Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Alle gleich?

Die Bibelstelle Jakobus 2,2-4 – ausgelegt von Bernhard Berends.

Wenn in eure Versammlung ein Mann kommt mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung, es kommt aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung, und ihr seht auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprecht zu ihm: Setz du dich hierher auf den guten Platz!, und sprecht zu dem Armen: Stell du dich dorthin!, oder: Setz dich unten zu meinen Füßen!, macht ihr dann nicht Unterschiede unter euch und urteilt mit bösen Gedanken?

Jakobus 2,2–4

In manchen alten Kirchen gibt es besondere Bänke und Sitzplätze für gräfliche oder gar königliche Herrschaften. Heute sind sie Relikte aus alter Zeit, in denen die Standesunterschiede eine große Rolle spielten. Gut, dass diese Zeiten vorbei sind! Gerade in neueren Kirchen und Gemeindehäusern sind alle Plätze gleich gestaltet. Allein dadurch wird deutlich: Vor Gott sind alle Menschen gleich. Da gibt es keine Standesunterschiede. Niemand soll aufgrund seiner Stellung, seines gesellschaftlichen Ranges, seines Einkommens oder seines Ansehens in der Öffentlichkeit bevorzugt werden, und es soll auch niemand benachteiligt werden. Wer wollte einem solchen Satz nicht zustimmen!

Andererseits nehme ich an mir selbst und an anderen wahr, wie leicht wir doch Unterschiede machen!

Menschen, die gut gekleidet sind, die sicher und selbstbewusst auftreten, die angesehen sind in der Gemeinde und in der Öffentlichkeit, begegnen wir mit mehr Respekt und Freundlichkeit als anderen, die ungepflegt aussehen, von denen vielleicht kein angenehmer Geruch ausgeht, die sich offensichtlich nicht gut benehmen, die wohl nicht wissen, was sich gehört, oder einfach ärmlich aussehen und einen ungebildeten Eindruck machen.

Im Grundsatz wollen wir alle Menschen als von Gott geliebte Geschöpfe ansehen und sie gleich behandeln. Aber wie leicht tritt dieser Grundsatz in den Hintergrund!

Das war schon in den ersten Generationen der Christen ein Problem, kann man im Jakobusbrief im Neuen Testament entdecken. Jakobus greift das Thema dort auf und sagt: „Wenn in eure Versammlungen ein Mann kommt mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung, es kommt aber ein Armer in unsauberer Kleidung, und ihr seht auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprecht zu ihm: ‚Setz du dich hierher auf den guten Platz!‘ und sprecht zu dem Armen: ‚Stell du dich dorthin!‘, oder: ‚Setz dich unten zu meinen Füßen!‘, macht ihr dann nicht Unterschiede unter euch und urteilt mit bösen Gedanken?“

„Eben“, kann ich da nur sagen. Das darf doch nicht sein! Jeder Mensch hat es verdient, dass man ihm mit Respekt, mit Wertschätzung begegnet, nicht nur in der christlichen Gemeinde, aber besonders auch da.

Es ist gut, dass die Worte des Jakobus für heute im Losungsbuch der Herrnhuter Brüdergemeine stehen. Wir werden daran erinnert: Vor Gott sind alle Menschen gleich. Das soll gerade dort zum Ausdruck kommen, wo Christen als seine Gemeinde zusammenkommen.

Doch auch in meinem Alltag soll sich zeigen: mein Gegenüber, der Mensch, mit dem ich es zu tun habe, ob klein oder groß, ob alt oder jung ist ein von Gott geschaffenes und geliebtes Kind. Und da sollte ich ihn übersehen oder geringschätzen oder gar missachten?

Und doch geschieht es immer wieder. So erlebe ich mich jedenfalls.

Wie leicht urteile ich nach dem, was ich sehe, wie mein Gegenüber aussieht oder sich verhält, wie mir ein Mensch begegnet. Ich lasse mich davon beeindrucken, wie er auf mich wirkt. Vielleicht ist er mir einfach unsympathisch. Vielleicht hat er mir wirklich etwas zuleide getan. Und wenn ich diesen Menschen sehe, dann fällt es mir wieder ein.

Gottes Wort erinnert mich daran, dass ich genauso wie alle anderen Fehler mache, mich falsch verhalte, Worte sage, die andere herabwürdigen oder gar beleidigen. Dabei bin ich doch wie mein Gegenüber auch auf Gottes Vergebung angewiesen. Darum habe ich nicht das Recht, die einen besonders zu ehren und andere zu übersehen oder gar herabzuwürdigen.

Ich bete darum, dass Gott mir meine Augen öffnet für die Menschen, die mir heute begegnen. Ich will in ihnen Gottes geliebte und wertgeschätzte Geschöpfe sehen, und das soll auch in meinem Reden und in meinem Verhalten zum Ausdruck kommen.
 

►  Mehr zum Jakobusbrief:

 

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht. Bitte beachten Sie beim Schreiben Ihres Kommentars unsere Netiquette.