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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Was niemanden angeht

Markus Baum über Lukas 18,13.

Der Zöllner stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!

Lukas 18,13

Vor etwas mehr als 2.000 Jahren, irgendwo in der römischen Provinz Judäa. Jesus von Nazareth erzählt eine Geschichte. Sie beginnt mit den Worten: „Zwei Männer gehen zum Tempel hinauf, um zu beten.“ Und dann macht Jesus etwas Ungehöriges und macht seine Zuhörerinnen und Zuhörer zu Komplizen. Er belauscht die beiden Männer beim Gebet. Eigentlich gehört sich das nicht, aber es ist ja nur ein Gleichnis, und im Gleichnis ist sogar das erlaubt. Der Paparazzi-Blick auf eine ganz private, ganz intime Situation. Das Mikrofon ganz empfindlich geschaltet, damit man auch das hört, was eigentlich nur für einen gedacht ist – für Gott.

Ich beschränke mich mal auf eines der zwei Gebete. Auf das des Zolleinnehmers. Solche Leute waren damals so beliebt wie Inkassounternehmer heutzutage.

Der Zolleinnehmer also bleibt ganz hinten im Tempel stehen, im Halbdunkel. Traut sich auch nicht, die Augen nach oben zu richten, sondern hat den Blick gesenkt. Schlägt sich an die Brust und murmelt: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ So hat es Jesus erzählt. Und hat gleich noch nachgeschoben, was sonst auch niemand mitbekommt: Nämlich wie das Gebet gewirkt hat. Denn es hat gewirkt.  

Beten ist kein Reden gegen die Wand. Gott ist nicht taub, Gott hört, was wir sagen. Gott weiß sogar, was wir nicht laut sagen, was wir nur denken. Was sonst keiner hören soll.

Der Zolleinnehmer war so zerknirscht, der wusste genau: er kann nur um Gnade bitten. Und Jesus hat dem Mann bescheinigt: Er ist tatsächlich begnadigt worden. Er ging entlastet nach Hause. So großzügig ist Gott, wenn wir ihm das anvertrauen, was sonst niemanden angeht. 

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