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© Heike Knauff-Oliver / ERF

20.06.2017 / Bericht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Heike Knauff-Oliver

Du siehst mich!

In Bezug auf sein Motto bezog der Kirchentag auch in punkto Flüchtlingskrise ganz klar Stellung. Ein Rückblick von Heike Knauff-Oliver.

Workshops und Diskussionen, Planspiele und Gottesdienste, Konzerte und Bibelarbeiten etwa 2.500 Veranstaltungen aus allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens bot der 36. Evangelische Kirchentag in Berlin. „Du siehst mich“ (1. Mose 16,13), sagte Hagar auf der Flucht im Gebet zu Gott. Gemäß diesem Kirchentags Motto sind zwei große Augen vor orange leuchtenden Hintergrund  das Logo der Veranstaltung. Dieses Logo war überall in Berlin präsent. Überhaupt stand der gesamte Kirchentag unter dem großen Zeichen von Flucht, Ankommen nach dem Willkommen, Verantwortung und Toleranz.

Am Flughafen Tempelhof fand eine Eröffnungsveranstaltung statt, die an die Situation von Flüchtlingen erinnern sollte. Die liegt unweit von dem Ort, an dem auch heute noch täglich neue Flüchtende Aufnahme finden. Gemeinden oder auch einzelne Kirchentagsbesucher hatten Menschen muslimischer Herkunft zum Kirchentag mitgebracht und sie am überwiegend fröhlichen, christlichen Leben teilhaben zu lassen. Eine Schweigeminute rief zum Gedenken an die tausenden Menschen, die auf der Flucht ihr Leben verloren hatten.

Der Kirchentag betonte die Gleichheit aller Menschen

Ein Highlight des Kirchentages war sicherlich das Gespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Expräsidenten der Vereinigten Staaten, Barack Obama am Brandenburger Tor. Es war  sehr beeindruckend, wie  viele Menschen sich zum Zuhören dort versammelt hatten. Auch inhaltlich war die Diskussion sehr interessant. Kanzlerin Angela Merkel sagte im Verlauf dieser: „Wir können nicht alle Flüchtlinge hier aufnehmen, wir müssen aber dafür sorgen, dass die Herkunftsländer wieder sicherer werden!“

Das ist eine große politische Aussage, die viel mehr als nur Integration beinhaltet. „Das Kind jenseits der Grenze verdient die gleiche Zuwendung, wie das Kind diesseits der Grenze, in Gottes Augen sind sie gleich“, erklärte Obama dazu.

Um Toleranz und friedliches Zusammenleben zwischen Christen und Muslimen ging es im Gespräch zwischen Minister des Innern de Maiziere und dem Kairoer Gelehrten Großscheich Ahmad al Tayyeb. Thema der Diskussion war: „Wie schaffen wir Frieden zwischen Christen, Muslimen und islamischen Fundamentalisten?“ Und mitten in der Diskussionsrunde traf die Nachricht von einem erneuten Anschlag auf einen Bus ein, bei dem 23 Christen in Ägypten getötet wurden. Der Großscheich erklärte, dass kein Ägypter und wirklich gläubiger Muslim ein solch feiges Attentat befürworte und das Zusammenleben von Christen und Muslimen in Ägypten im allgemeinen friedlich sei. Attentate wie dieses würden nur zur politischen Verunsicherung dienen. Im Anschluss  rief er direkt zu einer Schweigeminute für die Opfer auf.

Beeindruckend war auch die Teilnahme und Hilfe syrischer und afghanischer Flüchtlinge muslimischer Herkunft bei der christlichen Großveranstaltung.

Ein Statement zu Toleranz und Mitgefühl

Ebenfalls um Verantwortung ging es in der Botschaft des Erzbischof von Südafrika, Thabo Magkoba. Im Gespräch mit Politikern und auch in seiner Predigt beim Gottesdienst in Wittenberg wies er immer wieder auf die Verantwortung der Welt gegenüber Afrika hin. Krieg und Hungersnöte seien nicht zuletzt Folge von Klimabeeinträchtigung, Kolonialisierung und Ausbeutung westlicher Industriestaaten.

„Nun gehe ich und mach es anders!“ Das war der Abschlussslogan des 36. Evangelischen Kirchentags nach dem Gottesdienst in Wittenberg.

Auf jeden Fall hat er deutlich gemacht, wie Christen sich in der anhaltenden Flüchtlingskrise aktiv werden können. Wir leben in einer bewegten Zeit. Wir können unsere Augen nicht vor der Not und der Angst der Menschen, die zu uns flüchten, verschließen. Gott sieht Hagar, Gott sieht uns und durch uns die vielen geflüchteten Menschen, die unsere Hilfe brauchen. Damit war der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag auch ein ganz klares internationale Statement zu Toleranz und Mitgefühl.


Alle weiteren Informationen zum Kirchentag finden Sie auf unserer Sonderseite Kirchentag bei ERF Medien.

 

 Heike Knauff-Oliver

Heike Knauff-Oliver

  |  Freie Mitarbeiterin

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Kommentare (3)

Die Redaktion /

Danke für den Hinweis, Frau B. Wir haben den Fehler korrigiert.

Helga B. /

DeMaizere ist nicht Verteitigungsminister, sondern Innenminister

Hesekiel /

"Damit war der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag auch ein ganz klares internationale Statement zu Toleranz und Mitgefühl."
So ist es. Nicht das Evangelium spielte eine Rolle, sondern das grüne Parteibuch.

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