11.09.2017 / Gerechtigkeit

Wohnungslosigkeit: im Wahlkampf kein Thema

Die Caritas in Deutschland will das ändern

„Für uns ist das alles so selbstverständlich, abends nach Hause zu kommen, ein Bett zu haben. Und ich weiß: Mir passiert da nichts!“

Was Andrea Hniopek von  der Wohnungshilfe der Caritas schildert, ist in Deutschland normal. Oder etwa nicht? Nein, sagt Professor Ulrike Kostka von der Berliner Caritas. Schon lange gelte nicht mehr: Wer wohnungslos ist, ist irgendwie selbst schuld. Es gibt in Deutschland einfach zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Das Problem ist groß.

„Es gibt viele Obdachlose, die man in der Öffentlichkeit nicht sieht. Die Politik kann sich nicht länger leisten, dieses Thema zu verdrängen.“

Eine klare Ansage im Blick auf die Bundestagswahl am 24. September.

Es fehlt an einer Lobby für Wohnungslose

Die bisherige Untätigkeit der Politik zeigt sich auch in einer entlarvenden Tatsache. „Man weiß ja noch nicht einmal, wie viele wohnungslose Menschen es in Deutschand gibt. Wir fordern die Einführung einer bundesweiten Statistik“, so Kostka.

Die Caritas-Chefin kritisiert: Wenn es um der Deutschen liebstes Kind gehe, dann sei ein Diesel-Gipfel sofort möglich. Für einen Wohnungslosen-Gipfel fehle es an einer Lobby. Stattdessen müssten Kirchen und christliche Hilfsorganisationen in die Bresche springen. Die Politik schiebe hier Verantwortung ab.

Das Übel an der Wurzel Packen

Noch einmal: Notübernachtungsplätze ausbauen, damit Menschen ohne Obdach im Winter nicht erfrieren: Das ist gut und wichtig. Aber die Caritas fordert, das Übel an der Wurzel zu packen. Bezahlbarer Wohnraum in genügend großer Zahl muss her.

Autor/-in: Oliver Jeske