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/ Wort zum Tag

Nicht stille, sondern laute Post

Christoph Morgner über Psalm 145,4.

Eine Generation rühmt der andern deine Werke, und deine mächtigen Taten verkünden sie.

Psalm 145,4

Kennen Sie „Stille Post“? Ein Spiel aus früherer Zeit, an das ich mich gern erinnere. Heute ist es aus der Mode gekommen. Wir saßen damals im Kreis. Der erste flüsterte seinem Nachbarn ein Wort ins Ohr. Der hatte dann die Aufgabe, das nun seinem anderen Nachbarn ebenso ins Ohr zu flüstern. So ging das weiter, bis der letzte an der Reihe war. Der teilte nun laut mit, was er gehört hatte. Oft ging das kurios aus. Denn unterwegs hatte sich das Wort oft verändert: Durch ungenaues Sprechen oder durch schlechtes Hören. Das kam nun an den Tag. Meist gab es dann ein großes Gelächter. Es war ja nur ein Spiel!

Aber so ähnlich meint das König David in unserem heutigen Bibelwort. Die Nachricht von Gott geht weiter – von einem zum andern. Das göttliche Wort wird nicht von Engeln ausposaunt, sondern von  Menschen weitererzählt. Und zwar von einer Generation zur nächsten. Eltern erzählen ihren Kindern von dem, was Gott getan hat. Sie berichten obendrein davon, was sie selber alles mit Gott erlebt haben. Sicherlich werden es dann die Kinder genauso halten, wenn sie erwachsen geworden sind und selber Kinder haben. So pflanzt sich die Gottesbotschaft fort von Generation zu Generation. Aber keine stille Post, sondern eine laute, eine vernehmliche. Jeder soll hören, was Gott auch für ihn getan hat.

Hoffentlich wird die Botschaft unterwegs nicht verdreht und verbogen! Das wäre katastrophal. Deshalb war im alten Volk Israel genau vorgegeben, wie die „mächtigen Taten“ Gottes weitererzählt werden sollen. Daraus wurde ein richtiges Ritual. Da wurde nichts dem Zufall überlassen. Beim Sederabend des Passahfestes hatte einer der Söhne am Tisch zu fragen: „Warum begehen wir ausgerechnet diesen Tag so festlich? Warum essen wir erlesene Speise? Was bedeutet das?“ Darauf antwortete der Vater  mit Worten, die schon jahrhundertelang gebräuchlich waren. Er sprach von dem, was Gott an seinem Volk Israel getan und welche Wunder es erlebt hatte. So zog die Botschaft durch die Jahrhunderte. Und so geht das in Israel bis zum heutigen Tag. Davon können wir als Christen nur lernen.

Zunächst sind es unsere Familien, in denen Gottes große Taten „gerühmt“ werden. Kinder und Enkel hören – so hoffe ich doch - biblische Geschichten. Sie lernen es, in Gebeten mit Gott zu sprechen und christliche Lieder zu singen. Eltern und Großeltern berichten aus eigenem Erleben, was sie alles mit Gott erfahren haben und was er ihnen bedeutet.

Das setzt sich in der Gemeinde fort. Wie gut, wenn die verschiedenen Generationen beieinander sind, um in Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen die „mächtigen Taten“ Gottes zu verkündigen: In Predigten, in Liedern und Gesprächen. Das Glaubenszeugnis der Älteren soll den Jüngeren Mut machen, ebenfalls auf Gott zu setzen und viel von ihm zu erwarten.

Was sich dabei zuträgt, ist außergewöhnlich und wird positiv ausstrahlen. Denn heute spricht man leider oft vom Kampf der Generationen und von der Generationenfalle. Alt und Jung stehen gegeneinander. Das Miteinander der Generationen wird vor allem als Problem dargestellt, hauptsächlich als Verteilungsproblem. Doch damit wird Misstrauen gesät.

Als Christen halten wir das anders: Wir reden bewusst von der Generationenchance. Als Ältere und Jüngere sind wir aufeinander angewiesen und füreinander verantwortlich. Dann sind die Generationen gut aufgestellt, wenn eine der anderen hilft, die Botschaft von der Liebe Gottes weiterzutragen. Nicht als stille Post mit allerlei Fehlerquellen, sondern als klare und eindringliche Nachricht. Jeder soll sie hören. „Eine Generation rühmt der andern deine Werke, und deine mächtigen Taten verkündigen sie“. So steht es im Psalm 145.

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