„Familie“ ist heute nicht mehr das, was sie einmal war. War es früher Standard, dass die Eltern ihr Leben lang verheiratet waren und im Schnitt 2 Kinder großzogen, sieht die Realität heute anders aus: Laut statistischem Bundesamt lebten 1996 81,4 Prozent aller Kinder innerhalb der traditionellen Familienform. 2010 waren es nur noch 72 Prozent. Angesichts dieser Tatsache stellt sich die Frage: Wie kann heute Familienleben in gegenseitiger Achtung und Respekt gelingen? Und wie kann das Gebot „Vater und Mutter zu ehren“ in die Praxis umgesetzt werden? Das Buch „Vater und Mutter ehren – Meine Lebensspuren verstehen“ möchte darauf eine Antwort geben.
Deine Mutter kennt dich, aber du kennst sie nicht
Die Autorin will mit dem Buch Impulse geben, sich mehr mit der Lebensgeschichte der Eltern auseinanderzusetzen. Ziel ist es herauszufinden, was manche vielleicht unverständliche Entscheidungen und Handlungen ausgelöst hat. Erzählungen aus dem Leben zeigen, wie die eigene Geschichte der Eltern dann auch ihre spätere Erziehung beeinflusst hat. Vorschläge zum praktischen Umgang mit dem Wissen um die Geschichte schließen sich an. Ihre Überzeugung: Dankbarkeit, Anteilnahme und Vergebungsbereitschaft sind der Schlüssel, um Eltern zu ehren.
Ein Buch für „Kinder jeden Alters“ - und ihre Eltern
Das Buch beleuchtet unterschiedlichste Konstellationen der Eltern-Kind-Beziehung: Ob die Beziehung der Schwiegertochter zur Schwiegermutter, die der Adoptivkinder zu den sozialen und den leiblichen Eltern und selbst die der „Samenbankkinder“ zu ihren Eltern. Auch hier sollen praktische Tipps helfen, sich mehr mit dem Leben der Eltern zu beschäftigen und aufeinander zuzugehen.
Das Buch richtet sich nicht nur an Kinder. Ebenso fordert es Eltern heraus, es ihren Kindern zu erleichtern, sie zu ehren. So bildet sich das Vertrauen der Kinder durch gemeinsame Aktivitäten oder klare Absprachen. Ute Horn schließt: Verständnis und Vertrauen sind für eine gelingende Eltern-Kind-Beziehung ebenfalls eine gute Basis.
Trotz der seelsorgerlichen Tätigkeit der Autorin verwendet sie keine psychologischen Fachbegriffe, sondern schreibt das Buch in einfacher und verständlicher Sprache. Am Ende jeden Kapitels geben kurze Zusammenfassungen das Gelesene nochmals gebündelt wieder.
Stärken und Schwächen
Hilfreich sind die praktischen Tipps in den ersten Kapiteln des Buches. So erhält man Anregungen, wie man den Mutter- und den Vatertag feiern kann oder wie Eltern den Kindern den Verwaltungsaufwand nach ihrem Ableben durch einen Sterbeordner erleichtern können. Im Laufe des Buches nehmen die praxisnahen Beispiele jedoch ab und es verliert seine Ausgewogenheit. Manche Themen werden sehr detailliert ausgeführt, allerdings mit Beispielen, die leider nicht immer die Sache auf den Punkt bringen. Andere Themen wiederum sind nur angerissen.
Auch die Struktur des Buches wirft einige Fragen auf: Warum werden biblische Beispiele erst gegen Ende hin aufgegriffen? Warum flossen sie nicht an entsprechender Stelle in den anderen Kapiteln mit ein, sondern wurden gesammelt ans Ende des Buches gestellt?
In diesem Kapitel beschäftigt sich die Autorin zudem mit der Frage, wie man Gott ehren kann. Mir hat sich zunächst nicht erschlossen, warum dieses Thema an dieser Stelle aufgegriffen wird. Das wäre meiner Meinung nach in einem eigenen Buch besser aufgehoben.
Fazit: Ein Buch für alle, die sich Impulse zum Thema Familie wünschen und wissen wollen, wie man das Gebot „Ehre Vater und Mutter“ heute praktisch umzusetzen kann. Dazu liefert das Buch manche Ansätze und Anregungen. Es leitet an, mehr miteinander zu kommunizieren und aufeinander zuzugehen. Dem Buch hätte es jedoch gutgetan, nicht zu vieles anzureißen, sondern sich auf wenige Punkte zu beschränken und diese zu vertiefen. Wer Hilfe für konkrete Familienkrisen sucht, sollte besser zu einem anderen Buch greifen.
Vater und Mutter ehren? - Meine Lebensspuren verstehen
Dr. Ute Horn
SCM Hänssler, 176 Seiten
Preis: 12,95 €
ISBN: 978-3-7751-5273-0
Leseprobe
Ihr Kommentar
Kommentare (3)
Der "liebe" Gott ist nicht lieb. Das ist mir auch schon oft durch den Kopf gegangen. "Lieb" sind Kinder, die tun, was man ihnen sagt und was man von ihnen will - also brav.
Aber Gott ist nicht brav, … mehrer ist souverän; Gott ist immer anders! Ich hab' ihn nicht "in der Tasche".
Der "liebe Gott" ist ein Kindergott und wenn ich als Erwachsener dann merke, er ist doch nicht so lieb, wie ich mir das vorstelle, werfe ich dann meinen Kinder-glauben enttäuscht über Bord?! Ich spreche vom guten Gott, dann das ist er bestimmt - wie ein guter Vater, der das Beste für uns will und weiß, was das ist.
Den Artikel hab' ich noch nicht gelesen, werde es aber gleich tun.
Vielen vielen Dank für die guten Sendungen! Ch. Schlieper
Liebe Frau Horn,
vielen Dank für Ihre Reaktion auf meine Rezension und Ihre Dialogbereitschaft. Es tut mir leid, wenn der Begriff „Sammelsurium“ abwertend für Sie klingt. Das war nicht beabsichtigt … mehrund daher habe ich meine Rezension an dieser Stelle angepasst.
Im Korrekturprozess wurde meine Aussage zu Ihren Ausführungen über das Thema „Gott ehren“ so geändert, dass sie missverständlich klingt. Das habe ich verbessert.
Viele Grüße und ein gesegnetes Wochenende,
Bettina Schwehn
Liebe Bettina Schwehn,
vielen Dank, dass sie mein Buch vorgestellt haben.
Den Begriff Sammelsurium für Bibelstellen zu verwenden finde ich ehrlich gesagt ziemlich hart und abfällig. Ich habe das … mehrBuch bewusst auch für Nichtchristen geschrieben und deshalb mich darauf beschränkt die Biblische Grundlage in einem Extrakapitel zu erläutern. Im Erstentwurf des Manuskriptes hatte ich noch 30 Seiten mehr dazu geschrieben, wie man Gott als Vater ehren könnte. Wir dachten aber, dass man das als Thema verfehlt einordnen könnte und uns dazu entschlossen dazu lieber ein Extrabuch herauszugeben. Sie haben Recht, dass man für spezielle Krisen weitere Bücher hinzuziehen sollte. Das Buch sollte erste Orientierungshilfen geben, sich mit diesen wichtigen Thema auseinanderzusetzen. Mit freundlichen Grüßen
Ute Horn