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25.04.2010 / Tag der Internetmission / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Sabine Petri

Bei uns ist jeder Tag Internet Evangelism Day

Das Internet bietet große Chancen, Menschen den Glauben näher zu bringen. Jörg Dechert erzählt, worauf es dabei ankommt.

Am 25. April ist „Internet Evangelism Day“, der Tag der Internetmission. Die Initiative gibt es seit 2005. Sie möchte auf das große Potenzial von missionarischer Internetarbeit aufmerksam machen. ERF.de hat mit dem Leiter von ERF Online, Jörg Dechert, über die Bedeutung von Internetmission gesprochen und auf welche Weise man selbst aktiv werden kann.

ERF.de: Auf welche Weise engagiert sich ERF Online in der Internetmission?

Jörg Dechert: Es ist witzig, dass es einen "Internet Evangelism Day" gibt. Eigentlich ist bei uns jeder Tag "Internet Evangelism Day". Das ist der Vorteil vom Internet: Man muss nicht in Events und in Veranstaltungen denken. Sondern es passiert das, was im Neuen Testament auch angelegt ist. Nämlich, dass da, wo wir leben und uns bewegen auch immer das Evangelium ist. Dass es vermittelt wird, verstanden wird, hinterfragt wird - und hoffentlich geglaubt wird. Wenn die Leute heute alle immer mehr im Netz sind, dann müssen wir da auch sein mit dem Evangelium.

Das heißt für uns aber nicht, dass man einfach nur Informationen ins Netz stellt. Sondern, dass wir auf die Fragen der Leute eingehen und sie dabei herausfordern, mit uns ein Stück Weg zu gehen und Dinge zu reflektieren und zu hinterfragen. Dass wir sie damit nicht alleine lassen. Und ich glaube, da gibt es viel zu entdecken - für jeden der sich auf die Suche macht.

Das Internet ist ja ein weites Feld. Auf welche Weise versucht ihr, die Menschen auf Jesus aufmerksam zu machen?

Wir haben ein paar Strategien, die wir parallel fahren. Ich greife mal ein Beispiel raus, das Jesus-Experiment (jesus-experiment.de). Wir machen ganz viel Google-Werbung dafür. Das bedeutet, wenn man nach bestimmten Begriffen sucht, wie zum Beispiel "Gott finden" oder "Spiritualität" oder Begriffen, die eher in der esoterischen Szene zu Hause sind, kann es passieren, dass man eine Werbeanzeige für das Jesus-Experiment sieht.

Jesus-Experiment heißt, wir laden die Leute zu einem vierwöchigen Prozess ein, in dem sie selbst ausprobieren und herausfinden, ob Glauben wirklich funktioniert: Ob da jemand ist, der Gebet hört - wenn man zu Gott spricht. Ob die Bibel wirklich mehr ist als ein altes Buch. Ob das wirklich ein Brief vom Schöpfer an sein Geschöpf ist. Und wir lassen die Leute damit nicht alleine: Es gibt einen Coach, der über das Internet die Leute begleitet, der Aufgaben stellt, der für Fragen zur Verfügung steht. Und dann passieren ganz spannende Entdeckungen.

Internetarbeit ist professioneller geworden

Du bist jetzt auch schon seit 13 Jahren bei ERF Online (früher CINA) aktiv. Seit fast drei Jahren auch als Leiter. Wie hat sich die Internetmission im Laufe deiner Zeit verändert?

Die Internetmission hat sich in vieler Hinsicht verändert. 1996, als CINA angefangen hat, gab es relativ wenige Anbieter - auch säkulare Anbieter - von Informationen. Also, die Dinge die heute sehr gefragt sind wie Facebook, Youtube, Spiegel online, GoogleMaps. Auch Google selbst gab es nicht. Jeder hat mutig gebastelt und das Beste gehofft. Egal, ob man nun Internet-Mission betreiben wollte, oder Produkte verkaufen wollte, oder einen Fernsehsender betreiben wollte. Da hat sehr stark eine Professionalisierung stattgefunden. Was damit zu tun hat, dass mehr Geld im Spiel ist. Denn das Internet ist zu einer großen Einnahmequelle geworden, zu einem großen Werbemarkt.

Zum anderen muss man sagen: Das Internet ist eingewoben in die Textur unserer Gesellschaft. Wenn man das von heute auf morgen abschalten würde, wären wir alle erstaunt, wie sehr wir uns darauf verlassen. Wir hören Musik über das Internet, wir sehen zunehmend Filme über das Internet, wir bestellen Bücher über das Internet. Das Internet ist in der Gesellschaft viel mehr verankert als früher.

Für uns in der Internetmission würde ich sagen, dass wir aus diesen ersten Jahren viel lernen konnten - und so heute deutlich strategischer und reflektierter zu Werke gehen können. Wir wissen nun viel besser, was funktioniert und was nicht funktioniert und wie die Leute ticken.

Das Internet ist auch ein Medium, das sich sehr schnell verändert. Was bedeutet das für ERF Online und die Internetmission allgemein?

Je älter man wird, umso schwerer ist es, hier mitzuspielen. Die Veränderungsgeschwindigkeit nimmt eher zu als ab - und mit zunehmendem Alter fällt das einfach schwerer, hinterherzukommen.

Es bedeutet zweitens, dass wir hart daran arbeiten müssen, ein Klima der Innovation zu behalten - oder vielleicht auch immer mehr zu bekommen und zu verstärken. Wenn wir nicht bereit sind, schräge Ideen zu denken und Dinge zu tun, die wir noch nie getan haben, dann werden wir in einem Medium, das ständig neue Hypes generiert und uns neue Trends vor die Füße wirft, nicht lange bestehen. Kein Medium bestraft Dinosaurier so hart wie das Internet.

„Mission muss da sein, wo die Leute sind“

Welche Chancen und welche Gefahren bietet das Internet für Mission?

Ich möchte erst einmal mit den Chancen anfangen. Die Chance ist, dass Leute dem Evangelium begegnen können, die nicht in klassische kirchliche Veranstaltungen gehen. Dazu kommt, dass der Betrieb christlicher Fernsehsender sehr teuer ist und Radiosender es schwer haben, allgemein empfangbar zu sein. Über das Internet bekomme ich alles auf einmal. Das ebnet sozusagen das Spielfeld ein: Alle stehen auf einem Feld. Jeder kann senden. Das Problem ist aber: Jeder macht das auch! Die Herausforderung ist dann, aufzufallen und überhaupt sichtbar zu sein.

Leiter ERF Online Jörg Dechert, Bild privat

Gleichzeitig hängt da eine Gefahr dran: Je mehr das Internet - wie ich es vorhin genannt habe - zur Textur unserer Gesellschaft wird, umso größer werden natürlich die Interessen auf wirtschaftlicher Ebene, oder auch auf Regierungsseite, das Ganze zu kontrollieren, zu reglementieren und ein gewisses Maß von Kontrolle zu erlangen.

Mission muss da sein, wo die Leute sind. Und wenn heute 45 Millionen Erwachsene allein in Deutschland regelmäßig das Internet benutzen, ist es gar keine Frage, dass man Internetmission braucht. Wenn es ein Land gäbe, wo 45 Millionen Leute wohnen, würden wir auch nicht sagen: Da schicken wir aber keine Missionare hin, das sind zu wenige!?

Welchen Tipp würdest du Einzelpersonen oder Gemeinden geben, die im Internet Menschen auf Jesus aufmerksam machen möchten?

Ich glaube, darauf gibt es zwei sehr unterschiedliche Antworten.

Gemeinden würde ich sagen: Macht etwas, was mit eurer Gemeinde verbunden ist. Und zwar deswegen, weil Internet eine Brücke ist, um mit Leuten in Kontakt zu kommen, die sonst nicht in die Kirche gehen würden. Aber auf eine Brücke baut man keine Häuser. Eine Brücke führt immer irgendwohin. Darum kann das Ziel von Internetmission nur sein, Leute in echte Gemeinschaft und echte Gemeinden hinein zu führen. Versucht nicht, eine völlig isolierte Chat-Mission hochzuziehen. Das gibt es schon mehr als genug.

Bei Einzelpersonen ist es anders. Einzelpersonen können sich Initiativen anschließen, die es schon gibt - oder gemeinsam neue erfinden. Wobei ich sehr dafür plädieren würde, dass Christen nicht immer das machen, was es im säkularen Bereich schon seit fünf Jahren erfolgreich gibt und sagen: „Jetzt machen wir auch noch das christliche Xing, oder das christliche Youtube, oder das christliche Sonstwas“. Das fördert erfahrungsgemäß nur eine Wagenburg-Mentalität. Das hält nicht lange. Das ist auch nicht missionarisch. Geht dahin, wo die Leute sind! Seid echt und schließt euch Initiativen an, die es schon gibt und versucht erst einmal ein paar Erfahrungen zu sammeln!

Wie kann man sich bei ERF Online an der Internetmission beteiligen?

Bei uns gibt es viele Bereiche, in denen man ehrenamtlich - auch missionarisch - mitarbeiten kann. Sei es, dass man für Fragen von Internetnutzern zu Glaubensthemen zur Verfügung steht. Oder dass man bei so etwas wie dem Jesus-Experiment Leute begleitet und ihnen hilft, die Entdeckungen, die sie mit dem Glauben machen, einzusortieren.

Es gibt viele Möglichkeiten. Man muss nicht mehr irgendwo hinfahren, um mitzuarbeiten. Man kann das von Zuhause aus oder über das Handy machen. So wie man Zeit hat, so wie man Lust hat, so wie man Kraft hat. Das Internet ist auch ein hervorragendes Mittel, um in der Internetmission zusammenzuarbeiten. Es ist nicht nur das Missionsfeld, sondern es ist auch das Arbeitsmedium für Missionare.

Vielen Dank für das Gespräch!


Weitere Informationen zum Tag der Internetmission beim ERF Notizblog.

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Kommentare (2)

FranzX /

Mir macht es echt Spaß, in wkw-Gruppen mitzuwirken, sowohl dediziert christlichen, als auch neutralen, wie z.B. "Weltanschauungen" oder "Glaubensrichtungen". Man muss halt aufpassen, dass man nicht mehr

charly /

Klasse Herr Dechert !!!

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