Mamas kluger Rat

Viel wissen wir nicht über sie. Noch nicht einmal ihren Namen. Vermutlich ist sie die Mutter eines arabischen Stammesfürsten gewesen – vor 3.000 Jahren im vorderen Orient. Zumindest eines ist klar: Lemuels Mama ist eine kluge Frau mit einem Blick für Wesentliches. Das wird deutlich in dem Rat, den sie ihrem Sohn mit auf den Weg gibt. Er ist uns überliefert im letzten Kapitel des Buchs der Sprüche in der Bibel. Was lese ich dort:

Tue deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind. Sprüche 31, Vers 8

Lemuel soll denen seine Stimme leihen, die in der Gesellschaft keine Rolle spielen, weil sie entweder unfähig zum Sprechen sind oder aber kein Gehör finden. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese anderen tatsächlich stumm sind oder es ihnen lediglich schwerfällt, die angemessenen Worte zu finden. Lemuels Mutter lenkt die Aufmerksamkeit ihres Sohnes auf benachteiligte Menschen. Und zwar auch dann, wenn das zunächst einmal Aufwand bedeutet.

Ich finde diesen mütterlichen Rat bemerkenswert. Von Lemuels Mutter lerne ich: Es gibt Wichtiges, auf das ich besonders achten muss. Denn es droht die Gefahr, dass es schnell übersehen wird. Ich will innehalten, zuhören und das Anliegen meines Gegenübers verstehen. Und dann ist es an mir, das Anliegen in angemessene Worte zu kleiden.