/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Geht's noch – Freude am Gericht
Andreas Odrich über Jesaja 26,8.
Wir warten auf dich, HERR, auch auf dem Weg deiner Gerichte; des Herzens Begehren steht nach deinem Namen und deinem Lobpreis.
Es gibt Bibelverse, die kann man gründlich missverstehen. Hier ist so ein Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja aus der Hebräischen Bibel, dem so genannten Alten Testament: : "Ja, HERR, wir hoffen auf dich, auch wenn du uns strafst. Wir sehnen uns nach dir – wie könnten wir dich je vergessen?"
Geht's noch, wird mancher denken, hier freut sich jemand darauf, dass er gleich von Gott bestraft wird. Typisch Christentum, immer Sack und Asche.
Doch bei näherem Hinsehen geht es um etwas ganz anderes. Gott wird von Jesaja als ein Richter beschrieben, der Recht spricht. Ein Richter, der Gerechtigkeit walten lässt.
Gott ist also gerade nicht der Richter, der wie am Volksgerichtshof die zu Unrecht Angeklagten in einem Schauprozess zusammenschreit - Gott sucht selbst bei den Schuldigen nach Gnade und will sie auf einen guten Weg zurückbringen.
Freue ich mich demnach auf Gott und sein Gericht? Nun, ich bin ehrlich, wer setzt sich schon gerne mit seinen eigenen Fehlern auseinander. Aber vor Gott weiß ich, dass ich alles aussprechen kann, und dass dieser die Größe zur Gnade hat. Vielleicht muss ich die Freude über Gottes Gericht bei Jesaja noch lernen - aber wenn schon ein Richter, dann am besten Gott selbst. Menschen sind mir da zu unberechenbar.
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Liebes ERF-Team,
Ja, Gott ist ein Gott der GNADE. Aber derselbe Gott ist auch ein Gott des Gerichts. Warum soll das verniedlicht werden? Warum soll diese Seite Gottes nicht vielleicht doch auch ein … mehrStück weit in Frage gestellt werden? Wir leben doch in einer gefallenen Welt. Wir sind Menschen mit Fehlern, mit Unvermögen, mit Unzulänglichkeiten, mit Defiziten. Welchen Anspruch stellt Gott an uns Menschen? Können wir diesem Anspruch genügen? Nein, wir können diesem Anspruch Gottes an Seine Geschöpfe sehr oft nicht genügen. Darum ist Jesus der Mittler zwischen Gott und dem Menschen. Darum ist das Gericht über die Menschheit ergangen am Kreuz von Golgatha. Darum sagt Gott nicht einfach Ja zu unseren verkehrten Wegen. Darum ist das Evangelium ein Evangelium der Umkehr. Gottes Wege sind himmelhoch höher als unsere menschlichen Wege, und Gottes Gedanken sind himmelhoch entfernter von unseren menschlichen Gedanken. Die Liebe Gottes hat einen tödlichen Ernst. Der Mensch muß sich entscheiden für einen neuen Weg, auf dem Gerechtigkeit und Friede einander küssen und die Liebe das Zentrum und die Mitte des Lebens ist. Im Glauben an den HERRN Jesus geht es um eine andere Wirklichkeit, die in der Welt oft abgelehnt wird.
Mit herzlichem Gruß von Frank E.