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/ Bibel heute

Die Gräuel des Götzendienstes im Tempel (1)

Der Bibeltext Hesekiel 8,1-11 – ausgelegt von Jürgen Vögele.

Und es begab sich im sechsten Jahr am fünften Tage des sechsten Monats. Ich saß in meinem Hause, und die Ältesten von Juda saßen vor mir. Da fiel die Hand Gottes des HERRN auf mich. Und ich sah, und siehe, da war eine Gestalt wie ein Mann, und abwärts von dem, was wie seine Hüften aussah, war es wie Feuer, aber oberhalb seiner Hüften war ein Glanz zu sehen wie blinkendes Kupfer. Und er streckte etwas wie eine Hand aus und ergriff mich bei dem Haar meines Hauptes. Da hob mich ein Wind empor zwischen Himmel und Erde und brachte mich nach Jerusalem in göttlichen Gesichten zu dem Eingang des inneren Tores, das gegen Norden liegt, wo ein Bild stand zum Ärgernis für den Herrn.[...]

Hesekiel 8,1–11

Die Bibelverse aus dem Buch Hesekiel entstanden in einer der notvollsten Zeiten Israels. Ein Teil des Volkes war schon in Babel verschleppt, die Not war groß und doch gab es noch Leben in Jerusalem. Es war wohl die Situation, die die Ältesten des Volkes von Juda, die in Babylon verschleppt waren, zu Hesekiel brachte. Sie wollten Antworten, warum es so gekommen war.

Immer wieder sehen wir, dass die Verantwortlichen zu Hesekiel kamen, um Antworten durch ihn von Gott zu bekommen, so auch in Kapitel 14,1 und 20,1.

Hier sehe ich den ersten positiven Lichtblick in dunklen Zeiten: wenn Menschen sich – ehrlich – an GOTT wenden, ist GOTT auch bereit, ihnen darauf zu antworten. Bedingungslose Offenheit gegenüber dem Reden GOTTES ist gefragt und die Bereitschaft, GOTT mit ganzem Herzen zuzuhören.

Unbekannt ist, ob die Männer bereits ihre Fragen loswerden konnten oder noch nicht. Auf jeden Fall nutzt GOTT die Möglichkeit und offenbart sich dem Hesekiel in Gestalt, wie er sie vor gut einem Jahr bereits gesehen hat.  In der Beschreibung werden zwei Faktoren genannt, die von Bedeutung sind:

Hüften abwärts wie Feuer: Feuer hat mehrere Wirkungen. Feuer zerstört, was keinen wirklichen Wert hat und reinigt das Gute, das es zu erhalten gilt.

Die schlimmen Waldbrände, von denen wir oft hören, sie zerstören die Natur nicht wirklich. Was übrigbleibt, führt oft zur Entstehung einer neuen jungen Vegetation, die innerhalb kurzer Zeit wieder zu blühen beginnt, weil bestimmte Samen sich nur dann entfalten können, wenn die Hitze des Feuers zuvor deren Korpusse zum Platzen gebracht hat.

Wenn der HERR also dem Hesekiel in dieser Vision so begegnet, dann lässt sich daraus schließen, dass ER mit Israel genau das vor hat, was zu tun ist: Gott will das Gute erhalten, das es gibt, aber das Zerstörende will ER wegnehmen.

Es erinnert mich auch an Jesus Christus, den Sohn Gottes, wenn ER in der Offenbarung sagt: ICH stehe vor der Tür und klopfe an. Wer MIR die Türe öffnet, zu dem will ICH hineinkommen und das Mahl mit ihm oder ihr halten.

Wo Menschen GOTT um Hilfe bitten, da geht ER mit reinigenden Schritten auf sie zu und nimmt weg, was nichts taugt und baut auf, was es wert ist zu erhalten und zu festigen.

Das obere Körperteil erinnert an Psalm 12, 6, wo zu lesen ist, dass das Wort GOTTES wie 7 x gereinigtes Gold ist. Es weist uns hin auf die Vollkommenheit und Reinheit GOTTES, der ohne Lüge ist, kein unehrliches oder falsches Motiv in sich hat und immer interessiert ist an uns Menschen. Das lässt sich an dem erkennen, dass GOTT nicht willkürlich handelt aus einer Laune heraus, sondern sehr überlegt und mit viel Zeit und Gefühl.

Es begeistert, wie GOTT vorgeht: ER macht sich auf die Suche nach den Menschen, geht auf Menschen zu, betrachtet sich deren Lebens – und Denkweise und setzt sich damit auseinander.

Vielleicht sind es diese Fragen, mit denen die Ältesten zu Hesekiel gekommen sind: wo liegt das Problem? Warum ist uns dies passiert?

Ich erinnere mich noch an das Problem einer verstopften Toilette in unserem Haus: immer wieder versuchte ich mit kleinen Tricks den Durchfluss zu schaffen. Doch es half nichts: am Ende meiner Weisheit blieb mir nichts anderes übrig, als alles abzuschrauben und die Toilettenschüssel abzuhängen. Erst dann kam ich an die Lösung – und die war ekelhaft, stinkend und absolut nicht das, was ich sehen wollte. Doch ich hatte das Problem gefunden und konnte es beseitigen.

GOTT macht es mit Hesekiel ähnlich: ER bringt ihn an die Orte, die der Welt verborgen sind und deckt auf, wo das Problem zu finden ist. Die siebzig Ältesten in Jerusalem, sie gehörten zu denen, die noch dort geblieben sind, sie praktizieren das, was sie in die Notlage geführt hat.

Die Zahl siebzig geht zurück auf die Bundesschließung zurzeit von Mose (2.Mose 24,1) und ist wohl als Tradition so erhalten geblieben. Doch während die Verantwortlichen mit Mose damals ganz auf GOTT ausgerichtet waren, ist es in der Zwischenzeit anders gekommen.

Die Ausrichtung nach Norden erinnert an Babylon und deren Götter und Götzen. Anstelle von dem 1. Gebot – Du sollst keine anderen Götter haben neben mir – kam die Anpassung an fremde Götter. Und je mehr Raum andere Götter bekommen, umso mehr greifen die um sich und verdrängen den Einen, von dem doch alles Leben kommt, das Gute, das Schöne, der Frieden und der lebensbejahende Segen. Und verhindern, dass der Motor der Lebensfreude richtig läuft.

Es ist wie bei einem Dieselmotor: nur wenn sich in der Dieselleitung keine Luft befindet, kann der Motor gut laufen, weil er versorgt wird mit dem, was er zum intakten Betrieb benötigt. Doch gibt es irgendwo an der Versorgungsleitung ein Leck und kommt Luft rein, stottert der Motor anfangs und kommt dann ganz zum Stillstand.

Ob die Ältesten an einer ehrlichen Antwort interessiert sind, geht aus unserem Text nicht hervor. Doch es zeigt sich, dass GOTT nicht an oberflächlichen Antworten interessiert ist, ER sucht den Weg zum eigentlichen Problem. Gott findet die Lösung in einer verkorksten, von GOTT losgelösten Ausrichtung einer scheinbar weltoffenen, toleranten Leitung von Menschen, die andere in ihrem sündigen Tun mitreißen. Mich erinnert dies an das Gleichnis im Lukasevangelium 18:13: während die geistliche Leitung des Volkes Wert darauf legt, eigene Verdienste zu betonen, bricht der Zöllner vor GOTT ein und fasst seine Bitte in 5 Worten zusammen:

GOTT sei mir Sünder gnädig.

Die Auseinandersetzung mit dem heutigen Text führt zu den beiden Fragen, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben:

Auf wen bin ich ausgerichtet?

Wer hat in meinem Alltag das Sagen und wen bete ich an? Es sind die beiden Stützen, auf die mein Leben aufgebaut sein soll, dann kann Leben – wieder – Freude machen:

1. „ICH BIN der Herr Dein GOTT – du sollst keine anderen Götter haben neben mir!“ (2.Mose 20,1)

Und

2. „Als die Jünger ihre Augen erhoben, sahen sie niemand als Jesus allein!“ (Mattthäus 17,8)

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Kommentare (1)

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Helmut O. /

mich erinnert das geschriebene nicht nur an das Lucasevg. sondern ganz aktuell an die heutige Zeit. Nichts ist aktueller, als die Bibel.
Danke für Ihre Auslegung.
MfG Helmut