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/ Wort zum Tag

Wie Gott mir, so ich dir

Jürgen Werth über 1. Johannes 3,23.

Das ist sein Gebot, dass wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und lieben uns untereinander.

1. Johannes 3,23

Für manche Menschen besteht der christliche Glaube vor allem aus Geboten und Verboten. Für sie heißt Glauben immer nur „Du darfst“ und „Du darfst nicht“. Offenbar haben Christen das immer wieder vermittelt. Dabei hat Jesus, mit dem Gott in diese Welt gekommen ist, nur von zwei Geboten gesprochen: „Liebe Gott. Und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Der Apostel Johannes formuliert es in seinem ersten Brief beinahe noch knapper: „Das ist sein Gebot, dass wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und lieben uns untereinander.“ (1. Johannes 3,23)

Ist das eigentlich ein Weihnachtsvers? Auf den ersten Blick nicht. Auf den zweiten aber passt er gut zu den Höhen und Tiefen dieser besonderen Tage.

Weihnachten ist das Fest des Glaubens und der Liebe. An Weihnachten erinnern wir einander daran, dass Gott sich der Welt in Gestalt seines Sohnes Jesus Christus gezeigt hat. Dass er sich in eine Futterkrippe und rund 30 Jahre später in ein Felsengrab hat legen lassen. Weil er es seinen Menschen nicht nur sagen, sondern zeigen wollte, wie kostbar sie für ihn sind. Wie sehr er sie liebt. Wie sehr er sich danach sehnt, sie zurückzuhaben im Einflussbereich seiner Güte und Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Gott hat es eindrucksvoll gezeigt: Er hat uns nicht aufgegeben. Er glaubt an uns. Und nun möchte er von uns nicht mehr und nicht weniger als dass wir unsererseits auch an ihn glauben.

Glauben? Gott glaubt an uns, bevor wir an ihn glauben? Ja! Denn Glauben heißt doch vor allem, sich auf eine vertrauensvolle Beziehung einlassen. In unserem deutschen Wort steckt das alte deutsche Wort „gelowen“, geloben, auch: sich ver-loben. „Gott glaubt an uns“ heißt darum: er lässt sich auf eine Beziehung zu uns ein - und lädt nun wiederum uns ein, uns auf diese Beziehung zu ihm einzulassen.

Aber damit nicht genug. Es geht weiter. In den Beziehungen zu den Menschen um uns herum. Wir sollen auf sie zugehen, wie Gott auf uns zugegangen ist. An sie glauben. Den ersten Schritt gehen, das erste Wort sagen. Uns nicht revanchieren, sondern die Hand ausstrecken und bereit sein, neu anzufangen.

„Uns untereinander lieben“ sollen wir, schreibt Johannes. So, wie Gott uns liebt. Also mit den anderen so umgehen, wie Gott mit uns umgeht. Seit Weihnachten kann es nicht mehr heißen: Wie du mir, so ich dir. Sondern: Wie Gott mir, so ich dir.

Das müssen wir hören. Und leben. Immer wieder. Nicht zuletzt in diesen Weihnachtstagen. Die sind ja für viele Familien eine echte Herausforderung. Selten sonst ist man so lange auf so engem Raum beieinander. Man kann sich kaum aus dem Weg gehen. So wird das Fest, das wir so gern das Fest der Liebe nennen, oft ein Fest heftiger Kräche und handfester Auseinandersetzungen. Einander lieben heißt: Überfordert einander nicht, erwartet nicht zu viel von den anderen, sondern behandelt sie mit der gleichen Nachsicht und Geduld und Freundlichkeit, mit der Gott euch behandelt.

Das also ist das Weihnachtsgebot, das über diesem Tag stehen möchte: Freut euch ganz neu darüber, dass Gott es mit euch aushält. Aus Liebe. So gelingt es euch vielleicht ein bisschen besser, einander auszuhalten. Aus Liebe. Erwartet nicht zuerst von den anderen, dass sie euch mit Liebe und Freundlichkeit behandeln, sondern behandelt sie selbst so. Kurz: Macht’s wie Gott mit euch. Hätte er darauf gewartet, dass wir den ersten Schritt gehen, hätte er lange warten können.

Aber nun ist er gekommen und kommt immer neu. Auch heute. Er möchte einziehen. Und bleiben. In unseren Herzen, in unseren Häusern und in unseren Beziehungen.

Ich wünsche Ihnen einen ersten Weihnachtstag, der von seiner Liebe und von seinem Frieden erfüllt ist!

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Anstoß

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Kommentare (2)

Jürgen /

Diese Auslegung heute habe ich gebraucht. Vielen Dank.

Sabine /

Das war ein ganz wunderbares Wort zum Tag, und ich werde es im Herzen bewahren (und auch weiterschicken). Seien Sie gesegnet.