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/ Herz + Mund

„Dein Reich komme“

Martin Buchholz kommentiert ein Lied aus der Reihe „HERZ+MUND“.

Wenn es in der Adventszeit kalt und dunkel wird und es draußen hagelt, stürmt und schneit, dann weiß ich die Gemütlichkeit eines beheizten Wohnzimmers ganz neu zu schätzen. Und ich merke: Bei heißem Punsch und Kerzenschein auf dem Sofa liegend ist es gar nicht so leicht, sich lebhaft vorzustellen, wie die Welt aussah, in die Jesus damals hineingeboren wurde. Es war jedenfalls alles andere als eine behagliche und friedliche Welt.

Schon bald nach Jesu Geburt, erzählt das Matthäus-Evangelium, mussten Maria und Josef mit ihrem Baby die Flucht ergreifen. Weil ein skrupelloser Gewaltherrscher dem Kind nach dem Leben trachtete.

Mehr als 1600 Jahre später sind in ganz Europa Tausende Menschen auf der Flucht. Männer, Frauen, Kinder und Greise. Sie versuchen den brutalen Soldaten zu entkommen, die ihre Dörfer verwüsten und jeden töten, der nicht rechtzeitig geflohen ist.

Mitten in den chaotischen Wirren des Dreißigjährigen Krieges schreibt der Jesuit Friedrich Spee ein Weihnachtslied, das so gar nicht passen will zum himmlischen Lobgesang der Engel vom Frieden auf Erden:

„Oh Heiland, reiß die Himmel auf!
Herab, herab vom Himmel lauf,
reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloss und Riegel für.“

Sein Lied ist ein schmerzhafter Schrei nach Gerechtigkeit. Ein Lied der ungestillten, brennenden Sehnsucht:

„Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
darauf sie all ihr Hoffnung stellt?“

Ja, auch das ist Weihnachten und ist es bis heute:

Das Fest der bohrenden Fragen
und der Protest gegen die Vertröstung auf bessere Zeiten.
Im Namen des Kindes in der Krippe
protestieren wir gegen Terror, Krieg und Vertreibung.
Im Namen des Kindes
weigern wir uns anzuerkennen,
dass Hass und Gewalt das letzte Wort behalten.
Im Namen des Kindes
halten wir die Sehnsucht am Leben,
dass endlich Frieden werde!
 

Der Song zum Impuls

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