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02.01.2008 / / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Helga Grev und Andreas Schnabel

Gefangen zwischen Stärke und Schwäche

Gerade erst loderte das Feuer zwischen Israel und seinen Nachbarvölkern wieder auf. Die Weltgemeinschaft will, dass es Frieden im Nahen Osten gibt. Viele Menschen auf beiden Seiten lassen ihr Leben und kämpfen für einen Sieg, der immer wieder neu hinterfragt wird. Das ist alles nichts Neues in dieser Region. Rund 1100 Jahre vor unserer Zeitrechnung, zum Ende der so genannten Richterzeit, lebte ein Mann Namens Simson. Vergleichbar mit Hamas oder Hisbollah waren damals die Philister.

Simsons Geschichte nachlesen:
Richterbuch
Kapitel 13, 14
15 und 16
Gerade erst loderte das Feuer zwischen Israel und seinen Nachbar-völkern wieder auf. Die Weltgemeinschaft will, dass es Frieden im Nahen Osten gibt. Viele Men-schen auf beiden Seiten lassen ihr Leben und kämpfen für einen Sieg, der immer wieder neu hinterfragt wird. Das ist alles nichts Neues in dieser Region. Rund 1100 Jahre vor unserer Zeitrechnung, zum Ende der so genannten Richterzeit, lebte ein Mann Namens Simson. Vergleichbar mit Hamas oder Hisbollah waren damals die Philister.

Simson muss ein Draufgänger gewesen sein, mutig bis zur Leichtfertigkeit, der keinem Streit aus dem Wege ging. Als Mann von ungewöhnlicher Körperkraft und sicher einem entsprechenden Körperbau entspricht er weitest gehend dem Männlichkeitsideal, dem Männer entsprechen wollen. Gut gebaut, muskulös, mutig, stark, cool, lässig, wild und ungebunden – das mag heute allzu macho- und klischeehaft klingen. Aber Stärke und Durchsetzungsfähigkeit verkörpern auch Anziehungskraft.

Doch das Geheimnis dieser unfassbaren Kraft birgt eine überraschende Seite von Simson: Er war ein Gottgeweihter, ein so genannter „Nasir“. Zum Zeichen der Weihe durften unter anderem die Haare nicht geschnitten werden. Er hatte also einen langen Haarschopf und war von Geburt an einer heiligen Sache verpflichtet: Er würde anfangen, Israel aus der Macht der Feinde zu befreien. So war es den Eltern angekündigt worden und in dieser heiligen Pflicht hatten sie den Sohn erzogen.

Bei aller Stärke hatte Simson aber offenbar nicht nur eine große Schwäche. Er hatte einen Hang zu schönen Frauen – gerade zu Frauen des verfeindeten Volkes. Außerdem sprach er dem Alkohol zu – in Kombination eine unheilvolle Allianz. Und offenbar waren seine Begierden genauso schwer zu steuern, wie seine physische Kraft. Zweimal wird erzählt, dass er sich mit Hilfe seiner Kraft aus den negativen Folgen seiner „Vorlieben“ befreien kann. Einmal erschlägt er 30 Feinde mit bloßen Händen, um eine Wettschuld einzulösen (Richter 14,19) und einmal reißt er ein Stadttor aus den Angeln und trägt es weg (Richter 16,3). Solche Stadttore waren riesig. Schließlich mussten sie Angriffen standhalten. Sie bestanden aus zwei Flügeln aus massiven, miteinander verbundenen, meterhohen Holzpfählen. Ein Torflügel konnte jeweils nur durch die Kräfte mehrerer Wachtposten bewegt werden.

Eine Frau, über die ausführlich berichtet wird, ist die Liebe seines Lebens. Delila war die erste Frau in Simsons Leben, von der es heißt, dass er sie liebte. Was bisher nur Sinnlichkeit und sexuelles Begehren war, wird bei Delila eine tiefe Bindung des Herzens. Die allerdings wird zur großen Prüfung, ja zum Verhängnis! Denn sie stellt Simsons Liebe zu ihr in Frage. »Wie kannst du behaupten mich zu lieben, wenn du mir kein Vertrauen schenkst?« Mit diesem Vorwurf setzt sie Simson unter Druck, bringt ihn in Zugzwang.

Wie gesagt, Simson war ein Geweihter Gottes. Er stand vor der Wahl zwischen Gottgehorsam und der Preisgabe heiliger Pflicht als Richter. Nirgends sind wir verletzlicher, als wenn wir uns jemandem anvertrauen mit unserem Innersten. Und wie tief kann es uns erschüttern, wenn das Anvertraute preisgegeben wird!? Und das geschieht durch Delila. Sie schützt das Anvertraute nicht mit ihrer Liebe. Delila verrät die Liebe. Sie lässt sich missbrauchen für das politische Ränkespiel der Fürsten ihres Volkes. Die Schwäche des Simson wird ihm zum Verhängnis.

Drei Mal versuchte Delila an Simsons Geheimnis zu kommen, Dreimal verweigerte Simson ihr die Wahrheit. Und obwohl Delila immer versucht, ihn an die Philister auszuliefern, scheint Simson keinen Verdacht zu schöpfen. Schließlich verrät er ihr das Wunder seiner Kraft: (Richter 16:17): „Noch nie in meinem Leben sind mir die Haare geschnitten worden. Seit meiner Geburt bin ich dem Herrn geweiht. Wenn man mir die Haare abschneidet, verliere ich meine Kraft und bin nicht stärker als irgendein anderer Mensch.“. Auch das versucht Delila und liefert den schwachen Muskelprotz an seine Feinde aus. Die ganze Kraft ist vom einen auf den anderen Augenblick weg! Der Muskelprotz ist ein Schwächling geworden. Er hat seine innerste Berufung verraten. Sein Vertrauen war zerbrochen. Er hat sich selber von Gott losgesagt und war alleine und verlassen im Gefängnis.

Wenn Liebe preisgegeben wird, dann spüren wir, dass etwas Grundlegendes verletzt wird, verkehrt wird. Die vertrauensvolle Beziehung, wie hier in der Geschichte von Mann und Frau ist eine tragende Grundbeziehung des Lebens. Doch Simson erlebt auch, wie diese tragende Grundbeziehung zwischen ihm und Gott erschüttert wird.

Immer, wenn Grundbeziehungen erschüttert sind, wenn Familie, Freunde, oder Gott plötzlich fremd erscheinen, weit weg und schier unerreichbar werden, braucht es eine Grundsatzentscheidung. Vor zerstörerischen Folgen einer solchen Erschütterung bewahrt nur tieferes Vertrauen, das auch dort noch trägt und das uns Kraft gibt, wenn wir denken, dass alles vorbei ist.

Simson macht es in der Geschichte vor. Er besinnt sich auf die Zusagen Gottes, die Gott ihm am Anfang seines Lebens gab. Er erneuert seinen Schwur und das Vertauen wächst – und als äußeres Zeichen wachsen auch seine Haare wieder und die damit verbundene Kraft. Er weiß, dass er wieder ein Geweihter Gottes werden muss, um wieder fest auf dem Boden der Wirklichkeit stehen zu können. Und weil er sich wieder auf Gott besinnt, schenkt Gott ihm sein Vertrauen wieder und macht ihn wieder zum „starken Mann“.

Auch Du kannst im Vertrauen auf Gott Kraft für Dein Leben geschenkt bekommen. Lass Dich ganz auf ihn ein. Er wird Dein Vertrauen nicht preisgeben, sondern Dir für Deine Herausforderungen im Alltag die notwendige Kraft geben.

Die Geschichte Simsons endete tragisch-triumphal. Der extrem Starke erlebt den höchsten Fall, den ein Mann erleben kann. Er wird gedemütigt, kann aber in der letzten Sekunde seines Lebens – in und durch seinen Tod – triumphieren. Wer es nachlesen möchte: Das ganze Ende von Simson steht im Richterbuch Kapitel 16

Wenn ich ehrlich bin, geht es mir auch manchmal wie Simson. Zwar bin ich kein kräftiger Supermann, aber ich kenne meine Aufgaben, weiß, wo ich gebraucht werde und lasse mich dennoch von meinen Vorlieben und meiner Trägheit treiben. Das bringt mich von den eigentlichen Zielen meines Lebens ab. Wichtig ist daher die Treue und die Abhängigkeit von einer guten Autorität, wie der Gott der Bibel sie darstellt. Immer wieder verspricht Gott denen, die sich zu ihm halten, dass er sich um die Belange dessen kümmern wird, der ihm vertraut.

Und so wie Simson sich dieser Treue am Ende seines Lebens wieder verpflichtet fühlt, so ergeht auch an mich (und Dich!) die Aufforderung: Lass Dich nicht treiben. Lasse nie dein wahres ziel aus den Augen und erfülle Deine Aufgabe sorgfältig. Halte Dich treu zu Gott, dann wird er sich treu zu Dir halten.

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