Die Tatsache, dass sich immer mehr Kirchen und christliche Werke mit dem Thema Facebook, Twitter & Co. auseinandersetzen, spiegelt einen gesellschaftlichen Trend wider. Erst neulich ließ zum Beispiel Facebook verkünden, dass man die Nutzermarke von 500 Millionen Usern geknackt habe. Wäre Facebook ein Land, dann wäre es nach China und Indien der drittgrößte Staat der Erde, was die Einwohnerzahlen anbelangt. Und damit ist man auch schon mitten drin in der Diskussion, wie und warum sich auch Kirchen und Gemeinden bei Facebook engagieren sollten. Wenn die Einladung Gottes zu einem Leben in der Vergebung und der Gemeinschaft mit ihm allen Menschen gilt, dann sollte es Christen nicht kalt lassen, wenn ein Land mit 500 Millionen Einwohnern zwar tolle Facebook-Seiten von BMW, Levis und anderen Markenprodukten hat, aber nur wenige christliche Angebote.
Sicher, bei Facebook, Twitter & Co. bleibt vieles an der Oberfläche. Aber das ist in den öffentlichen Räumen des Lebens oft nicht anders. Wenn ich beim Bäcker Brötchen kaufe, dann ist es ganz normal, sich zum Beispiel übers Wetter zu unterhalten. Niemand würde mir deshalb vorwerfen, oberflächlich zu sein. Und letztlich sind soziale Netzwerke genau das: ein öffentlicher Raum. Diese öffentlichen Räume hat Jesus genutzt, als er in der Synagoge, im Tempel oder am See die Menschen gelehrt hat. Die Räume hat Paulus genutzt, als auf dem Areopag über den unbekannten Gott gepredigt hat. Diese Öffentlichkeit bietet für Christen und Gemeinden ganz neue Chancen. Man kann nicht nur Menschen erreichen, die normalerweise nie den Fuß über die Schwelle einer Kirche setzen würden. Man könnte Menschen auch ganz anders in die Gemeinde und den Gemeindeaufbau mit einbeziehen. Durch größere Partizipation könnten sich Gemeindemitglieder noch stärker mit ihrer Kirche identifizieren. Bevor man sich allerdings als Kirche bei Facebook engagiert, sollte man sich über einige Dinge im Klaren sein.
Authentizität
Wenn ich Menschen über Facebook erreichen will, dann ist eines ganz entscheidend: Authentizität. Ich muss bereit sein, mich auf die Lebenswelt der Menschen, denen ich in den virtuellen Räumen begegne, einzulassen. Das gilt aber eigentlich für andere Bereiche des Lebens genau so. Menschen wollen in den sozialen Netzwerken nicht angepredigt und beworben werden, sie sind auf der Suche nach Kommunikation. Die Kommunikation in sozialen Netzwerken darf keine Einbahnstraße sein. Wer Facebook nur als weiteren Presseverteiler benutzen will, um auf den neuesten Kirchenbasar aufmerksam zu machen, der sollte lieber gleich die Finger davon lassen.
Zeit
Kommunikation lässt sich nicht nebenbei erledigen. Auch nicht bei Facebook. Zumindest, wenn ich wirklich mit Menschen Kontakt möchte. Wenn ich nicht bereit bin, diese Zeit zu investieren, ist es besser, erst gar nicht bei Facebook zu starten. Ich muss auf Kommentare zu meinen Einträgen reagieren. Dann kann man auch durchaus über Facebook zu einer Veranstaltung einladen. Besser noch: Ich beziehe bereits im Vorfeld einer Veranstaltung oder einer Predigt die Menschen über Facebook mit ein. Etwa so: „Ich brüte gerade über einer Predigt zum Propheten Amos. Was glaubt ihr, welchen Stellenwert hat das Thema „Soziale Gerechtigkeit“ in unserer Stadt?“ Vielleicht erzählt ein Gemeindemitglied dann, wie es ihm in Zeiten der Arbeitslosigkeit ging. Warum dann nicht solch einen Kommentar nehmen und in die Predigt am nächsten Sonntag einbauen?
Klarheit
Man muss sich über die Botschaft im Klaren sein. Was will ich eigentlich mit meinem Engagement bei Facebook erreichen? Was möchte ich mit meinen „Friends“ und „Followern“ teilen? „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ hat der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber einmal gesagt. Genau das gilt auch bei Facebook und Co. Wenn ich bereit bin, Menschen in den sozialen Netzwerken im Internet wirklich kennenzulernen, dann kann echte Begegnung stattfinden. Auch in den virtuellen Räumen des Internets. Und dann kann ich sie auch zu dem einladen, der selbst das Leben ist und ihnen begegnen will. Im Internet - und in der Gemeinde.
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Ihr Kommentar
Kommentare (13)
@Klaus B.
Hallo Klaus,
mein Name steht drunter. Er geht vielleicht etwas unter den Linktipps unter.
Michael Gerster
Facebook ist ein Paradies für die Marketingbranche. Wissen Sie, dass alle eingestellten Daten Eigentum von Facebook sind inklusive der Bilder? Ich bin auch bei Facebook, weil ich dort viele Bekannte … mehrund einige Freunde kontaktieren kann, nutze das Mediem aber mit Vorsicht. Panikmache wie unten im Leserbrief (eingepflanzte "Chips") u.dgl. halte ich für eine typische Reaktion einer Generation, die nicht mit dem Internet aufgewachsen ist. "Prüft alles, und das Gute behaltet" - so soll es auch mit Facebook sein.
Am Anfang hab ich gedacht,was ist das jetzt wieder für ein Mist!Aber seitdem ich versuche ein paar Freunde aus der Jugendzeit wieder zufinden.Finde ich es gar nicht so schlecht!Man muss eben doch auch manchmal mit der Zeit gehen,wir können es ja sinnvoll nutzen.
So weit,so gut. Bei allem,was in dem Artikel über Authentizität geschrieben wurde,darf man aber nie vergessen,dass das was einem im Internet begegnet virtuell und nicht real ist. Das gilt im Blick … mehrauf den Öffentlichkeitsanspruch genauso wie im Blick auf die Privatsphäre. Und deshalb stimmt der Vergleich mit dem Marktplatz in der Vergangenheit auch nicht ganz. Die Menschen damals konnte man sehen. Bei den Bildern auf facebook weiß man nie,ob sie echt sind,wenn man den Betreffenden von woanders her nicht kennt. Und es ist eben auch eine Illusion zu glauben, über facebook alle Menschen zu erreichen. Es gibt immer noch viele Menschen,die keinen Computer haben,bzw nicht damit umgehen können. Vor allem aber im Blick auf private Dinge würde ich nie zu viel preisgeben,was vielleicht eher über Email gehen würde,und ich eher die Gewähr hätte,dass es nicht in die falschen Hände kommt.
Danke für den guten Kommentar, aber warum bleibt ein Artikel über gute Kommunikation und Begegnung mit Menschen anonym?
Sehr guter Kommentar. Vorallem dass echte Kommunikation und hinhören wichtig ist, und nicht einfach predigen und den Menschen etwas "aufschwatzen", auch wenn es noch so gut ist. Danke für den guten, klaren und konzisen Beitrag.
Ich persönlich findes es nicht schlimm, wenn man Facebook benutzt. Facebook kann man auch sinnvoll nutzen. Mit kann man auch evangelisieren. Heutzutage verbringen viele Menschen ihre Zeit im … mehrInternet. Als Christen müssen wir uns daran anpassen und versuchen Ungläubige in Facebook zu erreichen. Im Internet eröffnen sich immer mehr Möglichkeit mit Hilfe von Social Networks zu evangelisieren. Wir müssen diese Chancen und Möglichkeiten nutzen.
Jesus warnt uns, wir sollen wachsam sein!!!
Es lohnt sich, in einer Suchmaschine mal die Begriffe "RFID" und "Facebook", ggf. auch noch "Positive ID" (Herstellerfirma von beim Menschen … mehreinpflanzbaren RFID-Chips, vormals unter dem Namen "Verichip" am Markt) einzugeben und sich darüber zu informieren, ob man dem unseriösen Betreiber von Facebook seine privaten Daten anvertrauen sollte.
Dass es in Rotterdam schon einen Beachclub gibt, der seine Gäste als VIP behandelt, wenn sie sich einen RFID-Chip unter die Haut einpflanzen lassen, ist vielleicht auch noch nicht jedem bekannt. Man kann ja gerne darüber streiten, ob solche Beiträge seriös sind, und auch, ob sich "das Zeichen" des Tiers aus der Offenbarung ggf. auf den RFID-Chip bezieht. ICh möchte auch keine Panik verbreiten. Aber als Christen sollten wir solchen Entwicklungen schon auch kritisch betrachten.
In Kolumbien sind über Facebook bereits so genannte "Todes-Listen" mit Namen vnn Facebookmitgliedern veröffentlicht worden, von denen nach der Veröffentlichung tatsächlich einige ermordet wurden.
Es muss nicht immer so dramatisch werden und es mag tatsächlich sein, dass man über Facebook auch die christliche Botschaft verbreiten kann. Aber ich möchte jeden Anregen, der dieses MEdium nutzt, sich im Vorwege über die äußerst lasche Umgangsweise mit Datenschutzbestimmungen zu informieren, die Facebook (nach meiner Erfahrung nicht unbegründet) in Verruf gebracht haben. Ich persönlich habe mein Facebook-Account aus diesen Gründen löschen lassen, so gut das ging. Meine Daten hat Facebook aber immer noch. Unser Schöfer hat uns Verstand gegeben, auf dass wir alles prüfen und das GUTE behalten. Ob Facebook dazu gehört?
Was hältst Du davon als ein Medium für Evangelisation? Sollten wir uns dam mal ein wenig Gedanken drüber machen?
Auch für die Jungschar könnte das etwas Attraktives sein.
Renate
Danke für den Artikel,er hat für mich Klärung geschaffen,ob facebook kontakte Sinn machen.Danke für eure Arbeit im ERF.Gottes Segen sei Euch gewiß
Nigel, es ist von daher schlimm, weil mich ein weiterer Presseverteiler nicht interessiert. Angebote mit "leeren" Infoinhalten blende ich bei facebook aus.
Es ist illusorisch zu glauben, ich blase das einfach mal raus, es wird sich schon jemand finden, den es interessiert.
Hallo,
Ich sehe es nicht so schlimm, wen Man Facebook "nur als weiteren Presseverteiler …, um auf den neuesten Kirchenbasar aufmerksam zu machen" benutzt.
Natürlich können Sie auch mit Facebook, die … mehrMenschen über Gottesdienste, usw. informieren. Warum nicht? Möglicherweise erreichen Sie Menschen, die sonst nicht erreicht werden würde. Und wenn sie sum Kirchenbasar kommen, dann können Sie mit ihnen, über wichtigere Themen sprechen.
Nigel
Hallo,
das ist genau das Thema über das ich mir zur Zeit Gedanken gemacht habe. Wir wurden von unserem Verpächter gekündigt. Dann machten unwahre Gerüchte (im realen Raum) die Runde. In facebook … mehrwurde ich daraufhin angeschrieben, was denn los sei. Ich lies mich zu einer ironischen Bemerkung hinreißen, nun muss ich mich auf meine Authentizität hin überprüfen lassen, da ich als Facebook-Motto die goldene Regel Jesu angegeben hatte. Daher glaube ich: es ist genauso schwierig "echt" zu sein und Schuld zu bekennen, wie im richtigen Leben! :-) "Nein wir sind bestimmt nicht besser, aber wir sind besser dran...", gell!?
Liebe Grüße Sylvia