/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Hören, begründen, handeln
Andreas Odrich über Jeremia 12,1.
HERR, wenn ich auch mit dir rechten wollte, so behältst du doch recht; dennoch muss ich vom Recht mit dir reden.
Man stelle sich vor: Ein Mitarbeiter stößt die Tür zum Zimmer seines Chefs auf, und lässt eine Schimpfkanonade los. Schonungslos knallt er alles auf den Tisch, was ihm nicht passt.
Es wäre keine Überraschung, wenn der Chef ihn rauswirft - aus dem Zimmer, aus der Firma. Der Chef des Propheten Jeremia, Gott selbst, reagiert anders. Auch hier platzt Jeremia mit der Wahrheit raus:
"Herr, wenn ich auch mit dir rechten wollte, so behältst du doch recht; dennoch muss ich vom Recht mit dir reden," schreit Jeremia Gott entgegen. Eine bittere Beschwerde über all das, was Gott seinem Volk zuteilwerden lässt. Und Gott - der hört erstmal zu. Und als das geschehen ist, schmeißt Gott Jeremia immer noch nicht raus. Vielmehr begründet Gott sein Verhalten und sichert Jeremia sogar noch zu, dass alles zu einem guten Ende kommen wird.
Erstmal hören, dann begründen, und erst dann handeln. Was für ein gutes Gesprächsmuster, das will ich gerne übernehmen. Ich lerne: Dieser Gott ist kein Schönwettergott, mit ihm darf ich Tacheles reden. Er hat ein offenes Ohr, er hört zu, er ist langmütig und versucht, die Dinge zu regeln. Das gibt mir Geborgenheit und Vertrauen. Gott hält sich nicht raus, Gott hängt sich rein. Gott fängt mich auf und ist dabei Vorbild zugleich.
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