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Vergessen an der Tankstelle

Die Bibelstelle Jesaja 49,15 – ausgelegt von Monika Scherbaum.

Bringt eine Mutter es fertig, ihren Säugling zu vergessen? Hat sie nicht Mitleid mit dem Kind, das sie in ihrem Leib getragen hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich vergesse euch nicht!

Jesaja 49,15

Zeitungsnotiz vom August: „Vergessen an der Tankstelle“ – ein Kind wird an einer Raststätte zurückgelassen. Die Familie fährt weiter, ahnungslos. Erst nach einer halben Stunde fällt es ihnen auf. Der Junge steht allein da – verängstigt, verwirrt. Zum Glück wird er gefunden. Doch der Moment des Vergessens bleibt.

Solche Augenblicke schockieren – und sie passieren nicht nur auf Reisen. Viele Menschen kennen das Gefühl, vergessen oder übersehen zu sein. In Freundschaften, wenn man bei der Feier nicht eingeladen ist, obwohl man sich verbunden fühlt. In Partnerschaften, wenn die eigenen Bedürfnisse immer wieder zurückstehen.

Auch im Beruf: Man engagiert sich, leistet viel – und doch wird jemand anderes befördert. Selbst im Glauben können Zweifel laut werden. Man betet, hofft – doch es bleibt still. Keine Antwort. Man fragt sich: „Hat Gott mich vergessen? Warum hört er mich nicht?“

Zur Zeit des Propheten Jesaja lebte Israel in babylonischer Gefangenschaft. Der Tempel war zerstört, die Heimat fern, die Hoffnung verblasst.

Und mitten hinein spricht Gott: „Bringt eine Mutter es fertig, ihren Säugling zu vergessen? Und selbst wenn sie es könnte – ich vergesse euch nicht!“ (Jesaja 49,15)

Ich vergesse euch nicht - das ist Gottes Versprechen. Aus Liebe hat er uns geschaffen und seinen Sohn gesandt. Jesus ist der Erlöser der Welt. Durch sein Sterben und seine Auferstehung wird Gottes Zusage greifbar: „Ich will dich nicht vergessen.“

Das darf Jede und Jeder persönlich nehmen: Gott ist da. Ich glaube das – auch wenn ich ihn nicht immer spüre. Manchmal fühle ich mich wie ein Kind, das nicht weiß, dass die Mutter im Nebenzimmer ist. Ich bin blind für Gottes Nähe. Doch ob ich zweifle oder vertraue – Gott geht nicht weg.

Ich habe erlebt, dass Menschen versagen. Und ich kenne das Gefühl, wenn selbst die Liebe in der christlichen Gemeinde, die eigentlich tragen sollte, brüchig wird. Doch Gott vergisst mich nicht. Ich bin ihm ins Herz geschrieben. Kein Rastplatz meines Lebens, keine Krise, keine Dunkelheit kann mich aus seinem Blick verlieren. Gott sagt: „Ich will deiner nicht vergessen.“ -  Und meint: „Glaub es mir. Vertraue mir. Ich kenne deine Sorgen, deine Kämpfe, deine Fragen – auch die, die du niemandem erzählst.“

In diesem Sommer bin ich Menschen begegnet, die Gottesliebe vorleben. Ein Ehepaar, das nach dem Krieg seine Heimat verlor – und später selbst Heimat schenkt, mit „Wohnungen zum gemeinsamen Leben“ auf ihrem Hof. Eine Familie sagte zu einer geflüchteten Mutter: „Wir fahren in den Urlaub – hier ist unser Schlüssel. Du kannst so lange in unserem Haus wohnen.“ Und ich kenne Menschen, die Woche für Woche ihre Wohnung öffnen, ihr Essen, ihr Leben und ihren Glauben teilen.

Überlegen Sie: Wem könnten Sie heute zeigen, dass er oder sie nicht vergessen ist? Keiner kann Gedanken lesen. Deshalb: Schreiben Sie eine Nachricht. Rufen Sie jemanden an. Laden Sie jemanden ein – der sonst nicht auf Ihrer Liste steht. Beten Sie für andere. So werden Sie selbst zum Zeichen der Liebe Gottes – der niemanden vergisst.

Viel Segen beim Umsetzen.

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