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© Heptagon, via Wikimedia Commons [creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0 CC BY-SA 3.0

02.04.2016 / Kommentar / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Andreas Odrich

Dem Evangelium vertrauen

Wie ich als Christ auf die zunehmende Radikalisierung reagieren kann.

In den letzten Monaten hat sich bei mir eine kleine Gewohnheit eingeschlichen – ich wünsche den Menschen, mit denen ich zu tun habe, ganz bewusst und ganz ausdrücklich ein friedliches und geruhsames Wochenende.

Und das hat nichts zu tun mit unserer allgemeinen Alltagshektik. Ich merke – auch ich stehe zunehmend unter dem Eindruck des Terrors. Paris oder Brüssel, die Anschläge wiederholen und häufen sich. Und es muss niemand Experte sein, um zu prognostizieren, dass auch wir in Deutschland Zielscheibe sind.

Radikalisierung erreicht Mitte der Gesellschaft

Dabei ist das Phänomen Islamischer Staat nicht so einfach zu erklären. Zu seinen Mittätern gehören nicht nur sozial Benachteiligte sondern auch Menschen aus gut situierten und gebildeten Kreisen.

Ein Journalist bezeichnete deshalb kürzlich den Islamischen Staat als die Pest des 21. Jahrhunderts. Diese Pest ist äußerst ansteckend. Sie nennt sich Radikalisierung und mündet in sinnlosen Gewaltexzessen. So etwa bei den Hooligans, die am letzten Wochenende in Brüssel brutal auf Trauernde losgegangen sind. Auch zu ihnen gehören gut situierte Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Eine traurige Tatsache, die sich fortpflanzt bis hinein in die Täterprofile derer, die bei uns für Brandanschläge auf Asylbewerberheime verantwortlich waren.  

Vertrauen auf Evangelium dagegensetzen

Was tun, wenn Gewalt und Terror nicht mehr ein Randphänomen am Rande der Gesellschaft bleiben sondern drohen, sich in die Mitte durchzufressen? Da reicht es nicht mehr, einfach nur auf ein geruhsames Wochenende zu hoffen.

Als Christ, der sich selbst zur Mitte der Gesellschaft rechnet, habe ich hier eine wichtige Aufgabe:

  • Ich erteile jeder Form von Radikalisierung eine Absage.
  • Ich will Vorreiter einer politischen Debatte sein, die sachlich, deutlich und hart geführt wird, die aber immer fair und gewaltfrei bleibt und ohne Pauschalurteile auskommt.
  • Ich darf mich nicht wegducken, wenn im Bekanntenkreis einer Radikalisierung das Wort geredet wird.
  • Vor allem aber will ich auf die Kraft des Evangeliums vertrauen, das Menschen auch in verfahrenen Situationen nicht aufgibt, sondern das immer das Gespräch sucht und auf die Möglichkeit einer Umkehr vertraut.
  • Ich will deutlich für die Einzigartigkeit des Glaubens an Jesus Christus eintreten, der seinerseits deutlich Flagge gezeigt hat und dabei dennoch gewaltfrei blieb.
  • Und ich will Zeugnis geben für einen Gott, der ein Gott des Lebens und der Zuwendung ist und nicht ein Gott der Vernichtung.

Mir ist klar, dass ich alleine damit die Welt nicht retten kann. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit, als zu versuchen, durch Vorleben und durch Argumentieren meinen Teil dazu beizutragen, dass Gott in Menschenherzen hineinwirken kann, um sie zu ändern und von der Gewalt abzuhalten.

Ich bin mir bewusst, dass dadurch mein Leben nicht beschaulicher wird und auch nicht mein Wochenende, sondern dass die Herausforderung wächst. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit – bei mir jedenfalls ist sie noch längst nicht ausgeschöpft.

 Andreas Odrich

Andreas Odrich

  |  Redakteur

Er verantwortet die ERF Plus-Sendereihe „Das Gespräch“. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und ist begeisterter Opa von drei Enkeln. Der Glaube ist für ihn festes Fundament und weiter Horizont zugleich.

Ihr Kommentar

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Kommentare (6)

Sophie /

Doch nur weil man einige negative Beispiele erlebt hat, heißt das ja nicht dass alle Asylbewerber "schlecht","schmarotzend", "Frauenfeindlich" sind. Ich kann die Ängste verstehen, doch dürfen sie mehr

Pfaelzer /

Das was Sie, Herr Odrich, eine Ansteckung durch den IS nennen, ist in Wahrheit eine Reaktion, eine verzweifelte, da die Menschen sich von der Politik dem Islam ausgeliefert sehen. Hier kann man mehr

Jaques L. /

Wieder ein sehr einseitiger Kommentar. Hier wird bewusst Ursache und Wirkung durcheinandergebracht.

Gast /

Wenn die Christen mehr zusammenrücken und das Evangelium ausleben (natürlich nur unter der Führung des Heiligen Geistes), würde sich das sicherlich auch positiv auf die Gesellschaft auswirken. Man denke an das Gleichnis vom Sauerteig.

Judith /

Sehr geehrter Herr Odrich,
bevor Sie die Welt retten wollen, retten Sie lieber wehrlose Frauen abends an der Bushaltestelle oder in Bus und Bahn, die ständigen Belästigungen durch unsere mehr

edda /

Bislang wurde man nur von Politiker gemaßregelt was man zu denken,nicht zu denken,zu reden und nicht zu reden hat. jetzt bekommt man auch schon einen Verhaltenskodex von Kommentatoren von Erf. mehr

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