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02.01.2008 / / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Gudrun Weber

Wir werden sein wie die Träumenden

In der Schule lernte ich in einer AG russisch. Einmal nach Russland zu kommen, war mein größter Traum, doch der „Kalte Krieg“ ließ das damals nicht ohne weiteres zu. Als eine mit unserer Familie befreundete Ärztin zu einem Kongress nach Moskau und St. Petersburg reiste, war das meine Chance: Ein Traum sollte sich erfüllen!

Die Aeroflot-Maschine rollt auf das Startfeld. Gleich wird sie abheben. Das Glücksgefühl in mir ist unbeschreiblich. Ein Traum beginnt Wirklichkeit zu werden.

In der Schule hatte ich eine Russisch-AG belegt. Ich lernte gerne diese Sprache, lernte gerne Einzelheiten über dieses große Land. Einmal dorthin zu kommen, war mein größter Traum. Doch ein normaler Touristenbesuch war damals zur Zeit des sog. „Kalten Krieges“ nicht möglich. Als die AG für eine Woche mit dem Sprachlehrer in die UdSSR fuhr, hatten meine Eltern wegen der angespannten politischen Lage Bedenken. Ich durfte nicht mit. Ein Traum zerplatzte – das tat weh. Der Schmerz ging vorüber. Die Freude an der Sprache und das Interesse an der Kultur dieses Landes blieben.

Einige Jahre später – die Schule lag hinter mir – reiste eine mit unserer Familie befreundete Ärztin zu einem internationalen Kongress nach Moskau und St. Petersburg. Sie suchte eine Begleitperson – und das war meine Chance! Es folgten zwölf Tage, die mir unvergesslich bleiben sollten. Vieles, was ich nur aus den Lektionen des Russischbuches kannte, bekam ich nun zu sehen. Es war aufregend und schön. Dass ich sogar an einem Gala-Diner im Kreml teilnehmen durfte oder einige Tage später vor dem Winterpalast stand, war der Traum im Traum.

Das Ganze liegt nun schon viele Jahre zurück. Das Glücksgefühl ist verschwunden, aber nicht vergessen. Viele neue Träume sind seitdem aufgetreten und manchmal auch wahr geworden. Glückliche Momente kamen und gingen. Aber keiner blieb dauerhaft. Haben Lebensträume einen Sinn? Machen sie wirklich glücklich? Oder sollte ich sie lieber nicht zulassen?

Wer einen Traum hat, hat ein Bedürfnis.

Wer keinen Traum, keinen Wunsch hat, der braucht auch nichts. Der ist übersättigt, erwartet nichts mehr vom Leben, erwartet nichts mehr – von Gott? Er ist die Kreativität in Person. Ich habe den Eindruck, dass er uns liebend gerne mit einer Freude überrascht – oder mit einem erfüllten Traum. Doch wo kein Traum vorhanden ist, da ist auch keine Erfüllung notwendig.

Lebensträume – warum nicht? Lebensträume können mein Leben bunter und fröhlicher machen. Zum Chaos werden sie nur dann, wenn ich mich daran klammere. Solange ich aber Gott meine Träume sagen und ihm die Erfüllung überlassen kann, tragen sie durchaus zu einem glücklichen Leben bei.

Wer einen Traum hat, hat ein Ziel.

Wäre eigentlich die Glühbirne erfunden worden, wenn nicht irgendwann jemand davon geträumt hätte, auf Knopfdruck ein Licht herbeizuzaubern? Oder das Rad, wenn nicht irgendwann jemand davon geträumt hätte, Lasten auch anders als nur auf dem eigenen Rücken zu transportieren? Am Anfang vieler Erfindungen stand zunächst der Traum. Und der hat Menschen zum Handeln gebracht – sie haben etwas bewegt auf dieser Welt. Sie haben dazu beigetragen, dass Veränderungen geschehen konnten. Ob technisch, sozial, künstlerisch oder politisch.

Wer diesen Traum hat, hat eine Zukunft.

Die kleinen und die großen Lebensträume haben eines gemeinsam: Sie gehen vorbei. Auch das schönste und größte Lebensziel ist vergänglich. Ist der Traum von einem unvergänglichen Traum nur „Schaum“?

In der Bibel steht: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, dann werden wir sein wie die Träumenden.“ Hier geht es um einen Zustand, um unser Sein, und nicht um ein kurzes Gefühl. Der ganz große Traum unsres Lebens kommt erst noch: Der Traum des ewigen Lebens. Bei diesem Traum dürfen wir wissen: Er bleibt bestehen. Für den, der Gott gehört, ist das Glück dieses Traums kein , sondern ein ewiges Glück.

Wir wissen noch keine Einzelheiten über diese Zukunft. Aber eines ist klar: Enttäuschungen wird es nicht geben. Egal, was wir jetzt von dieser Zukunft erträumen oder erwarten: Die Erfüllung wird alle unsere Vorstellungen bei weitem übertreffen. Nach dem, was wir in der Bibel andeutungsweise darüber lesen können, muss dieses Leben wirklich traumhaft sein. Und darauf dürfen wir uns freuen – schon jetzt – jeden Tag!

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