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So ist Versöhnung

Birgit Wolfram über 1. Mose 50,21.

Josef tröstete seine Brüder und redete freundlich mit ihnen.

1. Mose 50,21

Zoff unter Geschwistern! Als unsere vier Kinder jünger waren, hörte ich oft: „Mama, der ärgert mich!“

„Das stimmt nicht.“

„Dann spiel ich halt nicht mehr mit dir!“

„Du bist gemein!“

„Selber schuld!“

Und dann bin ich schon gerannt. Um Schlimmeres zu verhindern. Oft musste ich trösten, vermitteln, und erst wenn die Frage geklärt war: „Kannst du mir vergeben?“ wurde es wieder friedlich im Kinderzimmer.

Streit unter Geschwistern. Das kommt in den besten Familien vor. Sogar im hohen Erwachsenenalter. Ein gutes Beispiel dafür ist Josef. Er wuchs mit 11 Brüdern auf und lebte vor ca. 3500 Jahren im fernen Israel.

Ist doch klar, dass da viel gestritten wurde. Bei so vielen Jungs. Außerdem war Josef Papas Liebling. Das machte die anderen Geschwister noch wütender, und deswegen ärgerten sie ihren kleinen Bruder, wo sie nur konnten. Und der ärgerte feste zurück. Jahrelang ging das so. Irgendwann lief alles aus dem Ruder. Die Brüder – inzwischen erwachsene Männer – packten Josef und verkauften ihn als Sklaven nach Ägypten. Jahrzehntelang hörten sie nichts voneinander.

Erst im hohen Alter trafen sie sich wieder. Unter Tränen. Und ausgerechnet

Josef tröstete seine Brüder und redete freundlich mit ihnen. So steht es im 1. Buch Mose, Kapitel 50, im Vers 21.

Ausgerechnet Josef, das Mobbingopfer! Statt seinen Brüdern die Meinung zu sagen, tat er ihnen Gutes. Wie konnte denn das sein?

Es waren keine leichten Jahre für Josef gewesen. Er hatte viel Zeit gehabt, über so manches nachzudenken: über sich, über Gott und über seine Familie. Und er wusste ganz genau, dass er nicht ganz unschuldig war an den Streitereien. Und als seine Brüder ihn jetzt fragten: „Kannst du uns vergeben?“ fing Josef an zu weinen und sagte: „Was passiert ist, ist passiert. Wir können es nicht ungeschehen machen. Ihr habt es Böse mit mir gemeint, aber Gott hat etwas Gutes daraus gemacht.“ (Vers 17-20)

So tröstete Josef seine Brüder und redete freundlich mit ihnen.

Schuld verjährt nicht. Man kann versuchen, sie zu verdrängen, tot zu schweigen oder zu verleugnen. Sie ist trotzdem da. Und blockiert oder zerstört die Beziehung. Und das schmerzt. Mit einer „einfachen“ Entschuldigung ist es nicht immer getan. Deswegen

musste Josef seine Brüder trösten und freundlich mit ihnen reden:

„Wisst ihr, es fällt mir nicht leicht zu vergeben. Zu viel ist zwischen uns passiert. Gott war der Einzige, der all die Jahre zu mir gehalten hat. Er hat sich immer zu mir gestellt. Und heute geht es mir gut. Mir ist klargeworden: Ich habe nicht das Recht dazu, euch zu verurteilen.“

Damit hatten die Brüder nicht gerechnet. Josef ermöglichte ihnen einen Neubeginn: in ihrer Beziehung untereinander und gemeinsam mit ihren Familien.

Natürlich war die Erleichterung im ersten Moment riesengroß: Josef hat uns vergeben! Allerdings brauchte ihre Seele ein bisschen länger. Um anzunehmen, um wirklich zu begreifen, was da gerade geschehen war.

Deswegen tröstete Josef seine Brüder und redete freundlich mit ihnen.

Ich frage: Was steht zwischen mir und meinem Bruder oder meiner Schwester? Zwischen Eltern, Freunden, Verwandten? Egal, was zwischen uns steht, Josef und seine Brüder haben gezeigt: Vergebung ist möglich - und Gott kann aus allem etwas Gutes entstehen lassen!

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