Navigation überspringen

/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Rache - oder doch Gnade?

Hans Wagner über Psalm 94,18.

Wenn ich sprach: Mein Fuß ist gestrauchelt, so hielt mich, HERR, deine Gnade.

Psalm 94,18

Neulich im Alltag: Es herrschte gerade mal dicke Luft. Verabredungen waren nicht eingehalten, Absprachen nicht ausgeführt - irgend so etwas war passiert. Ein Kollege hing emotional kurz unter der Decke. Ein paar Gespräche später, einige Klärungen, organisatorische Korrekturen und so langsam entspannte sich alles wieder. Auch der Kollege. Er sagte so etwas wie: "Das ist oft so bei mir. Erstmal rege ich mich mächtig auf, dann fahre ich wieder runter und kümmere mich um die Wirklichkeit."

Ähnlich mag es vor zweieinhalbtausend Jahren dem Beter von Psalm 94 gegangen sein. Was er gerade erlebt hat, bringt ihn auf 180! Er fordert Gottes Rache ein, alle sollen zerschlagen werden, diese Narren sollen erkennen, wer Gott ist. Und dann - in der Mitte des Gebets - wendet er sich der Wirklichkeit zu: Gott selbst. Der Beter weiß: Bei Gott ist alles in guten Händen. Bei ihm gibt es Hilfe und Trost. "Wenn ich sprach: Mein Fuß ist gestrauchelt, so hielt mich, HERR, deine Gnade."

In der Gegenwart Gottes bekommt mein Erleben einen neuen Platz, manchmal auch eine neue Qualität. Das Wissen, dass ich in allem nicht alleine bin, sondern Gott immer an meiner Seite ist. Das Erkennen, dass auch ich Gottes Gnade brauche. All das lässt mich barmherziger mit anderen Menschen werden. Ich wünsche, dass mir das immer besser gelingt. Und es tröstet mich, dass auch der Beter des Psalms bis zum Schluss seinen Kampf damit hat. Er muss dann doch noch ein "Gott, vernichte sie" hinten dranhängen. 

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (1)

Annelies R. /

Ja man muss täglich Danke sagen für seine Bewahrung.