Navigation überspringen

/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Durch Zweifel zur Hoffnung

Andreas Odrich über Psalm 80,19.

Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen.

Psalm 80,19

Vater, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen. Das hat Jesus am Abend vor seiner Verhaftung gebetet. Der Weg ans Kreuz war unausweichlich, und dennoch hat Jesus diese Bitte geäußert.

Für mich ist in diesem Zusammenhang gar nicht so wichtig, ob und wie Gott diese Bitte erhört. Für mich ist entscheidend, dass das Leben mit Gott keine Einbahnstraße ist. Jesus wird in den Evangelien nicht als Marionette geschildert, die fraglos funktioniert. Gerade im Leiden darf er aufbegehren und sich mit seiner verletzlichen menschlichen Seite zeigen.

Gott könnte empört sein über so viel Unglauben. Doch die Passionsgeschichte ist kein Einzelfall. 1.000 Jahre vor Jesus hat der Dichter Asaph in Psalm 80 sogar Bedingungen an Gott gestellt: Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen, schreit er Gott in einer ähnlich bedrohlichen Lage wie Jesus zu.

Ich finde das ermutigend. Zweifeln, mit Gott rechten und feilschen, Angst, Unglaube und Auflehnen gegen Gott ist den Berichten der Bibel nicht fremd. Heute ist Karsamstag. Jesus ist gestorben, aber noch nicht auferstanden. Wir stecken zwischen Verzweiflung und Hoffnung und er mit uns. Karsamstag ist genau der richtige Raum für alle diese Fragen und alle diese Zweifel. Sie müssen raus, sie dürfen ausgesprochen werden, das ist wichtig, und das ist gut so, um morgen echte Osterhoffnung feiern zu können.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Walther aus Witten /

Danke und shalom! ww

Heinrich D. /

Danke, Ihnen ein gesegnegtes Osterfest.