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© bluebetty / sxc.hu

19.07.2012 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Susanne Reddig

Leid und Trauer bewältigen

Menschen erzählen in „Wenn sich der Himmel wieder öffnet“ von ihren Schicksalsschlägen und wie sie den Weg zurück ins Leben finden.

Leiderfahrungen – früher oder später treffen sie jeden. Besonders deprimierend können diese Erlebnisse für Christen sein, wenn sie nicht verstehen, warum ein liebender Gott bei ihnen schweres Unheil zulässt. Nicht wenige geraten dann in Glaubenskrisen und beginnen, an ihrem Leben zu verzweifeln.

Unterschiedliche Krisen

Diese Menschen finden in „Wenn sich der Himmel wieder öffnet“ Erfahrungsberichte von anderen Betroffenen, die von ihren bislang dunkelsten Stunden berichten. Die Mutter des ermordeten Mirco, Sandra Schlitter, oder Nikolaus Schneider, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, und seine Frau Anne melden sich zu Wort. Weitere bekannte Personen sind Elke Werner, Christina Brudereck, Adrian Plass oder Fabian Voigt.

In vierzehn Beiträgen wird ein großes Spektrum menschlichen Leids angesprochen. Die einen verlieren geliebte Menschen durch Krankheit, Scheidung oder Tod. Andere wiederum müssen mit unerfüllten Sehnsüchten kämpfen – nach Kindern oder Begnadigung aus dem Gefängnis. Alle müssen lernen, inmitten von schweren Krisen auszuharren und bereits während dieser Zeit die Weichen für ein neues Leben zu stellen.

Die Herausforderung des Leids

Dave, der als Gefangener in einem Todestrakt in den USA lebt und seit zwanzig Jahren auf seine Hinrichtung wartet, steht mit seiner Aussage über das Leid stellvertretend für einige andere Erfahrungsberichte in diesem Buch, wenn er schreibt:

„Die wirkliche Herausforderung scheint vielmehr darin zu bestehen, unüberwindbare Widrigkeiten, die in jedem Leben vorkommen, anzunehmen. Zuzugeben, dass wir nur Menschen sind, und trotzdem zu entdecken, dass wir viel stärker sind, als wir es in unserem alltäglichen Leben oft bemerken. Und dass Gott sich nicht einfach zurücklehnt und uns beim Leiden zuschaut, sondern dass er mit uns leidet, dass er uns trägt, wenn wir nicht mehr länger aus eigener Kraft heraus vorangehen können. Das habe ich gelernt, als ich auf dem tiefsten Grund meines Daseins aufschlug, als es keinen anderen Ort gab, an den ich gehen konnte.“

Glaubenswege im Leid

Bei allen Betroffenen spielt der christliche Glaube eine wichtige Rolle. Aber nicht bei jedem verläuft der Glaubensweg im Leid reibungslos. Bei einigen Erzählern spürt man, dass sie mit der Verarbeitung des Erlebten „noch nicht fertig“ sind. Dieses „Unvollendete“ macht aber auch einen gewissen Reiz dieser Berichte aus – diese Menschen sind noch aufgewühlt und fragend. Der verborgene Schwerpunkt all dieser Erzählungen scheint mir der Weg mit Gott im Leid zu sein – ob dieser Weg nun geradlinig oder gewunden, leichter oder schwerer verläuft, ist jedoch individuell verschieden.

Fazit

Die Erfahrungsberichte liefern keine fertigen Antworten auf die Frage, warum Menschen leiden. Die Betroffenen haben gelernt, mit offenen Fragen leben zu müssen. Der Leser kann sich in den geschilderten Schicksalen wiederfinden und mit den Menschen mitfühlen. Das Buch eignet sich nicht zum schnellen Durchlesen, die harten Erfahrungen berühren und hallen in der Seele nach. Man muss zwischendurch innehalten, um eigenen Gedanken Raum zu geben. Die Erzählungen machen Mut, selbst in schwieriger Lage weiterzugehen, auch wenn man nicht alles versteht. Schließlich gibt ein seelsorgerliches Kapitel am Ende des Buches einige praktische Tipps, wie man als Betroffener oder Weggefährte von Betroffenen mit Schicksalsschlägen umgehen kann.


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