„Die Würde des Menschen ist nicht unantastbar. Sie wird jeden Tag aufs Neue angetastet.“ Uwe Leest ist besorgt. Er leitet das „Bündnis gegen Cybermobbing“ und stellt fest: Bisher haben die Hassnachrichten im Internet in erster Linie Schüler betroffen. Schlimm genug. Doch inzwischen ist die Generation Smartphone ins Arbeitsleben getreten. Besonders betroffen sind 21 bis 25-Jährige, die in sozialen Berufen arbeiten. Bei ihnen ist zwar in den letzten vier Jahren die Gefahr gesunken, direkt am Arbeitsplatz von Kollegen terrorisiert zu werden. Das Cybermobbing sei im gleichen Zeitraum aber um 12 Prozent gestiegen, betont Leest: „ Das heißt, das Mobbing verlagert sich vom Physischen in das Cybermobbing hinein.“
Virtuelle Konfrontation
Auch die Gründe fürs Mobbing haben sich geändert. Bisher war die Ursache Nummer 1 das Thema Neid auf den, der rechts oder links neben mir arbeitet. In der Chat-Gruppe werde jetzt eher der Ärger mit dem Kollegen zum Thema. „Statt zu diskutieren, geht man in eine virtuelle Konfrontation. Sie Probleme werden nicht besprochen und gelöst.“
Folge Depression
Nun könnte man sagen: Na gut, nur jeder 10. ist bisher überhaupt irgendwann einmal im Leben von Cybermobbing betroffen gewesen. Doch die Folgen davon: Sie sind schlimmer, als es sich mancher ausmalt, weiß der Cybermobbing-Experte: „ Die Menschen werden depressiv. Sie kriegen Angst. Sie kriegen Kopfschmerzen. Sie gehen nicht mehr zur Arbeit.“ Teilweise gebe es Menschen, die Angst haben, wegen des Mobbings aus dem Haus zu gehen.
5 Milliarden Euro Schaden
Zuallererst ist da das menschliche Leid. Aber, wenn das nicht reicht, sollte Arbeitgebern diese Zahl zu denken geben: Mobbing und Cybermobbing verursacht in Deutschland einen wirtschaftlichen Schaden von 5 Milliarden Euro im Jahr – allein dadurch, dass Menschen krank zu Hause bleiben.
Deshalb fordert Uwe Leest vom „Bündnis gegen Cybermobbing“: „Wenn Sie in einer Firma Verantwortung tragen: Sprechen Sie das Thema Mobbing an. Stellen sie klar, dass sie keinen Übergriff tolerieren. Und wenn sie Zeuge vom Cybermobbing bei Kollegen oder Untergebenen werden: Dann greifen sie ein und stehen sie dem Opfer zur Seite.“
Ihr Kommentar