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08.01.2010 / Glosse / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Hanna Keller

Vorsicht, Osterhase!

Wer in der Weihnachtszeit zu spät kommt, den bestraft der Osterhase. Eine Glosse zu Sinn und Unsinn des Wartens auf Fest- und andere Zeiten.

Gesehen habe ich sie noch nicht, die ersten Osterhasen. Andere waren da schneller und bei BILD hat man sogar schon die ersten Fotos geschossen. Aber immerhin: Seit einem kurzen Gespräch mit einem Verkäufer in meinem Lieblingssupermarkt weiß ich, ab wann ich Jagd auf sie machen kann! Er machte nämlich gerade Platz für sie.

Platz da!

Spätestens Ende Januar sollen die Osterhasen Einzug halten. Schließlich sind es dann auch nur noch 60 Tagen bis Ostern. Kein Wunder, dass in manchen Verkaufsregalen die Osterhasen schon ab Anfang Januar stehen. Die Weihnachtsmänner hatten im letzten Jahr eine Vorlaufszeit von mehr als 90 Tagen, da müssen sich die hoppelnden Kollegen schon sputen, um wenigstens annähernd ein ähnliches Ergebnis zu erzielen. Schade nur, dass es mir am 02. Januar nicht mehr möglich war, noch eine Tüte Spekulatius zu ergattern. Alles weg! Wer in der Weihnachtszeit zu spät kommt, den bestraft eben der Osterhase.

Neben meiner Trauer um den Spekulatius war ich zugegebenermaßen aber auch verwirrt. Denn ich fühle mich in meinem Lebensrhythmus total durcheinander gebracht! In meiner Kindheit hat man mir irgendwie versucht beizubringen, dass Warten eine Tugend ist, dass alles seine Zeit hat. Ich dachte immer, das gilt auch für Festzeiten wie Weihnachten und Ostern. Denn nur so kann man sich doch richtig auf die Feiertage freuen, sie schön gestalten und sich ihrer Bedeutung bewusst werden.

Aber gut, ich will ja schließlich nicht rückständig sein. Wenn Industrie und Wirtschaft uns hier neue Werte vorgeben, dann wird das schon so stimmen. Immerhin geht es ihnen ja um unser aller volkswirtschaftliches Wohl. Und dass das ein nobles Anliegen ist, kann niemand abstreiten – zumal in Zeiten der Wirtschaftskrise.

Zwei Bitten für die Zukunft

Eine Bitte hätte ich dann doch an die entsprechenden Marketingstrategen. Als Frau denkt man ja auch immer ein wenig für die nächste Generation mit. Wenn meine Kinder eines Tages im Juli den Stiefel vor die Tür stellen und im November Eier suchen wollen, dann bitte ich doch die Industrie darum, dass sie es mir möglich macht, den Sprösslingen den Wunsch zu erfüllen. Vielleicht mit einem kleinen aber feinen Dauerangebot von Nikoläusen und Ostersachen in den Süßwarenregalen. Schließlich möchte ich keine Rabenmutter sein, die ihren Kindern ihre Bedürfnisse vorenthält. Das könnte schädlich für ihre Entwicklung sein.

Und ich möchte die Herren und Damen der Wirtschaft dann auch bitten, Verständnis dafür zu haben, wenn ich selbst im Dezember keine Weihnachtssachen mehr kaufe. Für wen denn? Die Kinder sind dann schon längst mit ihren Gedanken bei den leckeren Berlinern der Karnevalszeit. Ich bin wahrscheinlich einfach nur froh, wenn ich vor dem ganzen Zeugs vorübergehend meine Ruhe habe. Zu viel Schokolade auf einmal ist sowieso nicht gesund und mein Geldbeutel freut sich, wenn er nicht ständig etwas für die teuren Schleckereien hergeben muss.

Ihr Kommentar

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Kommentare (7)

Junia /

absurd dagegen meine Erfahrungen mit dem Einkauf von Kinderschuhen, schnappt man sich die Sandalen nicht im April und die Winterschuhe im August, gibt es keine mehr in passender Größe, besonders bei S-Größen. Wahnsinn, zumal Kinderfüße ja ständig wachsen.

tilli /

Gerechtigkeit für Väter!
Ich habe meinem dreijährigen Sohn glaubhaft machen können, dass uns zu Pfingsten der "Pfingstochse" besucht. Da braucht er sich aber keine tieferen Gedanken zu machen, denn mehr

moni /

*grins*
ja, es ist furchtbar, dass die osterhasen und nikoläuse jedes jahr früher den weg in die supermarktregale finden. man bekommt die vorfreude damit verdorben, wird schon vor dem eigentlichen mehr

UPS /

Ja, so ist das leider. Wie wir der Wirtschaft und der Gesellschaft allgemein aber beibringen, dass sich Warten lohnt, weiß ich nicht. Ein eigenes Beispiel setzen ist wohl schonmal nicht verkehrt.

Holger Liebau /

Liebe Frau Keller,
wir feiern die Feste, wie sie fallen, oder wie sie der Kalender vorgibt. Und schließlich kaufen wir auch nicht alles, was die Werbung uns anbietet.
Und außerdem glauben wir lieber mehr

Ed Habernig /

... uns nur wenige Flugstunden von hier weinen die Menschen weil man nicht das nötigste zum Überleben hat MfG.

charly /

Hallo Frau Keller - eine schöne Glosse - vielen Dank !!

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