"Wie schön du bist, meine Freundin, wie schön! Deine Augen sind wie Tauben." "Wie schön bist auch du, mein Geliebter, wie bezaubernd. Unser Lager ist mitten im Grünen, die Balken unseres Hauses sind Zedern und unsere Täfelung Zypressen." (Hohelied 1,15-16)
Diese Worte aus dem Hohelied gehören zu den dezenteren Schwärmereien des alttestamentlichen Buches. An anderen Stellen drücken die beiden Liebenden unverblümter aus, wie sehr sie einander begehren. Kein Wunder, dass Theologen das Hohelied im Laufe der Kirchengeschichte deswegen meistens im übertragenen Sinn ausgelegt haben. Jürgen Fischer geht in "Crashkurs Leidenschaft" einen anderen Weg. Er versteht das Hohelied tatsächlich als ein Liebeslied, von dem wir nach Gottes Willen eine Menge über Leidenschaft, Romantik und Sexualität lernen können und sollen: "Das Hohelied ist ein Plädoyer! Es will provozieren! Es reicht nicht, den Text zu lesen und sich mit Salomo und Sulamith zu freuen. Das Hohelied will uns persönlich treffen und fragen: Warum ist das bei dir nicht auch so? Was hindert dich, deine Ehe auf diesem Niveau zu leben?"
Ein Plädoyer für leidenschaftliche Liebe
Um dieses Plädoyer nachvollziehbar zu machen, geht der Autor nach einigen einführenden Erklärungen das "Lied der Lieder" im Hauptteil seines Ehekurses Vers für Vers durch, erklärt die jeweilige Bedeutung und zieht Rückschlüsse für unsere heutigen Beziehungen. Ganz bewusst betont er dabei die Praxis und versteht seine Auslegung mehr als Anregung denn als wissenschaftlichen Kommentar. Fragen und Impulse - jeweils für Männer und Frauen angepasst - runden die einzelnen Sinnabschnitte ab. Sie fordern die Ehepartner dazu auf, sich mit ihrem ganz persönlichen (Liebes-) Leben auseinanderzusetzen.
Fischer schreibt den Kurs mit viel Herzblut und Offenheit. Glückliche Ehen sind für ihn ein Gottesbeweis zum Anfassen. Deswegen versteht er es als Ausdruck gelebten Christseins, wenn ein Paar in seine Fähigkeiten zur Romantik und Sexualität investiert. Er geht sogar so weit, Leidenschaft als eine christliche Tugend zu bezeichnen, die in einer Ehe genauso entwickelt und gepflegt werden will wie etwa die Kommunikationsfähigkeit oder die Finanzplanung.
Eine tolle Hilfe für das Gespräch über heikle Fragen
Natürlich sieht der Autor, dass die Liebe zwischen Salomo und Sulamith einen Zustand beschreibt, an den die wenigsten Paare dauerhaft herankommen können. Aber er schreibt auch: „Viele von uns - mich auch - überfordert das Salomo-Sulamith-Ideal, aber wir können uns ihm Schritt für Schritt annähern. Vielleicht reicht ein Leben nicht aus, um so leidenschaftlich zu werden, wie Salomo und Sulamith es uns vormachen, aber das sollte uns nicht davon abhalten, wenigstens ein paar Schritte in die richtige Richtung zu gehen.“
Wer den Kurs unter diesen Vorzeichen zur Hand nimmt, wird ihn mit Gewinn lesen. Mit den Fragen bekommt der Leser gute Hilfen an die Hand, um über sein Verständnis von Liebe und Sexualität (und sein Gottesbild in diesem Zusammenhang!) nachzudenken. Fischer wird dabei nie plump oder zu direkt, fordert aber dazu heraus, konkret Dinge in der Partnerschaft zu verändern, wo es nötig ist. Darüber hinaus hilft er Paaren mit seinem Impulsen über sensible und schwierige Themen ins Gespräch zu kommen und die Unterschiede zwischen Mann und Frau besser zu verstehen.
Fazit
"Crashkurs Leidenschaft" mag im Vergleich mit den Fachbüchern von Theologen oder Eheberatern laienhaft geschrieben sein. Trotzdem hat der Inhalt das Potenzial, Paare in ihrem Intimleben ein echtes Stück weiterzubringen. Frauen und Männer können durch das Hohelied und Fischers Auslegungen dazu neu entdecken, wie schön Sexualität, Leidenschaft und Romantik sind und wie Gott sie sich gedacht hat. Absolut empfehlenswert – nicht nur für den Valentinstag.
Crashkurs Leidenschaft. Eine Einführung ins Hohelied Salomos mit praktischen Fragen für Ehepaare.
Jürgen Fischer
Verlag Media C GmbH
CD-ROM mit Software Bibleworkshop-Spezial (enthält neben "Crashkurs Leidenschaft" Bibeltexte und ein Bibel - FAQ).
10,90 EUR (D)
Erscheinungsdatum: 28.02.2012
Im Shop der Stiftung Christliche Medien bestellen (Bild: Verlag Media C. GmbH)
Jürgen Fischer vertreibt "Crashkurs Leidenschaft" außerdem in Spiralbindung (ohne CD-ROM) im Eigenverlag unter frogwords.de/hohelied. Dort können Sie auch eine ältere Version als PDF herunterladen.
Ihr Kommentar
Kommentare (11)
Was mir doch auffällt: meistens betonen doch die Männer die sexuelle Wichtigkeit. Weil sie eben in dieser Hinsicht anders gestrickt sind. Wenn eine Frau dieses Bedürfnis nicht teilt, dann nicht weil … mehrsie mißgünstig, lieblos, frigide, psychisch geschädigt oder der Bibel ungehorsam ist, sondern weil sie vielleicht eine ganz andere nicht so "nutznießerische" Positon einnimmt. Wenn sie das erkannt hat, ist es vermutlich sogar besser, sie heiratet erst gar nicht. Dann sind wir eben wieder bei Paulus angelangt, wo er sagt, dass er sich wünscht, dass alle so seien wie er - frei, fähig zur Ehelosigkeit (meinetwegen auch unfähig das ganze Programm der Liebesausbalancierung abzuspulen, dammit der Partner bei Laune bei Laune bleibt).
Liebe RBine,
Ich habe deinen Kommentar mit großer Traurigkeit gelesen.
Ich bin nun seit fast 21 Jahren mit meiner Frau verheiratet und wir haben sechs Kinder. Wir haben gemeinsam vielerlei Höhen und … mehrTiefen gemeistert. So wie wir in dieser Zeit als Ehepaar und Partner gewachsen sind ist unser Vertrauen zueinander gewachsen.
Auch in Hinsicht auf die körperliche Liebe. Liebe RBine, Gott schuf den Menschen als Mann und Frau. Paulus schreibt"und sie werden ein Fleisch".Wenn du der Meinung bist das man nach vielen Jahren kein tolle erotische Beziehung mehr haben kann muß ich dir widersprechen, es hat in meinem Leben nie eine erfülltere Zeit ( in jeder Hinsicht) gegeben wie die heutige.
Gott segne dich
So, so, Crashkurs Leidenschaft nennt sich das Werk. Zum Glück wurde es nicht leidenschaftlicher Crashkurs genannt, sonst wäre die Konfrontation schon vorprogrammiert.
Der Blick in das … mehrInhaltsverzeichnis der PDF-Version lohnt sich. Im Prolog heißt es beispielsweise: Schönheitsideale und was "schön" ist und etwas später "Reife Liebe - Tiefgang und Genuss". Das sind vielversprechende Überschriften geschrieben aus frommer Feder.
„Viele von uns - mich auch - überfordert das Salomo-Sulamith-Ideal.." schreibt die Rezensentin. Ich würde mal davon ausgehen, dass das Hohelied vorrangig den Zustand der Verliebtheit beschreibt. Sowas soll es im laufe einer reiferen Partnerschaft - sprich Ehe - auch immer mal wieder geben, ist aber nicht an der Tagesordnung. Doch könnte es Sinn machen, sich ab und an an die Anfänge zu erinnern. Wer sich an seinen Idealen orientiert, der kommt bekanntlich oft weiter im Leben als derjenige, welcher im Alltagsgeschehen stecken bleibt.
Danke für die appetitanregende Rezension. Das Thema liegt offenbar nach wie vor im Trend, wenn man sich die Anzahl der "Klicks" anschaut.
P.S.: Meine Spam-Schutz-Aufgabe für heute lautet ausgerechnet 6 + 6. Ist das jetzt Zufall oder Fügung?
Ich weiss ja nicht, wer aus welchem Hintergrund hier etwas schreibt. Aber sagen wir mal so:
Die Sexualität, als auch die Leidenschaften gehören zum Menschen seit der Erschaffung der Erde. Meine Frau … mehrund ich sind nun 14 Jahre verheiratet und ich möchte hier ausdrücklich sagen, um so länger wir verheiratet sind, um so größer wird auch unsere sexuelle als auch unsere gefühlsmäßige Anziehung. Wenn diese Anziehung im Alter verschwindet oder realtiv früh von der Frau unterdrückt wird, hängt der Haussegen schief. Dies sind oft auch die Ehen, in denen dann irgendwann eine innerliche Scheidung aufkommt bzw. der Mann sich außerehelich betätigt.
Wenn es keine Sexualität gäbe, warum sollte ein Christ heiraten?
Wäre dann eine christliche WG nicht viel sinnvoller?
Hat jemand schon einmal als Ehepaar für die eigene Sexualität in der Ehe gebetet? Gott erhört gebete, auch sehr intime!
Provokantes an Weiberfastnacht: Der Valentinstag fällt auch noch so glücklich in die Karnevalszeit, da bietet sich ja eigentlich ein Crashkurs Leidenschaft auf der Straße geradezu an :-) Ich weiß … mehrnicht, warum das Hohelied Salomos biblisch geworden ist. Bei Anselm Grün (Die Bibel verstehen) habe ich gelesen, diese Sammlung von Liebesliedern schildere nicht die eheliche, sondern die freie Liebe. Die theologischen Schulen evangelikaler Prägung dürfen jetzt protestieren!
Natürlich kann Leidenschaft nach hinten losgehen und natürlich können Menschen so auf Sex fixiert sein, dass es ungesund ist.
Aber: Es gibt auch eine gesunde Leidenschaft - und im Bezug auf den … mehrEhepartner sowieso! Diese Leidenschaft meint auch nicht nur große Gefühle, sondern ganzen Einsatz für den Partner. Und das dann auch im Bereich der Intimität. Wer diesen Bereich vernachlässigt, kann seine Ehe m.E. genauso gefährden, wie wenn er ihn überbetont.
Es geht auch nicht darum, sexuelle Leidenschaft zu konservieren oder auf einem Allzeithoch zu halten. Das Ziel des Buches ist es, dass Paare daran arbeiten und den Bereich der Romantik und Sexualität in ihrer Beziehung nicht vernachlässigen.
Und bei aller vorgebrachter Kritik: Aus irgendeinem Grund wollte Gott, dass das Hohelied in der Bibel steht. Und ich glaube, er hat es nicht getan, damit sich nur die Frischverliebten darin wiederfinden...
Ich habe wieder einmal das Gefühl, manche Artikel werden nur deshalb geschrieben, damit sie Leserbriefe nach sich ziehen. Es kann nicht sein, dass einem Verfasser mit einem gesunden Menschenverstand … mehrselbst keine Zweifel kommen was Theorie und Praxis dieses Themas betrifft. Zum Schrecken von so manchen Sex-Fixierten kann ich entspannt anmerken - Leidenschaft schafft Leiden - für wen wohl am ehesten?? - das überlasse ich dem nachdenklichen Leser. Ich fände es jedenfalls fürchterlich in der Dauerfessel von sexueller Leidenschaft gefangen zu sein. Da wäre ich in kürzester Zeit geistig abgestumpft. Satt und egomanisch, und dann auch wieder mit neuen Problemen behaftet. Als Folge davon hätte ich sicherlich keinen Blick mehr für die Bedürfnisse meiner Nächsten.
Zur Freiheit hat mich Christus berufen sage ich nur dazu!
Die Kommentare der beiden weiblichen Vertreterinnen hier sprechen mir aus der Seele. Das Leben kommt oft anders,als man denkt, und dann ist es oft sogar gut, man hat keine fleischlichen Lasten und … mehrAbhängigkeiten. Paulus warnt da eindeutig vor und Liebe darf man nicht mystifizieren,als sei man ein Teenager. Wir sollen nach der Frucht des Geistes streben, u.a. Enthaltsamkeit. Und: die Bibel sagt an anderer Stelle auch: Leidenschaft ist Wurmfrass in den Gebeinen! Ich kann das bestätigen. Besonders Irrlehrer erwischen die Leute an ihren Gefühlen und Sehnsüchten, wenn sie jung sind. Ich darf hier sicher keine Beispiele nennen! Da wird einem gesagt, wenn Du Jesus annimmst, dann hast Du ein ganz leidenschaftlich schönes bzw. radikales Leben! Und mit genau dieser Leidenschaft und Gefühlen segelt man dann oft haarscharf vom Abgrund vorbei bzw. wird schlichtweg verführt. Ich habe das erlebt, ich schreibe hier keinen Roman. Die Welt baut Bilder auf, die mit der Realität und Machbarkeit nicht vereinbar sind, auch im christlichen Lager wird einem was von Selbstwert, Selbstvertrauen, Psychologie und Erfolg erzählt, bei manchen mag es funktionieren, aber ich denke der Preis ist hoch. Sagt die Bibel doch auch:wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich. Und wer sein Leben liebt,wird es verlieren. Es ist ein Gefahr, in Bibelworte seine Wünsche und Welteinflüsse zu packen. Die Welt und Gott sind immer noch Gegensätze,sonst hätte Jesus nicht sterben brauchen
Hallo Puschelkuschel Harry!
Sind Sie verheiratet? Wenn ja, haben Sie eine Superfrau!
Wie lange die Leidenschaft des Salomo für seine Sulamith anhielt, sieht man ja an seinen vielen Frauen.......
Von ein paar diplomatisch begründeten Eheschließungen abgesehen, hat er doch wohl … mehrhauptsächlich aus Gründen der (sex.)Abwechslung so einen Riesenharem gehabt,oder?
Es ist völlig unrealistisch, von einem Paar (egal ob christl. oder nicht) zu erwarten, daß es die Leidenschaft der ersten Zeit bis zum Ende der Ehe konservieren kann.
Das ist nicht möglich und ich denke, auch nciht nötig. Ehe ist mehr als sexuelle Leidenschaft und mit so überhöhten FOrderungen wird wieder nur mehr Druck auf überzeugte Christen ausgeübt.
Ich kann es nicht mehr hören und lesen: Christen müssen dies und sollen das.........
Nicht , daß hier jemand denkt, es schreibt eine Theoretikerin:
ich bin über 50 und hab in nicht weiter Ferne silberne Hochzeit und hab schon mit vielen Frauen, gläubig und ungläubig , darüber gesprochen. Aber von langjährig Verheirateten hab ich noch von KEINER gehört, daß dort noch ein leidenschaftliches Erotikfeuerwerk abbrennt.
Lieben Gruß
Eheprobleme bei Christen dürften gar nicht vorkommen.Es kommt doch darauf an ob ich die Biblischen Ratschläge wirklich praktisch befolge.Ja habe ich den Partner der zu mir passt.Sind beide wirklich … mehrbereit zu veränderungen.Und das wichtigste, Beten wir zusammen.Lebenkrisen werden kommen,aber die Hilfe kommt vom Herrn.
Gottes reichen Segen allen Lesern und Tschüss