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Hanna - eine starke mutige Frau

Birgit Winterhoff über 1. Samuel 1,11

Hanna betete: HERR Zebaoth, wirst du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen?

1. Samuel 1,11

Hanna betete: HERR Zebaoth, wirst du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen?  1. Samuel 1,11

Ich mag sie: die mutigen starken Frauen, von denen die Bibel erzählt. Ich mag Miriam und Ester, Deborah und Hanna, die Schwestern Maria und Martha, die Frauen am Grab und Lydia, die erste Christin in Europa. Ihre Geschichten sind spannend zu lesen. Ich mag ihren Glauben und ihre Leidenschaft, ihre Unerschrockenheit, ihre unterschiedlichen Charaktere. Sie sind starke Frauen - mit Gottes Hilfe. Stark sein ist in unserer Gesellschaft gefragt. Starke Charaktere zeichnen sich aus durch Erfolg und Gewinnen. Die Frauen in der Bibel sind anders. Sie sind durch Enttäuschungen, Schwierigkeiten und Tiefen gegangen. Dadurch wurden sie zu dem, was sie sind: Starke Frauen. Ihre Stärke entwickelte sich nicht allein aus ihrer Kraft und ihrem Charakter. Der Glaube an Gott gab ihnen den Halt, die Energie und den Mut zu dem zu werden, was sie sind. Mich ermutigen die Geschichten dieser beeindruckenden Frauen.

Um eine geht es heute in besonderer Weise, um Hanna. Ihre Geschichte ist schnell erzählt. Es ist eine Familiengeschichte mit allen Banalitäten, die dazu gehören. Aber auch mit allem Leid, mit unerfüllten Wünschen und Menschen, die einem das Leben zur Hölle machen. Hanna hatte keine Kinder. Eine kinderlose Frau war in der damaligen Zeit eine Unperson. Kinderlosigkeit war damals en gesellschaftlicher Makel. Im Alten Orient hat die Geburt von Kindern, besonders von Söhnen, eine Frau zu etwas gemacht. Aus einer Unperson wurde eine Person.

Hanna leidet unter den Verhältnissen, in denen sie lebt, und sie leidet unter ihrem persönlichen Schicksal. Was hier erzählt wird, ist kein Einzelfall geblieben. Es ist ein Beispiel in einer langen Geschichte der Bedrückung und Unterdrückung, denen Frauen zu allen Zeiten und in allen Kulturkreisen ausgesetzt waren. Eine Leidensgeschichte, die mancher in zahllosen Varianten aus eigener Erfahrung weitererzählen könnte. Wie lebt man damit, wenn der tiefste Herzenswunsch unerfüllt bleibt? Z. B. der Wunsch nach einer gelingenden Partnerschaft? Nach Gesundheit? Nach Heilung? Nach Erfüllung und Erfolg im Beruf? Nach tragfähigen Beziehungen?

Für Hanna kamen erschwerend die ständigen Sticheleien der anderen Frau in der Familie dazu, die mehrere Kinder hatte und die taktlos genug war, die kinderlose Hanna das bei jeder Gelegenheit - auch im Gottesdienst - spüren zu lassen.

Oft ist das Leiden an Menschen viel schwerer zu ertragen als das Leiden an Verhältnissen. Das ist bis heute so geblieben, auch wenn sich die Vorzeichen ins Gegenteil verwandelt haben. Heute haben es Familien mit mehreren Kindern schwer und sind häufig deutlichen Anfragen ausgesetzt. In einer kinderfeindlichen Gesellschaft geraten Familien mit mehreren Kindern oder alleinerziehende Mütter schnell ins gesellschaftliche Abseits.

Zurück zum Bibeltext. Hanna und Pennina - so der Name der anderen Frau - leben in einem Haushalt als Frauen von Elkana. Beide kämpfen um die Liebe ihres Mannes. 

Eifersucht, Hass, Machtkämpfe, Leidenschaften sind an der Tagesordnung. Nun haben wir in unserem Land nicht die Eheform der Polygamie, der Vielehe. Aber das Problem kennen wir auch. Zwei Menschen kämpfen um die Liebe eines anderen.

Das kann die Mutter sein, die ihren Sohn an die Schwiegertochter abgeben muss.

Das kann die Freundin sein, mit der ich viel Zeit verbrachte. Plötzlich ist eine dritte dazugekommen. Ich muss teilen oder fühle mich wie das berühmte fünfte Rad am Wagen. Wir reagieren empfindlich, wenn wir teilen müssen, was wir allein zu besitzen glaubten. Theoretisch wissen wir, dass wirkliche Liebe nicht verkrampft versucht, den andern nur für sich zu wollen. Aber es gibt Konflikte, wenn man das als richtig Erkannte in die Tat umsetzen will.

Hanna kann nichts vorweisen. Sie hat keine Trümpfe auf der Hand. Sie ringt mit der Frage nach dem Zweck ihres Daseins. Und sie erkennt ganz allmählich, dass ihr Leben trotzdem einen Wert hat. Wert für Gott. Wert für Elkana.

Hanna geht zu Gott. Gott erträgt es, mit der ganzen Not unseres Lebens überfrachtet zu werden. Ihm können wir alles sagen, abgeben und bei ihm loslassen. Indem Hanna Gott ihre Not sagt, geschieht das Entscheidende. Sie betet und gibt das Versprechen, dass sie, wenn Gott ihr einen Sohn schenkt, diesen Sohn Gott zur Verfügung stellt. Hanna betet also nicht länger um ein Kind zur Erfüllung ihrer Wünsche. Wichtiger ist ihr, Gott die Ehre zu geben und ihm alles anzuvertrauen -  auch ihren Sohn. Mag sein, dass mancher Wunsch nicht in Erfüllung geht. Doch die Fülle des Lebens kann man trotzdem bekommen, weil sich anderes durch Gott auftut. Hanna - eine starke mutige Frau. Wir können viel von ihr lernen.

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