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/ Bibel heute

Die Zeichenforderung der Pharisäer

Frank Fenske über Markus 8,10-13.

Und alsbald stieg er in das Boot mit seinen Jüngern und kam in die Gegend von Dalmanuta. Und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten, versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden![...]

Markus 8,10–13

Mittwochabend, 20.00 Uhr. Wir treffen uns im Hauskreis. Nach dem üblichen Smalltalk und ein paar Liedern erklärt die Hauskreisleiterin: „Heute lesen wir das Gleichnis vom verlorenen Sohn.“ Sofort platzt es aus Klaus heraus: „Aha, alles klar.“ Im Verlauf des Abends erklärt Klaus den anderen, wie dieser Text zu verstehen sei und was er uns sagen möchte. Auf die Sichtweisen der anderen Teilnehmer geht er gar nicht ein. Stets kehrt er zu seiner Sichtweise zurück und führt diese erneut aus. Am Ende des Abends sagt er: „Das war sehr enttäuschend. Ich habe heute Abend Jesus bzw. den Heiligen Geist so gar nicht gespürt.“ Ich wünsche mir, dass Jesus zu uns redet. Er soll uns leiten. Er soll uns führen. Er soll uns seine Sichtweise aufzeigen. Dennoch höre ich sooft nichts. So wie Klaus an diesem Abend bin ich dann enttäuscht und frustriert.

Die Pharisäer suchen Streit

Die Pharisäer fordern Jesus auch zum Gespräch auf. Jesus hat gerade das Wunder von der Speisung der 4.000 Menschen vollbracht. Nun steigt er wieder ins Boot und kommt am Westufer des Sees an. „Und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten“, heißt es im Markusevangelium. Jesus ist kaum am Westufer angekommen, da sind die Pharisäer schon zur Stelle. Man kann den Eindruck bekommen, als hätten sie in ihren Wohnungen auf ihren Feind Jesus gewartet. Sie ziehen aus wie ein Kriegsheer gegen den Feind. Sie beginnen mit Jesus zu streiten. „Gib uns ein Zeichen vom Himmel“, fordern sie. Grundsätzlich sind solche Zeichenforderungen in der damaligen Zeit häufig gewesen. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief: „Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit“ (1.Korinther 1,22). Wir dürfen Jesus um Zeichen und Wunder bitten. Im Psalm 86,17 betet der Psalmbeter: „Tu ein Zeichen an mir, dass Du’s gut mit mir meinst …“ Bei der Heilung des Gelähmten begründet Jesus selbst diese Tat als ein Zeichen. Er sagt: „Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden“ (Markus 2,10). Auch Herodes freut sich, Jesus zu sehen, „denn er hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen“ (Lukas 23,8). Für Jesus ist also solche Zeichenforderung nicht ungewöhnlich und an und für sich auch kein Problem.

Mit der Forderung nach einem Zeichen bezweifeln die Pharisäer zwar nicht die vielen spektakulären Wunder von Jesus. Sie haben von diesen Wundern gehört oder sie gar selbst miterlebt. Sie erwarten kein neues Wunder. Vielmehr wollen sie wissen: „Woher hast Du Deine Vollmacht? Wer gibt Dir die Vollmacht für diese vielen Wunder?“ Daran ist doch erstmal nichts Verwerfliches, oder? Es ist doch legitim, Jesus nach dessen Vollmacht zu fragen. In der heutigen Zeit fragen wir ja auch, wo ein Pastor oder Prediger seine Ausbildung bzw. sein Studium absolviert hat, um ihn geistlich einordnen zu können. Jeder Pastor oder Prediger wird uns gerne Auskunft über seine Qualifikation geben. Dennoch seufzt Jesus in seinem Geist und sagt: „Was fordert doch dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden!“

Jesus geht dem Streit aus dem Weg

Diese Antwort mag uns verwundern. Wieso kann Jesus den Pharisäern nicht einfach ein Zeichen geben, wie er es sonst doch an zahlreichen anderen Orten tut? Die Antwort ist einfach: Die Pharisäer haben bereits ihre vorgefertigte Meinung. Sie wollen das Zeichen nicht, um in ihrem Glauben gestärkt zu werden. Vielmehr wollen sie mit Jesus streiten. Sie suchen Beweise, um ihn zum Tode zu verurteilen. Daher sind sie innerlich verschlossen. Jesus kann in dieser Situation tun, was er will. Egal wie er sich verhält: Er wird abgelehnt werden. Bleibt ein Zeichen seiner Vollmacht aus, so wäre Jesus widerlegt. Gibt er den Pharisäern ein Zeichen, so wäre er gemäß 5. Mose13,2-6 auch widerlegt. In dieser Bibelstelle wird ein falscher Prophet durch zwei Merkmale entlarvt:

1. Der falsche Prophet kündigt ein Zeichen an, welches tatsächlich eintritt und

2. Er ruft zum Abfall von Jahwe und seinem Gesetz auf.

Die Pharisäer haben in zahlreichen Situationen erlebt: Jesus legt das Gesetz Gottes anders aus, als sie es tun. Daraus schlussfolgern sie, dass Jesus zum Abfall von Gottes Gesetz aufruft. Somit wäre Jesus auch hier widerlegt.

Was heißt das für mich?

Ich frage mich: Wo führe ich Streitgespräche? Wo habe ich bereits eine vorgefertigte Meinung und bin gar nicht offen für andere Sichtweisen? Oder um es noch drastischer zu formulieren: Wo bin ich gar nicht mehr offen für das Reden Jesu? Wo habe ich meine Ansicht und erwarte, dass Jesus meine Ansicht einfach nur bestätigt? Wenn meine Position so klar feststeht, dann kann es sein, dass ich das Reden Jesu blockiere. So wie es Klaus an diesem Hauskreisabend ging. Er hat das Gleichnis vom verlorenen Sohn schon zigmal gelesen. Er hat auch bereits zahlreiche Predigten darüber gehört. Daraus hat er sich seine Meinung gebildet, die in Stein gemeißelt ist. Er ist gar nicht mehr offen für neue Sichtweisen. Folglich kann und will Jesus in solche Situation hinein gar nicht reden. Denn Jesus weiß: Mein Reden dringt gar nicht durch.

Den Pharisäern sagt Jesus lediglich, dass ihnen kein Zeichen gegeben wird. Anschließend verlässt er sie und fährt mit dem Boot wieder an das andere Ufer. Er lässt die Pharisäer einfach stehen. Ich frage mich: Wo muss ich aufpassen, dass Jesus mich nicht einfach stehen lässt? Will ich auch wie die Pharisäer immer wieder neue Zeichen und Wunder mit Jesus erleben? Er hat doch schon so viele Zeichen und Wunder getan. Erinnere ich mich daran? Das größte Zeichen, welches Jesus uns gab, ist das Zeichen seines Todes und seiner Auferstehung. Durch die Auferstehung wird seine Vollmacht klar und deutlich: Jesus ist Gottes Sohn. Er ist für unsere Schuld am Kreuz gestorben und am dritten Tage auferstanden. Ich frage mich: Wieso reicht uns in unserem Alltag dieses spektakuläre Zeichen von Jesus an uns oft nicht aus? Es ist doch der Beweis seiner unendlichen Liebe zu uns. Der Kampf ist durch Jesus gewonnen! Wir sind durch ihn errettet.

Jesus möchte mit uns reden. Er ist offen für unsere Fragen und unsere Anliegen. Er weicht den Pharisäern zu Beginn nicht aus. Zunächst lässt Jesus sich auf das Gespräch mit ihnen ein. So ist Jesus auch uns gegenüber offen.

Ich erlebe bei mir, dass ich Jesus oft etwas frage, aber gar nicht wirklich offen für seine Antwort bin. Mein Verstand oder mein Wille und auch meine Lebenserfahrung drängt meine Entscheidung in eine Richtung. Folglich bin ich verschlossen für die Korrektur und das Reden von Jesus. Ich frage Jesus zwar etwas, gebe ihm aber vor, wie und was er zu antworten hat. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich dann oft nichts von Jesus höre.

Ich habe Sehnsucht, mich ganz neu Jesus komplett zu öffnen. Ich habe Sehnsucht, auf Jesus und seine Sichtweisen zu hören. Ich habe Sehnsucht, Jesus mein ganzes Leben komplett neu zu weihen. Haben Sie diese Sehnsucht auch? Dann beten Sie doch mit mir den Text von Paul Baloche: „Herr, öffne du mir die Augen, Herr öffne Du mir das Herz, ich will Dich sehen, ich will Dich sehen.“

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