich erfahren kann.

Für wen ist das Buch geeignet?

Der Leser bekommt mit dem Buch „Die Gleichnisse Jesu verstehen“ einen guten Einblick in die Gleichnisse Jesu. Da Pentecost auf nur 208 Seiten über 40 Gleichnisse betrachtet, bleiben für ein einzelnes Gleichnis meist nur drei bis fünf Seiten übrig. Wer sich zu einer einzelnen Erzählung noch mehr Informationen wünscht, sollte einen weiteren Kommentar zu Rate ziehen.

Pentecosts Ziel ist es, die biblische Botschaft für Christen ohne theologische Ausbildung verständlich zu machen. Das gelingt ihm sehr gut. Das Buch ist einfach zu verstehen und dennoch tiefgründig. Mir persönlich gefällt, dass Pentecost seine Auslegungsmethode transparent macht und nachvollziehbar anwendet. Zudem finde ich es gut, dass er sich auf die Hauptaussagen der Gleichnisse beschränkt und sich nicht mit zweifelhaften Auslegungen nebensächlicher Details aufhält. Weniger ist in diesem Fall wirklich mehr.

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