/ Bibel heute
Umkehren statt schönreden
Der Bibeltext Sacharja 5,1-11 – ausgelegt von Rolf Röhm.
Und ich hob meine Augen abermals auf und sah, und siehe, da war eine fliegende Schriftrolle. Und er sprach zu mir: Was siehst du? Ich aber sprach: Ich sehe eine fliegende Schriftrolle, die ist zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit. Und er sprach zu mir: Das ist der Fluch, der ausgeht über das ganze Land. Denn alle Diebe blieben seither ungestraft – wie lange noch? Und alle Meineidigen blieben seither ungestraft – wie lange noch?[...]
1. Die Kraft von Bildern
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte! Genau dies haben meine Frau und ich bei unserem letzten Museumsbesuch erlebt. In der Tat, Bilder sprechen ihre eigene Sprache. Sie sind einprägsamer und aussagekräftiger als mancher noch so wohl formulierte Satz.
Darüber hinaus regen sie unsere Fantasie an und fordern den jeweiligen Betrachter zu eigenständiger Deutung auf. Es ist bemerkenswert, dass das Betrachten derselben Bilder in Menschen oftmals ganz unterschiedliche Emotionen und Reaktionen weckt. Dasselbe Bild — und doch gab es bei uns beiden unterschiedliche Deutungen von dem, was der Maler auf die Leinwand gebracht hatte.
Dann standen wir vor einem sehr abstrakten Bild; da war es für uns hilfreich, dass der Maler in einem kurzen Text noch den einen oder anderen Hinweis gab, was er als Künstler ausdrücken wollte. Damit machte er uns auf weitere Details aufmerksam, die wir bislang gar nicht entdeckt hatten. Gerade weil Bilder so vielfältig und zeitlos sind, finden wir auch in der Bibel viele Bilder- und Beispielgeschichten.
2. Die fliegende Schriftrolle
In den Bibeltexten der vergangenen Tage wurden uns fünf Bilder vor Augen gestellt. Heute sind es zwei weitere, mit denen Gott zunächst dem Propheten Sacharja, dann aber auch uns Wichtiges zeigen und mitteilen will.
Es ist das Bild einer fliegenden Schriftrolle und das Bild von einem Menschen, einer Frau, die in einem Behälter von zwei Engeln durch die Lüfte transportiert wird.
Doch so wie es bei einem Museumsbesuch hilfreich sein kann, sich auf weniger zu konzentrieren, dieses aber intensiver zu betrachten, so habe ich entschieden, mich heute nur auf das Bild der Schriftrolle zu konzentrieren und hoffe dabei, dass „weniger“ auch für Sie zum Gewinn wird.
Gerne gebe ich Ihnen weiter, was mir wichtig wurde. Vielleicht ergeben sich für Sie weitere Aspekte, die für Sie von Bedeutung werden — so wie beim Betrachten eines Bildes.
3. Blick auf den Bibeltext
Wenn hier von einer fliegenden Schriftrolle die Rede ist, entstehen sehr schnell unterschiedlichste Interpretationen darüber, was dieses Bild uns sagen könnte. Damit wir nicht gleich in die falsche Richtung blicken, finde ich es gut, dass es auch hier klärende, erklärende Worte gibt, die unseren Blick auf das Wesentliche und Wichtige lenken — auf das, was Gott den Menschen, Ihnen und mir deutlich machen will.
Das Erste gleich in Vers 1: Dort heißt es: „Ich hob meine Augen auf ….“
Ja, beim Lesen der Bibel, beim Betrachten von Bibeltexten ist es wichtig, die Augen weit aufzumachen, um zu sehen, was wirklich in dem Text steht. Dann gilt es, die Ohren zu öffnen, um zu hören und darüber nachzudenken, was dieses Bild, dieses Gotteswort bedeuten könnte.
Weil der Prophet Sacharja nicht verstand, was diese fliegende Schriftrolle bedeutet, bekam er eine Erklärung. So ähnlich habe auch ich es schon mehrfach erlebt, dass Bibelworte, die mir an einem Tag nicht verständlich waren, mir in anderen Zusammenhängen klar wurden und ich verstehen konnte, was Gott mir sagen wollte.
Martin Luther gab dazu einmal den Rat: „Wenn ich ein Bibelwort nicht verstehe, dann ziehe ich meinen Hut, gehe weiter — und komme bei nächster Gelegenheit wieder vorbei.“
Nun, was sieht der Prophet?
Zunächst ist es eine normale Schriftrolle, wie sie im Altertum als Dokument genutzt wurde. Doch diese Schriftrolle liegt nicht auf dem Tisch, sondern schwebt, fliegt durch die Lüfte. Sie ist ausgerollt, sodass sie beidseitig und von allen gelesen werden kann.
Darüber hinaus werden ihre Maße genannt: 20 Ellen lang und 10 Ellen breit — umgerechnet 9 Meter lang und 4,5 Meter breit. Also gute 40 Quadratmeter — da steht eine ganze Menge drauf.
Dann erfahren wir, was auf dieser Schriftrolle geschrieben ist. Dieser Inhalt hat es wirklich in sich. Dort steht: „Das ist der Fluch, der über Diebe und Meineidige kommt.“
Für mich übertragen beinhaltet die Schriftrolle zum einen Gottes Vorgaben (Gebote), und sie enthält gleichzeitig die Anklageschrift und das Urteil, das Gott über Diebe und Meineidige gesprochen hat — also über Menschen, die bewusst die Unwahrheit gesagt haben.
Und sie beinhaltet in ihrer Urteilsverkündigung das Strafmaß für Menschen, die Gottes Gebote bewusst ignorieren, willentlich und wissentlich übertreten.
Wir werden hier an die Gebote erinnert: „Du sollst nicht stehlen“ und „Du sollst kein falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten“.
Die Erklärungen von Martin Luther zu den Zehn Geboten (oder im Internet — „10 Gebote mit Erklärung“) machen die Tragweite von Gottes Anweisungen deutlich. Dabei sind diese Texte in unserer heutigen Gesellschaft durchaus sehr aktuell.
4. Die Tragweite für unser Leben
Denn es geht hier nicht nur um Diebstahl von Geld oder Wertgegenständen, wenngleich es heute viele Diebe gibt, die Menschen auf hinterhältige Weise bestehlen und berauben — dabei denke ich auch an Internetbetrüger mit ihren fiesen Maschen u.a.
Zum Dieb kann ich aber auch werden, wenn ich in der Firma meine Arbeitszeit verplempere, nicht korrekt arbeite, es z. B. im Homeoffice mit den Pausen nicht so genau nehme. Zum Dieb kann ich werden, wenn ich die Idee eines anderen als die meine verkaufe. Zum Dieb kann ich werden, wenn ich bei der Klausur schummle oder an der Scanner-Kasse nicht alle Waren einscanne. Zum Dieb kann ich werden, wenn ich ...
Ja, das Bild vom Diebstahl hat viele Facetten.
Hier überlasse ich es Ihnen, einmal im Spiegel Ihr Lebensbild (vom „ehrlichsten und alleraufrechtesten Menschen“) anzuschauen.
Unabhängig davon wird in unserem Text Gottes Urteil genannt, das der Volksmund so ausdrückt: „Unrecht Gut gedeihet nicht und kommt selten auf den dritten Erben.“
Das Gleiche gilt für denjenigen, der einen Meineid schwört. Auch das geht weit über eine bewusste Falschaussage bei Gericht hinaus.
Lügen, Falschaussagen, Halbwahrheiten (Fake News) haben inzwischen unsere Gesellschaft fest im Griff. Menschen erleben sehr schmerzhaft, wenn negativ, schlecht und herabwürdigend über sie gesprochen wird. Wenn Mobbing oder Hetz- und Verleumdungs-E-Mails in den sozialen Medien verbreitet werden und eine Gegenwehr kaum möglich ist.
Dies alles nimmt oft seinen Anfang bei leichtfertigem Geschwätz.
Falsches Zeugnis wird einem Mord gleichgestellt — der Volksmund kennt deshalb den Begriff „Rufmord“.
Auch an dieser Stelle gilt es, das eigene Verhalten kritisch zu beleuchten — vielleicht einmal aus Sicht des Gebots: „Du sollst kein falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Vielleicht wäre es dann geboten, die eigenen Worte oder Gesten gegenüber meinem Nächsten positiv zu verändern.
Beide, Diebstahl und Rufschädigung, zerstören das menschliche Zusammenleben nachhaltig. Doch Gott will, dass Leben — auch das Leben in der Gemeinschaft — gelingt. Deshalb hat er uns die Gebote als Richtschnur und Lebenshilfe gegeben. In unserem Text lässt Gott uns sagen: Mein Urteil kommt über das Haus eines Diebes, und mein Gerichtsurteil wird auch an dem Meineidigen vollstreckt.
Doch in diesem Bild erkenne ich auch: Solange wir leben, haben wir immer die Möglichkeit, umzukehren — alte und verkehrte Wege zu verlassen, um neue Wege einzuschlagen.
Im 1. Johannesbrief 1,9 eröffnet sich eine ganz neue Perspektive: Dort heißt es: „Wenn wir aber unsere Sünde, Fehler erkennen und vor ihm, Jesus, bekennen, so ist er treu und vergibt alle Schuld.“
Bemerkenswert: Der Herr Jesus legt uns nicht auf unsere Fehler, unser Versagen fest, sondern er gibt uns an jedem Tag die Möglichkeit zur Veränderung. Seine Zusage gilt: „Wer zu mir kommt, den stoße ich nicht zurück.“
Haben Sie den Mut zu kommen und sich von Jesus verändern zu lassen.
© Generiert mit KI Светлана Воротняк/
Ihr Kommentar