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/ Wort zum Tag

Wer entscheidend ist

Werner Heise über Lukas 22,32.

Jesus sprach zu Petrus: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.

Lukas 22,32

Menschen betrachten die Wirklichkeit durch – manchmal sehr – unterschiedliche Brillen. Was für den einen ein katastrophaler Reiseverlauf ist, ist für den andern der übliche zu erwartende Stau. Beide stehen in derselben Autoschlange. Sie empfinden ihre Lage aber ganz anders. Und sie denken anders über ihre Situation.

Auch Beziehungen werden unterschiedlich wahrgenommen und bewertet. Das gilt nicht nur für Freundschaften und Eheleute. Das gilt auch für die Vertrauensbeziehung zwischen Mensch und Gott, den Glauben. Und wie jede persönliche Beziehung ist sie nicht statisch. Da kann es Zeiten großer Nähe und Zeiten der Distanz geben.

Vielleicht kennen Sie das? Sie haben erlebt, dass Gott Ihnen geholfen hat. Sie sind dankbar und glücklich. Sind überzeugt, dass Gott da ist und Sie weiter mit ihm unterwegs sein werden.

Der Apostel Petrus war in einer ähnlichen Situation. Er hatte – wie es in den Evangelienberichten heißt – die Herrlichkeit Gottes gesehen (Mk 9,2-8; Mt 17,1-8; Lk 9,28-36). Er schätzte die Freundschaft mit Jesus. Er war bereit, alles für Jesus zu tun. Sich für ihn einzusetzen (Lk 22,33). Der jedoch sieht ihre Beziehung und die aktuelle Lage ganz anders. Zwar stehen Jesus die schwersten Stunden seines irdischen Lebens bevor. Doch nicht Petrus wird ihm beistehen. Jesus setzt sich für Petrus ein. Der ahnt nicht einmal, dass er nur wenige Stunden später das Gegenteil von dem tun wird, was er Jesus versprochen hat.

Wie viele andere Juden ist Jesus mit seinen Begleitern nach Jerusalem gekommen. Festtage stehen bevor. Wo werden sie übernachten? Wo feiern? Wie werden die religiösen Führer ihnen begegnen? All dies beschäftigt sie. Muss geregelt werden. Doch Jesus sieht tiefer. Nicht nur den Trubel in der Stadt. Und wie angespannt seine Freunde sind. Er erkennt die geistliche Auseinandersetzung, die gerade im Gange ist. Der Feind Gottes will das Vertrauen der Apostel auf Gott und seinen Messias Jesus zerstören. Während Petrus noch überzeugt ist, dass er uneingeschränkt zu Jesus stehen wird, koste es, was es wolle, sieht der, wie nahe Petrus daran ist, sich von ihm abzuwenden. Und hat schon gehandelt.

Dem selbstsicheren, ahnungslosen Petrus sagt er: „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhört.“ Nachzulesen im Evangelium nach Lukas, Kapitel 22 Vers 32. Jesus hat sich für Petrus eingesetzt! Er hat seinen Vater im Himmel gebeten. Der Apostel soll zurückkehren können. In die Gemeinschaft mit Gott. In den Kreis derer, die mit ihm unterwegs sind. Denn in nur wenigen Stunden wird Petrus leugnen, Jesus überhaupt zu kennen. Und das nicht nur einmal, sondern mehrfach und nachdrücklich.

Zunächst sieht es so aus, als ob Petrus zu seinem Wort steht und Jesus nach seiner Verhaftung nicht im Stich lässt. Doch dann sieht Petrus, wie Jesus misshandelt wird. Er spürt die feindselige Stimmung. Hier wird es nicht gut ankommen, wenn er sich zu Jesus bekennt.

Auch heute leben wir nicht auf neutralem Boden. So wie der Glaube der Apostel erschüttert und zerstört werden sollte, soll auch unser Vertrauen auf Jesus und sein Wort erschüttert werden. Doch ob ich Jesus durch das, was ich sage – oder nicht sage, oder durch das, was ich tue, verleugne, er steht nicht kopfschüttelnd daneben: ‚Wie kannst du nur?’ Nein. Jesus hat gesehen, dass ein von sich und seinem Glauben überzeugter Petrus scheitern wird. Hat den Vater im Himmel gebeten, ihn nicht aufzugeben. Petrus soll nicht aufhören, darauf zu vertrauen, dass Gott ihm vergibt. Ihm nahe sein will. Umkehr ist möglich. Für den Apostel damals und für mich heute.

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Kommentare (3)

Christa H. /

Hallo Herr Heise,
wer ist der Feind Gottes? Ihr Text ist sehr gut. Mit freundlichen Grüßen

Sabine /

Danke für Ihre tröstlichen u mitmachenden Worte.

Gerlinde F. /

Danke Herr Heise für die Auslegung. Welch ein Trost für uns, auch wenn wir scheitern, Jesus tritt für uns ein.