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© Gerth Medien

24.05.2012 / Buchvorstellung / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Anika Lepski

Der fromme Atheist

Craig Groeschel lüftet in seinem neuen Buch das Glaubensleben durch und bietet neue Denkanstöße in verständlicher Sprache. Eine Rezension.

Sie glauben an Gott.

Sie glauben aber nicht, dass Gott Sie wirklich liebt. Sie sind der Meinung, dass Ihre Gebete sowieso nichts bewirken und Gott sei unfair. Vergeben können Sie nur Ihren Freunden. Und dass Gott Sie von Grund auf verändern könnte – unmöglich.

Wenn einer dieser Punkte auf Sie zutrifft, dann lassen Sie es sich gesagt sein: Sie sind ein frommer Atheist. Doch bevor Sie nun wegen dieser Feststellung verzweifeln, lesen Sie weiter.

Nicht um den im Grunde ja doch gläubigen Atheisten geht es in Craig Groeschels Buch „Der fromme Atheist“. Sondern um Christen mit einem Beziehungsproblem, und zwar einem, von dem sie bisher nichts wussten. Groeschel hat also scheinbar eine ganz neue Sorte von Christen entdeckt: die frommen Atheisten. Und auf die möchte er nun aufmerksam machen. Doch nicht, um den Zeigefinger zu erheben und arme Christen zu erschrecken. Sondern um Denkfehler zu korrigieren, die sie bewusst oder unbewusst mit sich herumtragen. Meist wissen sie nicht einmal, wie gefährlich ihr Denken für ihre Beziehung zu Gott ist. Manchmal sind es sogar Denkfehler, die man bisher als solche überhaupt nicht wahrgenommen hat, weil sie allgemein verbreitet und selbstverständlich waren.

Mich liebt Gott ja doch nicht

„Es fällt uns frommen Atheisten nicht schwer zu glauben, dass Gott andere Menschen liebt; wir verstehen nur nicht, wie oder warum er uns lieben sollte.“ (S. 51)

Mit dieser Aussage streicht Craig Groeschel zum Beispiel das Kernproblem seines dritten Kapitels heraus. Er fühlt unserem Glauben an Gottes Liebe für uns auf den Zahn. Sie merken, es geht ihm um die einfachsten Dinge, die wir Christen verstanden haben sollten. Aber die Umsetzung dieser einfachsten Dinge sieht in unserem Glaubensleben oft ganz anders aus.

Es geht dem Autor nicht darum, von uns als Christen noch mehr Leistung zu fordern. Er will seine Aussagen aber auch nicht dahingehend abschwächen, indem er uns mit schönen Sprüchen beruhigt. Craig Groeschel legt seinen Finger in diesem Kapitel auf eine tiefere Wunde. Auf das eingeprägte Denken, dass Gott die anderen liebt. Dass Gott generell alle liebt – nur nicht eben uns. Groeschel will auf eine harte Logik hinaus: Wenn wir glauben, dass Gott nur alle anderen liebt, dann sind wir „fromme Atheisten“. Das mag auf den ersten Blick eine unangenehme Erkenntnis sein, aber sie ist als eine befreiende Aussage zu verstehen. Denn nun ist der Leser gezwungen, sich ohne Wenn und Aber damit auseinanderzusetzen, was es heißt, geliebt zu werden. Nun wird ihm klar, welch grundlegendes Problem hinter der Denkweise „Gott liebt mich nicht“ steckt.

Wieder freie Sicht

Weil Craig Groeschel aber nicht nur aufdecken, sondern auch helfen will, belässt er es nicht bei der Benennung der Probleme. Er packt sie an und gibt dem Leser Tipps, wie er seine Denkfehler berichtigen kann. In übersichtlichen Kapiteln führt Groeschel dem Leser anhand von Beispielen, Bibelversen und mit Überzeugungskraft vor Augen, welche falsche Bilder den Blick auf Gott verstellen.

Anhand vieler kleiner Fallgeschichten aus seinem Leben und seinem Umfeld erläutert er die oft nicht so einfachen, weil emotionalen Sachverhalte. Aber er macht dort Mut, wo er von den Veränderungen spricht, die durch die Gnade Gottes eingetreten sind.

Witzig, bilderreich und in einer schlichten Sprache stellt er die bisher selbstverständlichsten Dinge in ein neues Licht. Erfrischend wenig selbstgerecht beschreibt er die Schwachpunkten im Glaubensleben oft anhand von Beispielen aus seinem eigenen Leben.

Ein heilsamer Schock

Das Buch „Der fromme Atheist“ ist keine moralische Bonbontüte, aus der man ausgiebig und wohlmeinend an andere verteilen kann. Dieses Buch ist auch nicht das, was der Titel erst vermuten lässt – ein Buch über Atheisten. Nein, es ist an uns Christen gerichtet und es ist ein kleiner, aber heilsamer Schock. Denn vermutlich lässt es in dem ein oder anderen die Frage aufblitzen, ob man tatsächlich so viele grundlegende Sachen nicht verstanden hat. Und sich demzufolge vielleicht nicht Christ nennen darf.

Wer diesen Gedanken nun hat, der soll ermutigt werden, das ganze Buch zu lesen. Denn Craig Groeschel will zwar wie ein Sherlock Holmes Unstimmigkeiten im Glaubensleben aufdecken, aber er will vor allem eines: Dass wir aus Denkzwängen und Verhaltensmustern aussteigen und Gott ganz neu kennenlernen. Ob es dabei um die Liebe Gottes geht oder um das Thema Vergebung – das Buch ist eine Erleichterung für alle, die unter Problemen litten, die keine sein müssten.

„Der fromme Atheist“ ist etwas für Einsteiger im christlichen Glauben, die hier schon früh falsche Gottesbilder ablegen können. Es ist aber vor allem für Langzeitchristen, die glauben, eigentlich ja alles schon zu wissen – aber trotzdem so leben, als gäbe es Gott nicht.

Ihr Kommentar

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Kommentare (4)

Linda K. /

Wenn der Inhalt wirklich das haelt was er verspricht dann ist es ein Dynamisch gutes Buch, worüber ich mich sehr freue.

Harry Puschel /

Schlimm ist eigentlich, das häufig das falsche Denken von den Gemeindevorständen gefördert wird.

G.S. /

Ich bin zwar schon Langzeitchrist, könnte aber nicht reinen Gewissens behaupten, dass in meiner Beziehung zu Gott alles in Ordnung ist. Kann mir aber gut vorstellen, dass das mit einigen solcher mehr

Jörg K /

Viele amerikanische Anekdoten und wenig bezug zu den Menschen Z.B. in der Uckermark....

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