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© Universal Pictures

30.10.2015 / Filmrezension / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Martin Mandt

„Unbroken“

Wie Olympionike Louis Zamperini im 2. Weltkrieg Flugzeugabsturz und Gefangenenlager überlebte.

1941: Die USA tritt in den 2. Weltkrieg ein, viele melden sich freiwillig zur Armee. Auch ein junger, vielversprechender Olympionike – Louis Zamperini. Der Sohn italienischer Einwanderer ist ein wahres Laufwunder. Schon 1936 vertrat Zamperini sein Land, die USA, bei den Olympischen Spielen in Berlin. Von seinem Bruder entdeckt und in die Mannschaft eines College-Teams gebracht, hätte Zamperini eine Bilderbuchkarriere machen können, wäre ihm nicht der 2. Weltkrieg dazwischen gekommen.

Dabei sah es gar nicht so aus, als würde etwas aus dem jungen Italiener werden. Louis Zamperini kommt schon als Junge auf die schiefe Bahn. Er stiehlt, raucht und beginnt zu trinken. Als sein Bruder Pete ihn beobachtet, wie er von einem Polizisten davonläuft, kommt ihm eine Idee: Der junge Kerl kann so gut laufen, dass Pete Louis überredet, ins College-Team zu kommen.

Auf Torturen und Action reduziert

Doch jetzt ist Krieg und Louis meldet sich freiwillig zur Fliegerstaffel. Bei einer Suchaktion über dem Pazifik stürzt seine Maschine ab. Mit zwei Kameraden kann er sich in ein Schlauchboot retten. 47 Tage voller Durst, sengender Sonne, Stürme und Haiattacken – inklusive eines Angriffs eines japanischen Kriegsflugzeugs – überlebt er, nur um in einem japanischen Gefangenenlager zu landen. Dort ist er der Willkür und der Brutalität eines Aufsehers ausgesetzt, der „The Bird“ („Der Vogel“) genannt wird. Doch der Sportler Louis hat einen starken Willen und Kraftreserven, von denen er bisher nichts ahnte. Erst 1945 kommt er endlich frei.

Erst der Filmnachspann erwähnt, dass sich Louis nach seinen Erlebnissen im Krieg Gott zuwendet und seinen Peinigern vergibt. Eine Tatsache, die zwar schon vage im Film Anklang findet, doch erst in den Specials der DVD richtig ausgebreitet wird. In erster Linie setzt „Unbroken“ den Fokus auf die Torturen auf See und im Gefangenenlager. 

"Unbroken" 
DVD / BD
bei Universal Pictures
Regie: Angelina Jolie
Buch: Angelina Jolie, Joel & Ethan Cohen
Laufzeit BD: 137 Min.
Laufzeit DVD: 132 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Empfehlung: ab 15 Jahren
Darsteller: Jack O'Connell, Domhnall Gleeson, Miyavi, Garrett Hedlund, John Fitzgerald, Jai Courtney, Ken Watanabe

Der Überlebenswille eines Sportlers

Superstar Angelina Jolie hat bei dieser auf Tatsachen beruhenden Geschichte Regie geführt. Gemeinsam mit den legendären Regie-Brüdern Joel und Ethan Cohen hat sie die Bestsellervorlage von Laura Hillenbrand fürs Kino adaptiert. Der Film leistet sich einige erzählerische Freiheiten und wird so zum spannenden Hollywood-Drama aufgemotzt. Er besteht zu etwa drei gleichen Teilen:

Der Anfang erzählt vom Absturz über dem Pazifik, in den geschickt Rückblenden über Louis‘ Vorgeschichte eingeflochten werden. Der zweite Abschnitt bildet die Überlebens-Geschichte auf dem Meer und der Letzte das Überleben im Lager. Seine Kraft zieht Zamperini aus der Disziplin eines Sportlers: „Ein Moment des Schmerzes für den Ruhm und Sieg!“ – so hat es sein Bruder ihm immer wieder eingetrichtert.

Selbstredend sind dem Film und der Regisseurin Spannung und dramatische Momente wichtiger als der religiöse Inhalt. Auch wenn er in Symbolen und Andeutungen vorhanden ist. Etwa in einer Folterszene, als Zamperini gezwungen wird, einen schweren Balken quer über den Kopf zu heben und über lange Zeit zu halten. Dieses Bild fungiert gleichsam als eine Art Kreuzigung und deutet sowohl das Martyrium des jungen Mannes an, genauso wie die spätere Erlösung, die in der Vergebung gipfelt.

Specials intensiver als der Film selbst

Aber erst die Specials auf DVD und BluRay bieten die nötigen Hintergrundinformationen: Sie streichen heraus, dass Zamperini nach dem Krieg zum Glauben an Jesus Christus findet und Vergebung und Versöhnung sucht. Neben unveröffentlichten Szenen und einem „Hinter den Kulissen“-Feature gibt es ein Porträt des „echten Louis Zamperini“ und seinen „Weg zur Vergebung“. Darin kommt Zamperini selbst zu Wort sowie Familienmitglieder und Weggefährten.

Diese Specials sind das Zeugnis, das unter die Haut geht, während der Hollywood-Film das Innere Zamperinis kaum beleuchtet.

In der Buchvorlage ist das durchaus Thema, hier können die Empfindungen, Hoffnung und Verzweiflung deutlicher gemacht werden, als es ein Film je vermag. Insofern sind die unterschiedlichen Kraftakte Zamperinis im Schlauchboot auf dem Meer und Im Arbeitslager eher anstrengend anzusehen. Man fühlt mit Zamperini, wie er die Demütigungen und Folterungen erträgt. Glücklicher Weise ist Zamperini-Darsteller Jack O'Connell charismatisch genug, um den Zuschauer durch diese Tour de Force hindurch zu manövrieren. 

Glaubenszeugnis aus Hollywood

Der Film bildet die Grausamkeit des Kriegs ab: Damit zeigt er, dass das Durchhalten und das Ertragen von Gewalt eines Einzelnen anderen Hoffnung und Kraft geben können. Umso fassungsloser erscheint es, dass Zamperini später den persönlichen Kontakt mit seinen Peinigern sucht und ihnen vergibt. Eine erstaunliche Aussage – und angesichts steigender Gewalt und Kriegshandlungen heute immens wichtig.

Dieser Film, nebst Specials, ist spannend, faszinierend und ergreifend zugleich. Insgesamt ist diese Disc (wegen Louis Zamperinis Leben) ein wunderbares Zeugnis des Glaubens obendrein. Von mir gibt es eine Kauf- (oder Leih)-Empfehlung! 

 
Der offizielle Trailer zu Unbroken
 
Spaß   ✓✓✓✓
Action    ✓✓✓
Spannung    ✓✓✓✓
Gefühl   ✓✓✓✓✓
Anspruch    ✓✓✓✓✓
Note  

1+

 Martin Mandt

Martin Mandt

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