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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Mittendrin

Elke Drossmann über Nehemia 1,6.

Ach, HERR, lass doch deine Ohren aufmerken, dass du das Gebet hörst, das ich jetzt vor dir bete Tag und Nacht für deine Knechte.

Nehemia 1,6

Sehnsüchtig schaut Nehemia Richtung Süden. Jerusalem. Die Stadt seiner Träume. Als persischer Hofbeamter kann der Jude Nehemia nur von Jerusalem träumen. Seine Träume werden geerdet, als er von einem anderen Juden erfährt: Die Stadtmauern sind zerbrochen. Die Stadttore verbrannt.

Nehemia ist schockiert. Er weint. Er regt sich nicht auf. Nutzt seinen Einfluss nicht. Jedenfalls nicht beim persischen König. Er nutzt seinen Einfluss beim himmlischen König. Nehemia fastet, betet. Es bricht aus ihm heraus: „Ach, Herr, lass doch deine Ohren aufmerken, dass du das Gebet hörst, das ich jetzt vor dir bete Tag und Nacht für deine Knechte.“

Nehemia hat keine Stiefelknechte im Blick, sondern sein jüdisches Volk. Für sein Volk, sich selbst, betet er. Nicht nur einmal. Nein, jeden Tag neu. Und wenn ihm Jerusalem den Schlaf raubt, auch nachts. Nehemia ist mittendrin in der Geschichte seines Volkes. Auch mittendrin in der Schuld, die an Israel haftet. Nehemia nennt sie beim Namen: Sünde. Sünde, die einen Riss in die Beziehung zu Gott gebracht hat, aber auch das Volk zerrissen hat. Ein Teil sitzt noch in Babel, ein anderer Teil ist bereits wieder im Land seiner Väter.

In der Zeit vor Ostern, der Passionszeit, habe ich ähnlich wie Nehemia für Deutschland gebetet. Und war mit meiner Sünde mittendrin in der Schuld meines Volkes. Ich dränge Gott mehr an den Rand, als mir oft bewusst ist. Ich halte eigene Werte hoch, statt Gottes Werte. Ostern habe ich mit dieser Form des Gebets aufgehört – Nehemia hätte weiter gebetet…

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