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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Was für eine Bitte!

Oliver Jeske über Matthäus 6,13.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]

Matthäus 6,13

Was für eine Bitte! Die, die sich zumindest ein klein wenig mit dem Christentum auskennen, haben sie garantiert schon einmal gehört – oder selbst gebetet. Es ist die Bitte aus dem Vaterunser, dem großen Gebet, das Jesus den Menschen gegeben hat, die ihm nachfolgen.

Die Bitte lautet: „Führe uns nicht in Versuchung.“ (Matthäus 6,13a) Oder besser formuliert: „Stell uns nicht auf die Probe.“

Der Zusammenhang macht deutlich: Es geht nicht um die zarteste Versuchung, sondern um Situationen, bei denen ich mich gravierend von Gott entfernen könnte. Warum sollte diese Bitte nötig sein? Ich glaube an einen Gott, der mich liebt. Warum sollte er mich in eine Situation hineinführen, die meine Beziehung zu ihm gefährden könnte?

Eine einfache Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Aber die Bibel ist durchzogen von bewegenden Erfahrungen. Reihenweise wird erzählt von Situationen, in denen es hieß: Vertraue ich Gott oder mache ich mein eigenes Ding? Selbst manche Glaubenshelden waren kurz davor, ihren Dienst für Gott zu quittieren. Aber sie haben erlebt: Gott ist noch größer als meine Zweifel an ihm. Seine Wege sind von Liebe zu mir durchzogen, auch wenn mir zunächst manches unerträglich erscheint.

In dieser Tradition verstehe ich die Bitte an Gott „Stell uns nicht auf die Probe.“ Jesus lädt seine Nachfolger ein: Vertraut eurem Gott wie einem Vater. Aber ringt auch mit ihm. Macht euch ehrlich. Sagt ihm, wo ihr eure Probleme mit ihm habt – und welche Ängste euch bewegen.

Das ist echte Beziehung! Gott hält das aus. Ja, Gott will das! Und aus dieser Beziehung kann ein neues tieferes Vertrauen erwachsen: Dass Gott es wirklich Gut mit mir meint, ganz egal wie meine Lebensumstände gerade aussehen.

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Kommentare (5)

Hans-Rainer P. /

In "Paroles et Textes" (franz. Losungen) steht es so: Ne nous expose pas à la tentation, also: Setze uns nicht der Versuchung aus. Jesus selbst wurde aber 3 mal von Gott (dem Teufel) der Versuchung ausgesetzt!

Christel S. /

Meine gesundheitlichen Lebensumstände sind schwierig, dennoch kann ich nicht glauben, dass Gott mich in Versuchung führt. Jesus wurde doch vom Teufel versucht. Im Vertrauen auf Gott habe ich viele mehr

Sabine /

Ganz ganz herzlichen Dank für Ihren sehr verständlich erklärten Anstoß, Herr Jeske.
Ich habe oft Schwierigkeiten mit genau diesem Vers, aber Ihre Worte sind mir eine große Hilfe.

Käthi F. /

Es bereitete mir schon lange Mühe, diesen Satz im Gebet zu sprechen. Ich bete nun jeweils:
"Führe mich .IN Der Versuchung" !
Obwohl ich nicht kath.bin, hat mich der Papst einmal stark mehr

Andreas K. /

Hallo Herr Jeske,
ein heikles Thema, die umstrittenste Bitte im -Vater unser-: " Und führe uns nicht in Versuchung". Hat schon manche Debatten ausgelöst und verschiedene Definition hervorgebracht. mehr