Der Nachbar hat dem eigenen Sohn eine Backpfeife verpasst? Oder es gibt sonstigen Knatsch mit schwierigen Zeitgenossen? Oft weiß man sich da nicht anders zu helfen, als einen Anwalt einzuschalten. Doch es gibt auch eine echte Alternative. Und die lautet, einen Schiedsmann bzw. eine Schiedsfrau einzuschalten. Dietmar Zacher ist Schiedsmann in Berlin. Oliver Jeske hat mit ihm gesprochen.
„Meine Erfolgsquote liegt in der Größenordnung zwischen 80 und 90%!“ Dietmar Zachers Job: Er schlichtet zwischen Streithähnen. Als ehrenamtlicher Schiedsmann ist er im Berliner Bezirk Spandau aktiv. Wenn dort Nachbarn aneinandergeraten – zum Beispiel, weil der Baum an der Grundstücksgrenze angeblich zu groß wird und viel zu viel Schatten wirft, dann wird er aktiv.
My home is my castle
„Wenn’s um ein Einfamilienhaus geht, hat jeder seinen Bereich. Das ist ein Stück weit sein Königreich. Da lebt ein König oder eine Königin. Und das Problem ist: Nebenan lebt auch ein König. Und da stoßen zwei Königreiche aneinander. Da kann es an der Grenze zu starken Emotionen kommen.“
Diese sprichwörtlichen „Grenzkonflikte“ bringt Dietmar Zacher offen auf den Tisch. Er moderiert zwischen den Parteien. Und am Schluss steht im Optimalfall eine Einigung. Die hat dann sogar vor Gericht Bestand.
Apropos Gericht: Dietmar Zacher wird nicht selten von Staatsanwälten um Hilfe gebeten. Zum Beispiel, wenn mal eine Hand ausgerutscht ist und daraus nicht gleich ein teures Gerichtsverfahren werden soll. Zachers Beobachtung.
Der Wunsch nach einer Entschuldigung
„Häufig geht es einfach darum, dass man eine Entschuldigung haben will. Man möchte einfach mit dem Fall für sich selbst abschließen.“
Mit viel Einfühlungsvermögen schafft es Dietmar Zacher, dass sich ehemalige Feinde sogar wieder die Hand reichen. Und das lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Zum einen ist ein Schiedsverfahren mit 35 bis 40 Euro allemal günstiger als ein Anwalt. Und oft ist auch das Ergebnis befriedigender.
Kein Sieger, kein Verlierer
„Wenn ein Urteil gesprochen wird, dann gib es immer einen Sieger und einen Verlierer. Das Schiedsverfahren hat den Vorteil: Wir kommen zu einem Kompromiss, worauf sich beide geeinigt haben.“
Schiedsmänner und -frauen gibt es bereits seit vielen Jahrzehnten in Deutschland. Oft ist ihre Arbeit nur nicht bekannt. Das Prinzip, das dahintersteckt, findet Dietmar Zacher aber schon in der Bibel:
„Im 1. Korinther ist angegeben, wie wir zu verfahren haben, wenn wir stress haben: Wir sollen uns nicht von irgendjemanden richten lassen, sondern dass wir ein Miteinander haben sollen zunächst im Vier-Augen-Gespräch. Und wenn es dann gar nicht anders geht, dass man dann jemand anderen dazu holt.“
Am Schluss ein Dank
Zwischen den Parteien vermitteln, die Wogen glätten, damit wieder ein Stück Gerechtigkeit und Frieden einkehrt: Diesen Job macht Dietmar Zacher mit Begeisterung. Der Schiedsmann aus Berlin-Spandau ist Gott besonders dankbar, wenn er erlebt, dass Leute hinterher zu ihm kommen und sich bedanken. „Dass dieses Gespräch so verlaufen ist, wie es verlaufen ist. Dass es wenigstens am Schluss eine ruhige Atmosphäre war. Dass die Menschen harmonisch aus der Schlichtung herausgegangen sind.“
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