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22.07.2022 / Wochenrückblick / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Andreas Odrich

Zeitenwende und Menschenrettung

Der Freitagstalk des ERF Aktuell-Teams.

 

Der Schutz des Lebens am Anfang und am Ende, die Seenotrettung von Flüchtlingen, die Gefährdung der Demokratie durch die neue Zeitenwende und Pilgerwege durch Südwestdeutschland – das sind die Themen des Freitagstalks der ERF Aktuell-Redaktion an diesem 22.07.2022. Die Informationen zusammengetragen hat Andreas Odrich.
 

ERF: Andreas, zu Beginn schauen wir auf Menschen und ihre Schicksale, die derzeit schon fast in Vergessenheit geraten sind. Flüchtlinge, die per Seenotrettung im Mittelmeer geborgen werden

Andreas Odrich: Ja, auf sie hat die Diakonie in Baden-Württemberg hingewiesen. Sie sagt: Noch immer führt die tödlichste Fluchtroute der Welt über das Mittelmeer. „Menschen vor dem Ertrinken zu retten ist kein Verbrechen, sondern ein Gebot der Menschlichkeit und der Nächstenliebe“, sagt dazu die Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg, Dr. Annette Noller.


ERF: Anlass für diesen Hinweis ist der Tag der Seenotrettung am 24. Juli 2022, also am kommenden Sonntag.

Andreas Odrich: Und für den legt das UN-Flüchtlingshilfswerk eine bedrückende Zahl vor. 810 vermisste Personen auf dem Mittelmeer gab es bereits bis zur Jahresmitte 2022. Vermisst klingt harmlos, ertrunken ist die deutlichere Formulierung, denn dass diese Menschen ertrunken sind, davon ist leider auszugehen. Das Diakonische Werk Württemberg mahnt deshalb einmal mehr, diese Katastrophe nicht zu ignorieren, auch wenn sie momentan aus dem medialen Fokus geraten ist, wie es in der Pressemeldung der Diakonie heißt.

Lebensschutzkongress

ERF: Die Meldung und die Seite der Diakonie haben wir für Sie im Internet auf ERF Plus und ERF.de für Sie verlinkt, genauso wie die Einladung zu einem Lebensschutzkongress, der im Oktober in Schwäbisch Gmünd stattfindet.

Andreas Odrich: Leben.Würde.2022 heißt der Kongress. Er beschäftigt sich mit dem Schutz des ungeborenen Lebens und mit allen Fragen rund um Sterbehilfe und Sterbebegleitung. Die Veranstalter haben da eine ganz eindeutige Position: Sie lehnen die Abschaffung des Werbeverbots für Abtreibungen ab, die jetzt im Bundestag beschlossen wurde, und ebenso kritisieren sie, dass gesetzlich jetzt ein begleiteter Suizid von Schwerstkranken in Deutschland möglich ist.


ERF: Der Kongress ist ein Netzwerk aus einer Vielzahl von Lebensschutzorganisationen.

Andreas Odrich: und das ist neu, sagt die Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht, Alexandra Linder. Bislang hätten die einzelnen Verbände meist parallel nebeneinanderher gearbeitet, jetzt wolle man sich enger zusammenschließen, um den gemeinsam getragenen Anliegen mehr Gewicht zu geben.


ERF: Anmelden kann sich aber praktisch jeder.

Andreas Odrich: Ja, jeder, der sich für diese Themen interessiert, und Gleichgesinnte treffen will, oder sich tiefer im Sinne der Veranstalter informieren will, ist beim Kongress Leben.Würde.2022 im Oktober im Tagungszentrum Schönblick willkommen.

Demokratie gefährdet

ERF: Themenwechsel - in aller Munde ist seit Beginn des Ukrainekrieges das Wort von der Zeitenwende.

Andreas Odrich: So auch beim Jahresempfang des sogenannten Foyers Kirche und Recht beim Bundesverfassungsgericht am vergangenen Dienstag. Das Foyer Kirche und Recht ist eine Vertretung der Kirchen in der Nähe zum höchsten Verfassungsorgan, dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Dort hat man sich mit den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen beschäftigt und das Wort von der Zeitenwende auch in Richtung soziale Verwerfungen und Ängste durch den Ukrainekrieg aufgeweitet, wie die Evangelische Kirche in Baden meldet.
 

ERF: Und da hätten die Kirchen einiges einzubringen.

Andreas Odrich: Sagen sie zumindest selbst. So wies der katholische Vertreter der Kirchen am Sitz der Bundesregierung, Prälat Karl Jüsten darauf hin, dass die Kirchen einen großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Zeitenwenden hätten. Vor allem aber die christlichen Tugenden könnten uns helfen, Zeitenwenden wie die, die wir jetzt gerade durchleben durchzustehen.

Und die Präsidentin des Bundesgerichtshofs, Bettina Limperg, wies darauf hin, dass die Fokussierung der Debatte auf Heizung, Kraftstoff und Schließung von Schwimmbädern, die eigentlichen großen Herausforderungen auf ein kleines, hässliches Zerrbild reduziert habe. Zeitenwende hieße vielmehr, Zitat: „unsere Errungenschaften der demokratischen Kultur und der Ideen des Rechtsstaates vehementer zu verteidigen und nicht müde zu werden, dafür einzustehen und zu kämpfen“ so die Präsidentin des Bundesgerichtshofs Bettina Limperg wörtlich.

Pilgerwege im Südwesten

ERF: Daran gibt es sicherlich viel Bedenkenswertes. Vielleicht sollte man sich dazu in diesem Sommer auf einen Pilgerweg begeben.

Andreas Odrich: Und dazu muss man gar nicht erst nach Spanien jetten. Pilgerwege gibt es reichlich auch vor der eigenen Haustür. Dazu haben die Kirchen im Südwesten Deutschlands, also für Württemberg und Baden, einen Flyer mit verschiedenen Pilgerwegen aus der Region veröffentlicht. Dazu gehören unter anderem der Martinusweg, der von Ungarn nach Frankreich über Württemberg und Baden führt.


ERF: Dann kann es ja vielleicht direkt losgehen mit dem Pilgern. Ein besinnliches Wochenende mit hoffentlich erhellenden und inspirierenden Momenten wünschen Ihnen Andreas Odrich und Katja Völkl.
 

 Andreas Odrich

Andreas Odrich

  |  Redakteur

Er verantwortet die ERF Plus-Sendereihe „Das Gespräch“. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist begeisterter Opa von drei Enkeln. Der Glaube ist für ihn festes Fundament und weiter Horizont zugleich.

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