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Fasten – wozu eigentlich?
Der Bibeltext Sacharja 7,1-14 – ausgelegt von Bernhard Maier.
Und es geschah im vierten Jahr des Königs Darius, da geschah des HERRN Wort zu Sacharja am vierten Tag des neunten Monats, im Kislew. Und man sandte Bethel-Sarezer und Regem-Melech und seine Leute, um den HERRN anzuflehen und die Priester am Hause des HERRN Zebaoth und die Propheten zu befragen: Muss ich immer noch im fünften Monat weinen und enthaltsam sein, wie ich es nun so viele Jahre getan habe?[...]
Historische Einordnung
Gleich zu Anfang unseres Kapitels gibt Sacharja eine genaue Zeitangabe. Diese ausführliche Einleitung zeigt auf: Gottes Propheten sprechen zunächst in eine bestimmte Zeit. Sie sagen etwas zu einer aktuellen Sache. Es geht ums Fasten. Beim Buß- + Bettag. Buß- und Bettag, ein Feiertag? Ja, bis 1994 war der Buß- und Bettag ein offizieller Feiertag in ganz Deutschland. 1995 wurde der Buß- und Bettag abgeschafft. Er fiel der Pflegeversicherung zum Opfer. Außer in Sachsen.
Zur Zeit des Propheten Sacharjas war Darius, oder auch Dareios genannt, Großkönig des Perser-Reiches. Vielleicht kennt jemand dieses Persische Reich noch aus dem Geschichtsunterricht? Erinnern Sie sich an den heldenhaften und sagenumwobenen Befreiungskampf der Griechen? Eine Koalition griechischer Stadtstaaten stoppte die Eroberungen der Perser: Athen, Eretria, Milet und nicht zuletzt Sparta. Dieser machthungrige Darios I. steckte damals hinter der Bedrängnis der Griechen.
Der historische Fastentag
Dies kommt mir in Erinnerung, wenn ich die Angaben von Sacharja im Kapitel 7 lese. Darius der Große. In seinem 4. Regierungsjahr. Im Monat Kislew. 522 v. Chr. trat der König von Persien seine Regierung an. Somit sind wir im Winter des Jahres 518 v. Chr. Der Fastentag stammt aus dem Jahr 587, also 69 Jahre davor. Damals wurde Jerusalem vom Eroberer Nebukadnezar aus Babylon vernichtet. Die Menschen von Bethel hielten die Erinnerung daran wach. Geschichtlich war es der 10. August 587 v. Chr. – neben anderen Datierungsmöglichkeiten. Die Bewohner Bethels hielten also diesen Fastentag fast 70 Jahre aufrecht. Jetzt will die Bevölkerung wissen: „Wie lange sollen wir noch diesen Feiertag halten?!“ Gegenfrage: „Wer hat diesen Tag festgelegt? Auf wen geht eure Tradition eigentlich zurück? Für wen habt ihr gefastet? Für Gott oder für euch selbst?“
Weshalb Traditionen?
Dies führt mich zu weiteren Überlegungen für uns heute. Was steckt hinter unseren Traditionen und Regeln? Ich frage mich: Will Gott dies und jenes? Und: Macht das Jesus tatsächlich noch Ehre? Oder darf ich diese Gewohnheit verabschieden und ändern?
Der Prophet Sacharja zeigt mir eine Spur auf. Diese Spur ist typisch für Gott. Und bereits uralt. Ich formuliere es nochmals als Frage auch an mich: Ist Herkunft und Zielpunkt meiner Regeln und Festtage Gott selbst bzw. ehren sie Gott? Jesus war in dieser Beziehung radikal. Bis hin zur Reinigung des Hauses Gottes. Gottes Feste und Gottes Gebäude müssen Gottesdienst bleiben. Es sind Anlässe und Orte, an denen Gott mir begegnen will. Und an denen ich bewusst mit Gott zusammen sein kann. Ich schließe daraus, dass es nicht um das äußerliche Erhalten und Festhalten geht. Es muss Sinn machen und Sinn geben.
Jesu Aussagen zum Fasten und zur Orientierung im Leben
Ich will bei Jesus abschauen, worauf es wirklich ankommt. Ich greife drei Meinungen von Jesus aus der Bergpredigt heraus. Dabei bleibe ich in der Nähe des Themas Fasten. Es sind für mich drei deutliche, herausfordernde und einprägsame Sätze von Jesus.
Die erste Aussage von Jesus betrifft das Fasten: „Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“ (Matthäus 6,17–18) Wenn ich faste, soll ich Gott im Blick haben. Beten und Fasten ist mein Reden mit meinem Gott. Dabei ist es unwichtig, ob die Menschen um mich herum dies sehen. Ich richte mich bei meinen Gebetszeiten an Gott und nicht an Menschen. Ich glaube und habe die Sehnsucht, dass Gott mich sieht und an mir handelt. Daraufhin folgt die Fürbitte. Ich spreche mit Gott über Menschen, die mir wichtig sind. Das Fasten verstärkt mein Anliegen. Weil mir etwas auf den Magen schlägt und mir sehr zu Herzen geht, vergeht mir das Essen. Das sieht Gott sehr wohl. Unauffällig vor den Menschen kann ich vor meinem himmlischen Vater weinen, heulen, niederfallen, widersprechen, Wut und Zorn zulassen. Das tut gut. Und so darf es sein. Gerade im Hinblick auf die Tagesnachrichten.
Der zweite Satz von Jesus ist kurz und prägnant: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz!“ (Matthäus 6,21) Jede und jeder von uns hat seine Wichtigkeiten. Herzensmenschen. Lieblingstiere. Gegenstände, an denen sie oder er hängt. Liebe kommt aus dem Herzen. Was ich liebe, daran hängt sich mein Herz. So ist es bei mir und meiner Frau und unserer Liebe zu unseren beiden Töchtern. Dabei besteht die Gefahr, dass aus dem Lieben ein Vergöttern wird. Klar sind unsere Kinder, Eltern, Ehepartner erstmal das Wichtigste in unserem Leben. Wirklich? Wer hat sie gemacht? Wer hat sie mir anvertraut? Wer hat uns zusammengeführt? Dahinter und darüber, so glaube ich, steht einer mit einer noch größeren Liebe. Mein mich liebender, himmlischer Vater hat diese Menschen und mich mit Liebe ausgestattet. Gott hat auch die zärtliche Anhänglichkeit meines Haustieres in dieses Tier hineingelegt. Ich verstehe Jesus hier unter anderem so, dass er das 1. Gebot einfordert. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft!“ Somit hängt das Herz am richtigen Fleck. Und damit habe ich mein Herz am richtigen Fleck.
Jesus sagt zum dritten: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6,33) Ich komme nochmals zu den Prioritäten im Leben. Welche Stellung hat etwas in meinem Leben? Das Allermeiste davon ist nicht schlecht. Das Meiste ist gut. Gerade darum können sie zu viel Raum einnehmen. Dann verdunkeln meine Dinge, Werte, meine Ausrichtung das Allerwichtigste. So ähnlich wie die schattenspendenden und regenschenkenden Wolken sich vor die Sonne schieben. Wir brauchen Wolken. Sie sind wohltuend. Aber mehr als die Sonne? Sport, ein Glas Wein, Urlaubsreisen, Motorradausfahrten, Konzerte haben ihren Stellenwert. In den Augen von Jesus darf nichts von alledem dem Reich Gottes im Weg stehen. Mit der Königsherrschaft Gottes beginnt und schließt das Vaterunser. „Dein Reich komme, dein Wille geschehe … denn dein ist das Reich und die Herrlichkeit …“ Demnach beginnt das Reich Gottes bei mir, indem ich will, was Gott will. Ich liebe, was Gott liebhat. So ist ebenfalls der Zielpunkt meines Lebens: Ich möchte in das ewige Reich von Jesus. Darauf kommt es an. Jesus und seine Königsherrschaft Gottes sind Nummer eins. Wie es bei Sacharja ebenfalls auf Gott und seine Absicht ankam. Gott begegnet Menschen voller Güte und Barmherzigkeit. Jeder richte und erweise seinen Geschwistern Güte und Barmherzigkeit. (Sacharja 7,9)
Hintergrundinfos zum Buch Sacharja:
© Generiert mit KI Светлана Воротняк/
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