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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Statt Mauer Gottes Gnade

Andreas Odrich über 1. Chronik 29,5.

König David darf dankbar sein. Das ganze Volk hat nur das Beste zusammengetragen für den Tempelbau. Gold, Silber, Edelsteine, wertvolle Hölzer. Der Tempel soll Gott die Ehre geben, dem das Volk ein freies Leben verdankt. "Wer ist bereit, dem Herrn heute eine Gabe zu bringen," fragt David, und sie schaffen schon wieder wertvolles Baumaterial heran. So berichtet es das Buch der Chronik aus der Zeit vor 3000 Jahren.

Nur das Schlechteste, das Mieseste, was zu bekommen ist, lassen die DDR-Oberen vor 60 Jahren mitten in Berlin zusammentragen: Beton, Steine, Stacheldraht, Panzersperren. Das Volk wird auch gar nicht gefragt. Es wird einfach eingemauert am 13. August 1961, am Tag des Mauerbaus. Während die Bauarbeiter schuften, richten sich die Gewehre der eigenen Soldaten und Volkspolizisten auf sie.

Was für ein Kontrast. Hier ein Tempel, errichtet aus Jubel, Dankbarkeit und Freude. Dort eine Mauer, getränkt mit Wut, Hass und Verzweiflung. Der Tempel ein prächtiges Erinnerungszeichen für Gottes Größe und Gnade. Die Mauer, ein erbärmliches Mahnmal für menschliches Versagen auf ganzer Linie.

Gottes Gnade - sie hat 28 Jahre später, im Jahr 1989, die Mauer überwunden. Davon wird noch in 50 und in 100 Jahren zu erzählen sein, und es wird neue Zeichen von Gottes Gnade geben. Die Reste der Mauer muss man allerdings schon lange mit der Lupe suchen. Und das ist gut so, Gott sei Dank! 

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