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02.01.2008 / / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Jonathan Geiß

Flieger, grüß mir die Sonne!

Schon mit zwei (!) Jahren träumt Jonathan Geiß vom Fliegen. Als er einmal in einem Cockpit mitfliegen darf steht fest, dass sein Herz der Fliegerei gehört. „Ich werde Pilot!“ Mit 21 legt er die Prüfung zum Piloten ab und fällt durch. Keine zweite Chance, denn diese Prüfung darf jeder nur einmal machen...

Manche Träume schiebt man beiseite: „Ach, das ist doch absurd!“, während andere sich festsetzen und zum Ziel heranreifen. Diese Ziele verursachen dann Schmetterlinge im Bauch und Herzklopfen. Bei mir war es der Wunsch, Pilot zu werden!

Ein Sprichwort sagt: „Zum Flieger wird man geboren!“ Das traf auf mich zu. Mich faszinierten schon als kleines Kind diese riesigen, fliegenden Stahlkolosse. Ich konnte zu Hause durchs Fenster die Flugzeuge beobachten die starteten oder landeten.

Die Endgültige Begeisterung erfolgte in meinem vierten Lebensjahr auf einem Flug von Stuttgart nach Mallorca. Während dieses Fluges durfte ich im Cockpit auf dem Schoß des Co-Piloten mitfliegen und sogar das Steuerhorn in den Händen halten. Ab diesem Zeitpunkt war klar – ich werde Pilot! Seitdem musste unsere Familie Sonntags immer öfter auf die Besucherterrasse des Flughafens.

Zum Greifen nah

Richtig konkret wurde es ein Jahr vor dem Realschul-Abschluss. Ich würde auf ein Wirtschaftsgymnasium gehen und dann sollte es Wirklichkeit werden: Ich strebte den Beruf Pilot an. Ich begann, mich mit Eifer über Beruf und Ausbildung zu informieren. Ich besuchte Informationstage der Flugschule, machte sooft es nur ging Abstecher zu den großen Flughäfen Deutschlands und besorgte mir Literatur.

Wichtig war dabei, den Traum nicht mehr nur emotional, sondern ihn bewusst sachlich und nüchtern zu betrachten. Das bedeutet nicht, weniger begeistert zu sein oder kein Herzklopfen mehr zu spüren. Es heißt lediglich, dass die emotionale Sicht meistens nicht sehr viel mit der Realität zu tun hat. Jeder Gedanke ans Fliegen verursachte bei mir noch immer dieses Kribbeln im Bauch.

Nach dem Abitur konnte ich endlich meine Bewerbung abschicken. Prompt wurde ich zur ersten, von insgesamt drei Pilotenprüfungen nach Hamburg eingeladen. Dazwischen lag allerdings ein ganzes Jahr, das ich nutzten konnte, mich intensiv vorzubereiten. Im August 2006 kam die erste, zweitägige Prüfung. Mein Traum begann real zu werden! Wann ich wohl das Ergebnis erfahren würde? Die Fliegerei war zum greifen nah! Schon eine Woche später bekam ich Post: Nicht Bestanden!
Das saß!

Sind Träume immer Schäume?

Nach 21 Jahren ausgeträumt... Der unbändige Wunsch, Pilot in der zivilen Luftfahrt zu werden, kann nie mehr erfüllt werden. Mein Traum zerplatze, wie eine Seifenblase. Keine Chance mehr, Ende, aus, vorbei – die Prüfung zum Piloten kann nur ein einziges Mal absolviert werden.

Und jetzt? – Das Leben geht trotzdem weiter! Ich werde nicht Pilot – aber mein Leben läuft nicht an mir vorbei. Ich hatte einen Traum, der sich nicht verwirklichen wird, aber das war nicht mein Lebensinhalt. Es bedeutet zwar, dass sich diese eine Tür geschlossen hat, aber gleichzeitig heißt das auch, dass sich eine Andere öffnet. Für mich bedeutet das, dass ich demnächst Jura studieren werde, wenn ich einen Studienplatz bekomme – und das sieht ganz gut aus.

Wichtig ist es, sich nicht vor die zugeschlagene Tür zu setzen und es sich „häuslich einzurichten“. Klar – ich war tief enttäuscht. Und das ist auch okay – aber da darf ich nicht stehen bleiben. Der Autor Patrick M. Morley hat gesagt: „Man kann seine Ziele durchaus erreichen, wenn man von Zeit zu Zeit versagt.“ Dieser Satz hat mir Mut gemacht, dran zu bleiben und nicht aufzugeben, auch wenn es unmöglich erscheint je ein Linienflugzeug fliegen zu dürfen.

Der Wunsch, zu fliegen ist deswegen auch nicht aus meinem Leben verschwunden. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, Pilot zu werden. Zwar werde ich keine Linienflüge fliegen, aber zum Beispiel als Missionspilot arbeiten können – Pilotenscheine kann man ja theoretisch auch aus der eigenen Tasche bezahlen... Ich rate deswegen jedem, an den Träumen und Zielen festzuhalten – auch wenn es schwierig wird.

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