26.04.2011 / Mein Gott und die Welt

Wenn eine Ehe zerbricht...

Nach Jahren voller Streit und Nörgeleien nun die Scheidung. Rolf ist am Ende. Sein Freund Andreas leidet mit und teilt seine Gedanken per Blog.

In den letzten Jahren habe ich ihn immer mal wieder gefragt, was seine Ehe so macht. Einen wirklichen Anlass, dass was nicht stimmen könnte, hatte ich nicht dafür. Meist hat er darauf geantwortet, es sei alles in Ordnung. Und ich glaubte ihm.

Kürzlich begegnete ich Rolf* wieder und hakte auch diesmal nach: “Na, seid ihr noch zusammen?” Mit seiner Reaktion, seiner Antwort hatte ich nicht gerechnet! Er sagte: “Wir haben uns getrennt, leben in Scheidung…”

In dem Moment ist mir körperlich richtig schlecht geworden. Immerhin sind die beiden schon seit zehn Jahren verheiratet, haben zwei Kinder. Ich frage nach, es tut mir Leid. Es sei nicht mehr gut gegangen. Ständig diese Gängeleien, Nörgeleien seiner Frau. Nichts hätte er ihr recht machen können. Und eines Tages war, als er von der Arbeit nach Hause kam, die Wohnung leer. Sie war mit den Kindern ausgezogen, hatte auch viele Möbel mitgenommen.

Und nun würde ein bitterer Scheidungskrieg toben. Sie hatte sich einen Anwalt genommen, wurde zusätzlich von ihrem Chef beraten. Und wolle ihn bluten lassen…

Wie es ihm denn persönlich ginge? “Ach,” meinte er, “eigentlich ganz gut! Ich muss mir nicht mehr dieses ständige Meckern anhören, was ich alles falsch mache…”

Ich fragte ihn, woran es wohl lag, dass ihre Ehe auseinanderging. Er konnte es gar nicht genau benennen. “Es war sicher ein Fehler, überhaupt zu heiraten, aber das sehe ich erst jetzt so. Ich habe immer gedacht, das renkt sich mit der Zeit ein. Und wir sind ja auch wegen der Kinder zusammengeblieben. Allerdings: Ich habe mich in unserer Ehe nicht geändert, habe immer meinen Lebensstil weitergeführt. Auch nicht auf meine Hobbys und meinen Sport verzichtet.”

Und dann, so philosophiert er weiter, brauche es ja in der heutigen Zeit die einengenden Gesetze der Ehe nicht mehr, man könne ja auch so zusammenleben. Das mit dem Heiraten hätte sich eh überlebt.

Ich verstehe seine momentane Frustration, seine Enttäuschungen. Aber bin mit seinen Schlussfolgerungen gar nicht einverstanden, weil ich genau das Gegenteil denke. Verbindliche Partnerschaft auf Dauer angelegt, das scheint mir die Lösung für ein immer stärkeres Singledeutschland zu sein. Und es ist auch keine neue Idee, sondern sie ist so alt wie die Menschheit.

*Name geändert


Dieser Beitrag ist zuerst im persönlichen Blog von Andreas Meißner erschienen. Dort können Sie weitere Gedanken zum Thema "Mein Gott und die Welt" lesen.