/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Nicht zurückblicken!
Horst Kretschi über Lukas 9,62
Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Es gibt in der Bibel Stellen, die sind schön und angenehm, leicht zu verstehen und einfach umzusetzen. Andere Stellen liegen beim Lesen eher quer im Magen und bereiten in gewisser Weise Unbehagen. Ein Abschnitt aus dem Lukasevangelium zählt zur letzteren Gattung. Dort geht es darum, dass ein Mensch zu Jesus kommt und ihm sagt, dass er Jesus folgen will. Jesus fordert wiederum andere dazu auf, ihm zu folgen. Mit der Nachfolge ist das scheinbar nicht ganz so einfach. Den einen stößt Jesus vor den Kopf, indem er ihm klar macht, dass die Nachfolge kein Zuckerschlecken ist. Die anderen wiederum haben noch dringende persönliche Dinge zu erledigen. Die haben Vorrang. Und da haut Jesus diesen Satz raus: »Wer die Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht brauchbar für das Reich Gottes.«
Hm. Sieht so Mitarbeitermotivation aus? Der Satz ist Grundlage für eine zwei Jahrtausende währende Geschichte der Entbehrung im Dienst der Kirche oder von geistlichen Orden. So verstanden, steht der Dienst für Jesus über allem, sogar über der eigenen Familie. Natürlich ist das eine völlig legitime Lesart - man kann diesen Satz durchaus so verstehen.
Ich sehe aber auch noch einen anderen Ansatz. Wer ein Leben mit Gott führt, der sollte nicht mehr auf seine Vergangenheit blicken. Egal wie die ausgesehen hat. Das ist das Geniale an der Umkehr zu Gott. Ein völliger Neustart ist tatsächlich möglich. Der Blick zurück wäre verkehrt und kontraproduktiv.
Ihr Kommentar
Kommentare (3)
Um mit einen Slogen eines Fernsehsender zu sagen: ,,So habe ich das noch nie gesehen!" (Arte)
Lukas Aussage unterstellt, als hätte man in der Vergangenheit nichts Gutes erreicht. Neuanfänge sind eine Maximalforderng, die dem Gewohnheitswesen Mensch es schwer macht. Wenn man alles Geschaffte … mehrzurücklassen müsste, wäre das auch für die Zurückgelassenen (Familie, Freunde, Tiere) schmerzlich. Ich blicke gern zurück auf das, was ich an Gutem erreicht habe (verzeihen, teilen, Gebote einhalten, Tier- und Umwelschutz, ) und erinnere mich an meine Fehler, so dass ich sie nicht wiederhole. Wer pflügt, dem empfehle ich, auch mal zurück zu schauen, ob die Furchen noch gerade sind. So kann man sich nach getaner Arbeit auch über das Ergebnis freuen. Wahrscheinlich musste Lukas so sehr polarisieren, um gehört und verstanden zu zu werden. Auch wenn viele in der Gesellschaft wirklich vollständig umkehren sollten, wünsche ich einigen einfach eine Weiterentwicklung oder Kurskorrektur.
Ein Neuanfang ist oft das Ergebnis einer bewussten Entscheidung dafür, aus der Erkenntnis heraus, das etwas davor wohl nicht so ganz gut gelaufen ist. Diese Erkenntnis kommt aber nur im Rückblick auf … mehrdas Geschehene, das Getane, das Unterlassene. Ein Neuanfang will und muss Fehler aus der Vergangenheit vermeiden. Es braucht also sehr wohl den Blick zurück! Aber einen solchen mit Einsicht, Erkenntnis und mit Willen zur Korrektur! Sind letztere Faktoren erfüllt, ist der Blick zurück nicht mehr notwendig, erst dann!