04.10.2020 / Andacht

Wenn du keine Erdbeere bist, sei Rosenkohl!

Dankbar sein für die Begabungen, die du hast.

Wenn meine geistlichen Begabungen Obst wären, dann wäre ich gerne ein Erdbeerfeld. Im Winter hätte ich meine Ruhe, im Frühjahr würde ich wachsen und blühen und dann, wenn das Wetter Richtung Sommer schwenkt, würde ich köstliche, rotleuchtende Früchte in Hülle und Fülle hervorbringen. Alle würden total auf mich abfahren (Allergiker ausgenommen)! Selbst im Herbst, wenn meine Saison vorbei ist, erinnert man sich noch gerne an mich, wenn man sich die selbstgekochte Marmelade meiner Früchte aufs Brot schmiert.

Aber leider bin ich kein geistliches Erdbeerfeld. Auch kein edler Spargelacker, dessen Gewächse mit stolzen Kilopreisen aufwarten. Geistlich gesehen bin ich wohl eher ein Rosenkohlstängel. Meine Gaben leuchten dem Betrachter nicht verführerisch rot entgegen, sie zünden an der Zungenspitze kein süßes Feuerwerk und auch in Sauce Hollandaise ertränkt sind sie weiterhin grün und rundlich statt schlank und elegant.

Wenn mir die Gabe, die ich habe, nicht so recht schmecken will

Ich kenne nicht viele Menschen, die gerne Rosenkohl essen. Viele verabscheuen ihn gar. Dass ihn jemand als „Lieblingsgemüse“ bezeichnet hätte, ist mir noch nicht untergekommen. Rosenkohl, leicht bitter im Geschmack, gilt als gesund und ist eben vernünftiges Gemüse ohne irgendwelches Chi-Chi. Bei Kindern ruft er zuverlässig angewiderte Gesichter hervor, begleitet von demonstrativen Würgegeräuschen. Ach, was wäre ich gerne ein Erdbeerfeld, durch das Kinder lachend und naschend hüpfen! Oder ein Kirschbaum, Himbeerstrauch, Apfelbaum …

Gott ist gnädig und hat uns unterschiedliche Gaben geschenkt. Hat Gott dir zum Beispiel die Gabe der Prophetie gegeben, dann wende sie an, wenn du überzeugt bist, dass Gott durch dich redet. Besteht deine Begabung darin, anderen zu dienen, dann diene ihnen gut. Bist du zum Lehren berufen, dann sei ein guter Lehrer. Wenn du die Gabe hast, andere zu ermutigen, dann mach es auch! Wer Geld hat, soll es aus freien Stücken und ehrlich mit anderen teilen. Hat Gott dir die Fähigkeit verliehen, andere zu leiten, dann nimm diese Verantwortung ernst. Und wenn du die Begabung hast, dich um andere, die es nötig haben, zu kümmern, sollst du es mit fröhlichem Herzen tun (Römer 12,6-8).

Eine geistlich ausgewogene Ernährung

Wenn ich Paulus da richtig verstanden habe, möchte Gott also, dass ich ein fröhlicher Rosenkohl bin! Ich habe nicht die Gabe der Erdbeere und auch zum Geistesspargel bin ich nicht berufen. Es ist nicht meine Aufgabe, anderes Obst und Gemüse zu imitieren, weil das in frommen Kreisen gerade besonders gehypt wird, sondern die Frucht hervorzubringen, die Gott in mir gesät hat.

Und überhaupt: Wenn alle nur Erdbeeren oder Spargel zögen, wie sähe dann der Altar zum Erntedankfest aus? Ganz sicher nicht so bunt und vielfältig, wie wir das gerne sehen. Außerdem ist einseitige Ernährung ungesund, auch geistlich.

Ich bin Christin und muss mir manchmal klar machen: Christen bilden zusammen einen Leib. Füttern wir ihn nur mit Erdbeeren, wird er auf Dauer krank. Er braucht die ganze Fülle der Ernte, die die unterschiedlichen Gaben hervorbringen, um gesund zu bleiben und andere gesund zu machen. Da gibt es zwar die besonders leckeren Gaben, die viele toll finden.

Aber es werden eben auch die scheinbar unspektakulären, nicht immer ganz so wohlschmeckenden Früchte benötigt, damit der Leib gut funktioniert. Denn Bitterstoffe, wie sie reichlich in Rosenkohl, Chicorée oder Sauerampfer vorkommen, sind gut für Leber und Galle. Schon gewusst?

Autor/-in: Katrin Faludi

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